Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
klammerte mich voller Verzweiflung daran und hoffte, dass mich die Piraten nicht entdeckten. So blieb ich eine halbe Minute hängen. Ich hörte sie laut herumbrüllen und im Boot aufgeregt hin und her laufen. Aber ich befand mich im Schatten des Rumpfs; um mich hier unten zu entdecken, hätten sie sich weit hinauslehnen müssen.
Das Rettungsboot schaukelte in den Wellen, und ich musste mich mit aller Kraft daran klammern, um nicht den Halt zu verlieren und abgetrieben zu werden. Die Somalis starteten den Motor und fuhren langsam im Kreis. Ich klammerte mich an die Kühlrohre des Motors, die unten am Kiel des Boots verliefen, und ließ mich mitziehen.
Wieder hielten die Piraten an. Ich tauchte auf der anderen Seite des Bugs auf. Im selben Moment hörte ich Schritte über mir. Schnell tauchte ich wieder unter, schwamm unter dem Rumpf durch und tauchte an der anderen Seite wieder auf. Meine Lage hatte sich drastisch verschlechtert: Vom Versteckspielen auf einem 150 Meter langen Schiff war ich nun zum Hasch-mich-Spielen unter einem Sechs-Meter-Boot herabgesunken. Wenn ich das auf meine Chancen für eine Flucht übertrug, sah es nicht gut für mich aus.
Ich verlor jede Hoffnung, es noch bis zur Bainbridge zu schaffen. Und ich hatte auch keine Ahnung, ob sie inzwischen mit voller Kraft auf uns zu kamen oder immer noch unbeweglich dort draußen im Wasser lagen – ich wusste nur, dass ich es nicht schaffen würde. Ich hangelte mich langsam an der Steuerbordseite nach vorn. Die Piraten kletterten außen über das Boot und spähten von dem schmalen Dollbord am Heck ins Wasser, während sie sich ständig anbrüllten.
Dann hörte ich Schritte in unmittelbarer Nähe. Ich tauchte zur anderen Seite und kam ungefähr mittschiffs auf der Steuerbordseite wieder hoch.
Tauchte auf und befand mich plötzlich Auge in Auge mit Tall Guy.
Er schrie.
Mein Herzschlag setzte aus. Ich warf mich auf ihn, packte ihn am Nacken und versuchte, seinen Kopf unter Wasser zu drücken. Er klammerte sich mit beiden Händen an eine Sicherheitsleine, die außen am Boot befestigt war, und sein Griff lockerte sich nicht. Ich drückte seinen Kopf mit meinem Körpergewicht unter Wasser. Sein Schrei ging in ein wildes Gurgeln über, Luftblasen stiegen auf. Er kämpfte sich hoch, schnappte nach Luft, seine Augen und Zähne leuchteten weiß im Dunkeln. Er schrie auf Somalisch, spuckte und Wasser spritzte aus seinem Mund. Ich mühte mich verzweifelt ab, ihn wieder unter Wasser zu drücken und zu ertränken, aber er klammerte sich jetzt so dicht an die Sicherheitsleine, dass es mir nicht gelang. Außerdem war er unerwartet stark. Wildes Trampeln auf der Steuerbordseite war zu hören, der Fiberglasrumpf übertrug die Schritte wie ein Resonanzkörper. Die anderen Piraten rannten herbei.
Schließlich ließ ich Tall Guys Hals los und tauchte wieder unter. Jetzt wussten diese Schurken, dass ich mich unter dem Boot befand. Vielleicht schießen sie durchs Deck und den Rumpfboden? , dachte ich. Das hätte ich ihnen durchaus zugetraut. Sie wirkten auf mich wie hirnlose, mit Waffen herumfuchtelnde Revolverhelden.
Aber jetzt hatte ich mich wie eine Maus in die Ecke manövriert, die Katze lag sprungbereit vor mir. Ich wusste keinen Ausweg mehr. Ich kam auf der anderen Seite wieder hoch, hörte aber Stimmen ganz in der Nähe und sah einen Schatten, so dass ich nur ganz kurz Luft schnappen konnte und sofort wieder abtauchen musste. Als ich auf der anderen Seite wieder hochkam, sah ich einen der Piraten direkt über mir – die Mündung seiner AK-47 war genau auf meine Stirn gerichtet, höchstens dreißig Zentimeter entfernt. Er riss sie ein wenig hoch und feuerte zweimal – Bumm! Bumm! –, und die Geschosse schlugen direkt hinter meinem Kopf ins Wasser ein.
»Okay!«, schrie ich. »Ich gebe auf! Ihr habt mich!«
Die Piraten hielten jetzt alle Waffen auf mich gerichtet und schrien außer sich vor Wut ständig: »Wir töten dich! Wir töten dich!« Sie zogen Tall Guy wieder durch die Luke ins Boot, dann holten sie mich. Sie halfen mir, an Deck zu klettern, gleichzeitig prügelten sie auf mich ein. Sie waren vor Wut dermaßen außer sich, dass sie nicht einmal warteten, bis ich ins Boot gefallen war – sie fingen sofort an, mit den Fäusten und Waffen auf mich einzuschlagen. Es half mir nicht viel, dass ich schützend die Arme über den Kopf schob, sie verdroschen mich nur noch heftiger.
Die Fußtritte und Stöße dauerten gut eine Minute, dann richteten sie mich auf
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