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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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meine Familie in Vermont anzurufen.
    Nun strömten die Menschen in unser Haus, um zu feiern. Aber Andrea hatte in den letzten Tagen ein Wechselbad der Gefühle erlebt; die enorme Erleichterung bei meiner Befreiung hatte sie nun völlig erschöpft. »Es war, als würde der Stöpsel in der Wanne gezogen. Meine ganze Energie und Kraft flossen davon«, sagte sie. »Ich wollte nur noch mit den Kindern allein sein.« Zusammen mit Alison plante sie, wie sie die Leute wieder nach Hause schicken konnten. Eine ihrer Freundinnen merkte sofort, dass Andrea wieder die Alte war, als sie sie ein paar Stunden nach der guten Nachricht in einem anderen Zimmer aufschreien hörte: »WER HAT COLA AUF MEINEM TEPPICH VERSCHÜTTET?« Andrea kann sich daran zwar nicht mehr erinnern, aber es klingt ganz nach ihr. Für sie war es eine Erleichterung, sich wieder mit ganz alltäglichen Dingen befassen zu können: Hatten alle genug zu essen? Wer bringt meinen ganzen Haushalt durcheinander?
    Die Befreiung brachte Andrea dem Glauben wieder näher – oder ließ sie ihn wiederfinden, da sie ihn seit einiger Zeit gewissermaßen »verlegt« hatte, wie sie es ausdrückte. »Ich glaube nicht an den strafenden Gott, der dir jede Sünde nachträgt«, erklärte sie. »Aber ich glaube an den Gott der Liebe. Bei mir klingt das ungefähr so: ›Lieber Gott, ich bin nicht grade dein größter Fan, aber jetzt schulde ich dir was.‹ Und ich habe vor, meine Schuld auch einzulösen.«
    Ich wurde am Ostersonntag befreit und flog am darauf folgenden Freitag nach Hause. Der [im April 2012 verstorbene] Eigentümer von Maersk stellte mir seinen Privatjet zur Verfügung, so dass die Reise, die normalerweise 45 Stunden gedauert hätte, nur 18 Stunden dauerte. In den über 30 Jahren zur See war ich so oft von allen möglichen Orten auf der Erde nach Vermont zurückgekehrt, aber dieses Mal war es eine ganz andere Erfahrung. Das hatte nicht nur mit dem luxuriösen Jet und dem Direktflug zu tun, sondern auch mit der Vorfreude, meine Lieben wiederzusehen. Ich saß im Jet, nippte an einer Cola, schaute auf die Wolken hinunter und stellte mir den Augenblick vor, wenn ich sie endlich wiedersah.
    Andrea erzählte mir, dass sie mit Dan und Mariah zu meinem Flugzeug hinausgegangen sei, nachdem es gelandet war. Unterwegs habe Mariah gesagt, »Mom, ich muss jetzt einfach loslaufen!« Andrea sagte: »Dann lauf doch los!« Mariah rannte voraus, genauso, wie sie es als kleines Mädchen immer getan hatte. Und ich sah Mariah, die sich einfach durch die Zollbeamten drängte und sich mir in die Arme warf. Ich umarmte sie heftig und gab ihr einen Kuss. Dan bekam eine Bärenumarmung. Erst dann sah ich Andrea. Sie sprang mir buchstäblich in die Arme, und ich war so überwältigt, dass ich kein Wort herausbrachte. Sie sagte: »Oh Gott, es ist wunderbar, dich wiederzuhaben.« Und ihr zweiter Satz: »Und du hast dich nicht mal umgezogen?!« Weil ich denselben Overall trug, den mir die Navy vor vier Tagen gegeben hatte; in diesem Overall hatte sie mich im Fernsehen zuerst gesehen. Ich lachte. Den Anzug hatte ich anbehalten, weil ich damit meine Verbundenheit mit der Bainbridge , der Boxer und der Arleigh Burke zeigen wollte. Darunter trug ich auch das weiße Standard-T-Shirt, das mir ebenfalls die Navy gegeben hatte, obwohl ich selten T-Shirts trage. Dann schaltete Andrea in ihren Krankenschwestermodus: Von jetzt an würde sie sich um meine Wunden kümmern – noch Monate später hatte ich Narben und gefühllose Stellen an Armen und Handgelenken, Spuren der Fesseln –, für mich kochen und dafür sorgen, dass ich genug Schlaf bekomme.
    Es war fast wieder wie damals, als ich in Grönland beim Löschen der Fracht beinahe von einer Kranhakentraverse zerquetscht worden wäre. Man merkt nicht, was man besitzt, bis man es fast verliert. Aber danach erscheint es einem umso wertvoller.
    Am Flughafen wurden wir von einer großen Menschenmenge umringt – Medienleute, Regierungsvertreter und viele andere, die uns Glück wünschen wollten. Ich sah es in ihren Gesichtern, wie aufrichtig sie mich willkommen hießen. Aber ich selbst wollte nur noch nach Hause. Wollte in das Leben zurückkehren, das ich liebte, und zu der Familie, die mir so sehr gefehlt hatte.
    Als wir aus dem Flughafen kamen, standen Leute und hielten Schilder in die Höhe, und es standen auch viele Menschen vor ihren Häusern und an den Straßen. Im Gemischtwarenladen hatten sie ein großes Banner mit der Aufschrift WILLKOMMEN ZU HAUSE,

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