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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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gehen und mit dem Piloten plaudern.«
    Austin grinste über die Reaktion seines Freundes. Doch seine gute Laune währte nur kurz. Buck und Ridley waren zwar tot und ihre Kameraden aus dem Verkehr gezogen, aber wenn Austins Vermutungen über Viktor Baltazar stimmten, dann würden sie demnächst noch mehr Männern mit kalten Augen begegnen.
    Und das Schlimmste war, dass der Killer mit dem Babygesicht immer noch frei herumlief.

34
    Angela hatte ein Gefühl, als wäre jemand über ihr Grab gelaufen.
    Es gab keinen vernünftigen Grund für die eisige Kälte zwischen ihren Schulterblättern. Sie blieb häufig länger in der Bibliothek und hatte bisher nie Unbehagen empfunden, wenn sie allein gearbeitet hatte. Im Gegenteil, für sie hatte es etwas Tröstliches, von der gesammelten Weisheit mehrerer Jahrhunderte umgeben zu sein.
    Sie glaubte, gehört zu haben, wie jemand gerufen hatte.
    Aber sie war sich nicht sicher. Schließlich war sie ganz auf das Lewis-Material konzentriert gewesen.
    Ansonsten hielt sich nur noch ihre Chefin im Gebäude auf. Vielleicht hatte ihr Helen Woolsey Gute Nacht gesagt.
    Angela lehnte sich auf dem Stuhl zurück und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie hatte auf Zeit gespielt und gehofft, dass Woolsey das Haus verlassen hatte, wenn die Trouts zurückkehrten. Sie konnte ihre Aufregung kaum im Zaum halten. Sie hatte ihnen viel zu erzählen.
    Sie horchte. Stille. Aber sie hatte trotzdem das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Angela erhob sich von ihrem Platz und ging durch den stillen Lesesaal. Sie trat in einen dunklen Korridor und schaltete das Licht ein. Doch im Gang blieb es dunkel. Morgen würde sie dem Hausmeister Bescheid sagen. Sie lief durch den Korridor und näherte sich dem Lichtschein, der unter Helens Tür hervordrang.
    Sie blieb stehen und klopfte leise. Keine Antwort. Helen schien vergessen zu haben, das Licht auszumachen. Angela öffnete die Tür, trat ein und erstarrte.
    Helen Woolsey saß an ihrem Schreibtisch, die Hände im Schoß zusammengefaltet. Der Kopf lag im Nacken, wie bei einer kaputten Spielzeugpuppe. Ihr Mund stand weit offen, und die toten Augen starrten die Decke an. Dunkelrote Flecken verunzierten ihren blassen Hals.
    Ein stiller Schrei hallte in Angelas Schädel. Sie legte eine Hand auf den Mund und unterdrückte das Bedürfnis, sich zu übergeben.
    Langsam zog sie sich aus dem Zimmer zurück. Ihr Instinkt drängte sie, schnell zur Eingangstür zu laufen. Sie starrte in den unbeleuchteten Korridor, doch jetzt hielt ihr Instinkt sie davon ab, einfach in den Schatten zu stürmen. Statt in Richtung Eingang lief sie tiefer ins Gebäude hinein.
    Antonios massive Gestalt trat aus dem Zwielicht. Er hatte den Lichtschalter mit einem Taschenmesser lahmgelegt und erwartet, dass die junge Frau in Panik geriet und ihm direkt in die Arme lief. Aber sie hatte sich in die entgegengesetzte Richtung gewandt und wie ein Kaninchen in den Bau zurückgezogen.
    Antonios Blut war in Wallung geraten, nachdem er die Wächterin getötet hatte. Es war sehr einfach gewesen. Die Aussicht auf eine schwierigere Aufgabe reizte ihn. Es war erheblich befriedigender, das Opfer am Ende einer längeren Jagd zu erlegen.
    Er ging an Woolseys Büro vorbei und warf einen Blick auf sein Werk. Woolsey war die Letzte in einer langen Reihe von Wächtern gewesen, die im Geheimen in der Philosophischen Gesellschaft gearbeitet hatten. Das Wächtersystem reichte Jahrhunderte zurück. In Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt wurden heimlich Wächter rekrutiert, deren einzige Aufgabe darin bestand, Alarm zu schlagen, sobald es einen Hinweis gab, dass das
Geheimnis
aufgedeckt werden könnte.
    Vor zweihundert Jahren hatte ein anderer Wächter in der Philosophischen Gesellschaft Jeffersons Entdeckungen gemeldet. Es war einer der Gelehrten gewesen, die Jefferson um eine Übersetzung der Worte auf dem Pergament gebeten hatte. Mit der Vernichtung von Jeffersons Dokumenten hätte das Problem eigentlich erledigt sein sollen, doch dann wurde die Verbindung zu Meriwether Lewis entdeckt. Also hatte man Mörder ins Louisiana-Territorium schicken müssen, um dieses lose Ende zu verknüpfen.
    Woolsey hatte nicht ahnen können, dass ihr erster Anruf als Wächterin eine Kette von Ereignissen in Gang setzte, die schließlich zu ihrer Ermordung führen würden. Sie hatte die Aufgabe gehabt, jede ernsthafte Anfrage zu melden, bei der es um phönizische Kontakte zu Amerika ging. Pflichtbewusst hatte sie also den

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