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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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und fesselten meine Hände an die horizontale Haltestange, die unter der Decke des Boots angebracht war. Das Fesseln wurde von Musso übernommen, der dafür sorgte, dass ich wirklich gut und fest verschnürt wurde. Ich musste niederknien; er fesselte mir die Hände, warf das Seil über die Stange und zog meine Hände hoch, bis meine Arme so fest gespannt waren, dass ich die Schultern knacken hörte. Die Füße fesselte er an die Sitzbefestigung vor mir.
    Dann fingen sie an, sich wirklich mit mir zu beschäftigen.
    Wenn ich von richtig bulligen Schlägertypen verprügelt worden wäre, hätten die Chirurgen wahrscheinlich bis heute zu tun, um mich wieder zusammenzuflicken, denn die Somalis wollten mich wirklich in Stücke schlagen. Sie rasten vor Zorn, stampften im Boot umher, Spucke sprühte, als sie mir Nase an Nase ihre Wut und ihre Beleidigungen ins Gesicht schrien. Aber sie waren doch ziemlich mickrige Burschen, und in ihren Schlägen steckte nicht sehr viel Kraft. Ehrlich, meine Schwester Patty kann härter zuschlagen. Ich spürte zwar, wie sich mein Gesicht und der Brustkorb allmählich mit Blutergüssen überzogen, aber ich wusste auch, dass ich es überleben würde. Viel mehr Sorgen bereiteten mir die Schläge mit dem Griff der Pistole. Young Guy schlug mir das Griffstück immer wieder aufs Knie, und jedes Mal, wenn er das tat, zielte der Lauf direkt auf meinen Bauch. Er will mich nur schlagen, dachte ich, aber der Trottel wird mich erschießen.
    »Wir töten dich! Wir töten dich!«, brüllten sie immer und immer wieder. Sie wirkten auf mich wie wütende Hornissen.
    Und sie ließen nicht von mir ab. Wenn einer müde wurde, lief er ein paarmal im Boot hin und her, dann kam er zurück, und die Schläge und Fußtritte begannen von Neuem. Aber weil nicht genug Platz war, dass sich alle vier gleichzeitig an mir austoben konnten, mussten sie sich abwechseln.
    Irgendwann hatten sie dann doch genug davon, mich zu verprügeln. Sie waren völlig außer Atem, und ich war fix und fertig. Außerdem saß ich jetzt wieder in diesem Brutofen. Das war fast noch schlimmer als die Schläge.
    »Meine Hände sterben ab!«, schrie ich sie an. »Ihr müsst die Knoten lockern!« Tatsächlich fühlte es sich so an, als würden meine Hände durch die Fesseln abgetrennt. Die Schmerzen waren entsetzlich, wie Nadelstiche, aber in tausendfacher Verstärkung.
    Musso kam herüber, löste die Fesseln und band sie neu, aber ein wenig lockerer.
    Sie hörten auf , mich zu schlagen.
    Der Anführer schrie seine Burschen immer noch auf Somalisch an, und aus seinen Gesten konnte ich erraten, worum es ging. »Von jetzt an wird er ständig von zwei Leuten bewacht. Und einer steht an der Tür. Immer!« Und von diesem Moment an waren ständig zwei Waffen auf mich gerichtet, nie mehr als einen Meter entfernt.
    Das war das Ende ihres jovialen Verhaltens. Ich hatte ihnen endgültig die gute Laune verdorben. Ihnen die Maske vom Gesicht gerissen. Sie waren richtig geschockt, dass mir die Flucht beinahe gelungen war. Ich hielt mich offenbar nicht an die Spielregeln. Sie spürten, wie gefährlich es für sie wurde, wenn ich versuchte, mich zu retten.
    Und von diesem Augenblick an änderte sich auch ihr Verhalten mir gegenüber vollständig. Vorher war ich ihre Geisel gewesen, aber immerhin ein Mensch. Ich hatte mit Musso und Tall Guy Witze gerissen und mit Young Guy herumgealbert. Dieses Band war jetzt zerrissen. Von nun an betrachteten sie mich eher als Tier oder Objekt.
    Während ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen, ging mir ein Gedanke durch den Kopf. Entweder komme ich hier lebend raus oder sie. Aber nicht beides.
    Bis Sonnenaufgang an diesem Freitag waren es immer noch ein paar Stunden. Mir kam es so vor, als hätte mein Fluchtversuch ungefähr eine halbe Stunde gedauert, aber es waren bestimmt höchstens fünf Minuten, wenn überhaupt. Ich dachte, Vielleicht bin ich wirklich völlig allein hier draußen. Wenn die Navy wirklich hier aufgekreuzt war, um mich herauszuholen, und wenn sie auf dem Kriegsschiff Scharfschützen hatten, die nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, dann hätten sie diese Schweinehunde doch mit Sicherheit längst aus dem Wasser geblasen.
    Warum haben sie nichts unternommen? , fragte ich mich immer wieder. Sie müssen mich doch gesehen haben, müssen beobachtet haben, wie meine Flucht gescheitert war. Aber das Schiff hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
    Vielleicht sind sie nur hier, um die Situation zu beobachten, dachte

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