Höllenschlund
Zange.
Antonio war es nicht gewohnt, dass man ihm Widerstand leistete. Die Situation wurde immer komplizierter. Er setzte zu einem Scheinangriff gegen den Mann an, dann drehte er sich um und lief zum Ausgang. Er schlug auf einen Lichtschalter und flüchtete aus dem Raum.
»Angela, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Gamay.
»Wir sind es, die Trouts.«
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Angela. »Er ist hinter mir her.«
Das Licht ging wieder an.
Angela stürmte heraus und schlang die Arme um Gamay.
Ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
Paul durchsuchte schnell den Raum. Dann öffnete er die Ausgangstür und trat in den Korridor hinaus. Alles war still.
Er kehrte ins Büchermagazin zurück. »Er ist weg. Wer war dieser Typ?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Angela. »Er hat Helen umgebracht. Und dann hatte er es auf mich abgesehen. Er kannte meinen Namen.«
»Die Eingangstür war nicht abgeschlossen«, sagte Paul.
»Auf der Suche nach Ihrem Büro haben wir uns verlaufen, und dann hörten wir Sie schreien. Sie sagen, er hätte Ihre Chefin ermordet?«
Obwohl es ihr widerstrebte, zum Schauplatz des Mordes zurückzukehren, führte sie die Trouts durch den Korridor zu Woolseys Büro. Paul schob die Tür mit der Schuhspitze auf und trat ein. Er ging zum Schreibtisch und legte ein Ohr über Woolseys offenen Mund, doch er konnte ihren Atem weder hören noch spüren. Allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, dass sie noch am Leben war, nachdem er die ungewöhnliche Kopfhaltung und die Druckstellen an ihrer Kehle gesehen hatte.
Also kehrte er in den Korridor zurück. Gamay hatte der jungen Frau einen Arm um die Schultern gelegt. Sie sah den ernsten Gesichtsausdruck ihres Mannes und wählte mit ihrem Handy die Notrufnummer. Dann gingen sie nach draußen und warteten auf die Polizei.
Der Streifenwagen war innerhalb von Minuten da. Zwei Polizisten stiegen aus, und nachdem sie mit den Trouts und Angela gesprochen hatten, riefen sie Verstärkung. Dann zogen sie ihre Pistolen. Einer ging ins Gebäude, während der andere außen herumlief.
Antonio kam aus der Deckung eines Baumes, der in einem kleinen Park dem Bibliothekseingang gegenüber stand.
Die rot-blauen Lichter des Streifenwagens spiegelten sich auf seinen weichen Gesichtszügen. Neugierig blickte er auf den großen Mann und die rothaarige Frau, die seine Jagd unterbrochen hatten.
Ein weiterer Streifenwagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und zwei Polizisten stiegen aus.
Antonio tauchte wieder in die Dunkelheit und verließ die Umgebung der Bibliothek, ohne dass ihn jemand gesehen hätte. Er konnte sehr geduldig sein. Er wusste ja, wo Angela wohnte. Und wenn sie heute Nacht nach Hause kam, würde er auf sie warten.
35
Austin schwebte zwischen Wachen und Schlafen, als er eine Änderung des Flugverhaltens der Citation spürte. Er öffnete die Augen und schaute aus dem Fenster. Er erkannte in dem Lichtermeer Washington und die dicht bevölkerten Vorstädte in Virginia.
Carina schlief mit dem Kopf auf seiner Schulter. Er tippte gegen ihren Arm. »Wir sind zu Hause.«
Sie wachte auf und gähnte. »Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist unser Start in Paris.«
»Du wolltest mir von deinen Plänen für die Ausstellung erzählen.«
»Tut mir leid.« Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen.
»Ich werde sofort in mein Hotel gehen und mich gründlich ausschlafen. Morgen früh nehme ich einen Zug nach New York. Ich muss mit den Leuten vom Metropolitan Museum of Art über die Eröffnung reden.«
»Du willst es auch ohne den
Navigator
durchziehen?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig. Wenn man es positiv sieht, könnte die Nachricht vom Diebstahl der Statue mehr Besucher anziehen.«
Austin suchte nach Worten, die nicht den Eindruck erweckten, dass er sie bevormunden wollte. »Hältst du es in Anbetracht der jüngsten Ereignisse wirklich für eine gute Idee, allein zu reisen?«
Sie küsste ihn auf die Wange. »Danke, Kurt, aber nur sehr wenige Personen werden von meinen Plänen erfahren.« Sie gähnte erneut. »Glaubst du, dass ich immer noch in Gefahr bin?«
Austin presste die Lippen zu einem dünnen Lächeln zusammen. Er wollte Carina keine Angst einjagen, aber sie sollte sich darüber im Klaren sein, dass sie mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herumlief.
»Unser Freund Buck sagte, dass du entführt werden sollst.
Die Leute, für die er arbeitet, haben einen weitreichenden Einfluss. Das haben wir schon in der Türkei
Weitere Kostenlose Bücher