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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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CAPTAIN PHILLIPS aufgehängt, das von hunderten Leuten unterschrieben worden war, und als wir in die Zufahrt zu unserem Haus einbogen, hing das Banner an der Scheune auf der anderen Straßenseite. Ich war überwältigt und konnte mich nicht genug bedanken.
    Doch die volle Wucht der Gefühle über das, was ich durchgemacht hatte, traf mich erst, als ich endlich zu Hause war. Meine Empfindungen konzentrierten sich auf einen bestimmten Augenblick auf dem Boot: der Augenblick, als ich mich innerlich von meiner Familie verabschiedet hatte und daran hatte denken müssen, dass Dan jetzt, wenn er älter wurde, sagen würde, er habe eigentlich gar keinen Vater, weil er nie zu Hause sei und ihn nicht liebe. Von dieser Erinnerung wurde ich nun doppelt schmerzhaft durchdrungen. Ich durfte keine Minute mehr verstreichen lassen, ohne etwas dagegen zu tun.
    Ich nahm Dan beiseite. Mit Tränen in den Augen sagte ich: »Dan, weißt du noch, dass du immer darüber gewitzelt hast, du hättest gar keinen Vater?«
    »Ja«, nickte er.
    »Sag das nie wieder, hörst du?«
    Er nickte nur. Der bloße Gedanke daran, dass mein Sohn das sagen könnte, verletzte mich so tief, dass ich nicht mehr darüber witzeln mochte. Jetzt, da ich meiner Familie zurückgegeben worden war, sollten sie nicht mehr den geringsten Zweifel daran haben, wie viel sie mir bedeuteten.
    Andrea und ich waren uns vollkommen bewusst, wie nahe wir daran gewesen waren, einander zu verlieren. Wir saßen nebeneinander auf der Couch, und ich sagte: »Weißt du, Ange, eigentlich hatte ich kaum eine Chance, das zu überleben.« Worauf sie antwortete: »Ja, ich weiß.« Auch ich wusste es. Und dann fügte sie hinzu: »Wenn du wieder mal so eine Glückssträhne kommen spürst, wäre es mir lieber, du würdest einfach nur ein Lotterielos kaufen.«
    In den ersten paar Wochen nach meiner Heimkehr wollte mich Andrea kaum aus den Augen lassen. Manchmal wachte ich mitten in der Nacht auf und spürte, dass sie nach mir tastete, als hätte sie ständig Angst, dass die andere Seite des Betts leer sein könnte. Aber am nächsten Morgen erinnerte sie sich nicht daran. Ich flüsterte dann: »Alles okay, Ange. Ich bin da. Schlaf weiter.« Nach ein paar Tagen sagte ich zu Freunden: »Sie lässt mich nicht mal allein aufs Klo gehen!« Das war natürlich übertrieben – aber nicht sehr.
    Ich hatte tatsächlich noch keine Vorstellung davon, dass die ganze Welt meine Leidenszeit beobachtet hatte. Deshalb war ich auch absolut überwältigt, wie viele Menschen emotional von den Ereignissen berührt oder betroffen waren: Menschen, die die dramatische Entwicklung von ihrem Krankenhausbett aus verfolgt hatten; Menschen, die selbst schon etwas Ähnliches hatten durchmachen müssen; Menschen, die mir nur einfach kundtun wollten, dass sie stolz auf mich waren. Zum Beispiel schrieb mir ein Farmer aus dem Westen der Staaten, dass er für mich Viehtransporte durchführen wolle, wohin immer ich wollte (ich musste ihm allerdings mitteilen, dass ich gar kein Vieh besaß), und ein Mann aus Vermont bot mir seine Jagdhütte an. All diese Menschen fühlten sich einfach mit meinem Schicksal verbunden. Ich war wirklich überwältigt.
    »Das hat meinen Glauben an die Menschen wieder hergestellt«, gab auch Andrea zu. »Sechzehn Jahre als Krankenschwester in der Notaufnahme – da erlebst du viele entsetzliche Schicksale, und nur wenige gehen gut aus. Das Vertrauen in andere Menschen nutzt sich dabei ziemlich schnell ab. Man vergisst manchmal, dass es auch noch Gutes gibt auf der Welt. Aber nachdem ich jetzt erlebt habe, wie großzügig die Menschen uns gegenüber waren, wie sehr sie sich um uns sorgten, habe ich begriffen, dass es tatsächlich noch Gutes gibt, selbst wenn man nicht mehr damit gerechnet hat.« Unser Denken, unsere Empfindungen darüber wurden in neue Bahnen gelenkt, und das hatten wir weniger den vielen Berühmtheiten zu verdanken, denen wir nun begegneten, sondern einfachen Menschen, wie wir selbst es waren. Da war der Nachbar, der uns jeden Tag einen Teil seiner Mahlzeiten schickte, ohne einen Dank hören zu wollen. Oder der somalische Flüchtling, der in Andreas Krankenhaus arbeitete und ihr versicherte, wie froh er für mich sei, und sich für die bösen Menschen in Somalia entschuldigte. Andrea antwortete, »Schlechte Menschen gibt es überall.«
    Und das stimmt auch. Aber es gibt noch mehr gute Menschen. Daran glaube ich nun fest.
    Wir unternahmen nun Dinge, von denen ich früher nicht einmal

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