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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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mich lieber sofort. Die Vorstellung, dass Sie mich berühren, ekelt mich an.« Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. Doch er versperrte ihr den Weg. Instinktiv drehte sie sich um und suchte nach einem Fluchtweg. Dabei fiel ihr Blick auf das Gesicht der Statue, die vom flackernden Fackelschein erleuchtet wurde.
    »Die
Statue
. Jetzt erinnere ich mich. Ich habe so eine schon einmal gesehen, und zwar in Rom. Sie wurde während der Punischen Kriege aus Karthago mitgenommen. Die Karthager haben sie benutzt, dem Gott Baal ihre Kinder zu opfern, als die Römer die Stadt angriffen.
Deshalb
wurde Ihre geheiligte Priesterin in die Verbannung geschickt. Weil sie Menschenopfer praktizierte.«
    »Salomon war ein Scheinheiliger«, blaffte Baltazar zurück.
    »Er hat zwar die alten Götter verehrt, doch als seine Priester gegen ihn aufbegehrten, hat er ihnen nachgegeben.«
    »Ich will nichts mit Ihnen oder Ihren abscheulichen Göttern zu tun haben. Ich will, dass Sie mich sofort gehen lassen.«
    »Das ist unmöglich.«
    Ein böses Funkeln trat in Carinas Augen. Sie riss die Fackel aus dem Ständer und schlug damit in Baltazars Richtung.
    Er lachte über ihren Trotz.
    »Geben Sie das Ding her, bevor ich es Ihnen wegnehme.«
    »Wenn Sie mich nicht gehen lassen, vernichte ich Ihre wunderbare Priesterin!« Sie wirbelte herum und hielt die Fackel in die Nähe der Pergamentblätter auf dem Altar.
    Baltazars Hand bewegte sich mit der Schnelligkeit einer Kobra. Er entriss ihr die Fackel, bevor die Seiten Feuer fangen konnten, und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Carina brach bewusstlos zusammen.
    Baltazar blickte zur Statue auf. Die schräg gestellten Mandelaugen glitzerten im Licht. Die Arme reckten sich ihm entgegen, als wollten sie ihn umschließen.
    Er schaute auf Carinas schlaffen Körper am Boden, dann wieder zur stummen Statue. Er legte den Kopf schief, als würde er auf etwas horchen.
    »Ja«, sagte er nach einer Weile. »Jetzt habe ich verstanden.«

44
    Austin ließ den Seesack mit seiner Taucherausrüstung gleich hinter der Tür zum Bootshaus fallen und ging ins Arbeitszimmer. An seinem Telefon blinkte ein rotes Licht. Zwei neue Nachrichten. Er drückte auf den Wiedergabeknopf. Die erste Nachricht war von Carina.
    »Hallo, Kurt. Es ist halb zwei, und ich verlasse gerade das Met. Die Konferenz war ein riesengroßer Erfolg! Kann es gar nicht abwarten, dir davon zu erzählen. Hoffe, die Computerrekonstruktion des
Navigators
hat etwas geholfen. Nehme jetzt ein Taxi zur Penn Station. Ich müsste am späten Nachmittag wieder in D. C. sein. Werde anrufen, wenn ich mich auf den Weg mache.
Ciao.
«
    Er blickte auf die Uhr an der Wand. Es war nach zehn.
    Das Piepen, mit dem die zweite Nachricht angekündigt wurde, riss ihn aus seinen Gedanken. Vielleicht hatte Carina noch einmal angerufen.
    Die folgende Nachricht war kurz und erschreckend.
    »Guten Abend, Mr. Austin«, sagte eine metallisch klingende Stimme. »Wir haben die italienische Ware, an der Sie interessiert sind. Rufen Sie bitte unter dieser Nummer zurück.«
    Ein Stimmverzerrer ließ den Anrufer wie einen Roboter klingen. Die Telefonnummer, die auf dem Display stand, hatte eine Auslandsvorwahl. Austin erinnerte sich an Bucks Worte, als sie sich im Topkapi-Palast gegenübergestanden hatten.
    Mein Auftraggeber hat andere Pläne für sie.
    Carina war also nie in der Penn Station eingetroffen. Austin schürzte die Lippen. Im Geist ging er noch einmal alle von Carinas Schritten durch, in der Hoffnung, dass er einen Hinweis auf ihr Verschwinden fand. Carina hatte niemandem sonst von ihrem Vorhaben erzählt, zum Met zu gehen. Er erinnerte sich, wie sie morgens von seinem Telefon aus noch ein paar letzte Vereinbarungen mit den Museumsmitarbeitern getroffen hatte.
    Austin nahm den Hörer ab, um Zavala anzurufen, doch dann hielt er mitten in der Bewegung inne. Er legte das Telefon zurück, als hätte es sich plötzlich in eine Klapperschlange verwandelt, und trat hinaus auf die Terrasse.
    In der Luft lag ein fauliger, aber nicht unangenehmer Geruch nach Schlamm und verrottenden Pflanzen. Liebestolle Frösche quakten schmachtend leise Lieder vor dem Chor der Insekten. Der Fluss war ein blasses Gespenst im Licht des Halbmondes. Austin dachte an den Mann, der um sein Haus geschlichen war, als er hier zum ersten Mal mit Carina zu Abend gegessen hatte. Die hohe Eiche, unter der er den Fußabdruck gefunden hatte, hob sich als Schattenriss vor dem bleich schimmernden Fluss ab.
    Der

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