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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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werden wirklich Frohe Ostern.«
    »Ich bin von dir träumend eingeschlafen«, sagte sie zu mir.

VIERZEHN
    Tag 3, 02.00 Uhr
    »Weitere Kriegsschiffe auf Kurs zum Schauplatz der Entführung eines amerikanischen Seemanns: Somalische Piraten und der von ihnen als Geisel gefangen gehaltene amerikanische Captain trieben am Freitag in einem Rettungsboot vor dem Horn von Afrika, beschattet von einem US-Zerstörer. Mit der Entsendung weiterer Kriegsschiffe wollen die Vereinigten Staaten Stärke demonstrieren.«
    FOX News, 10. April
    A m Freitag fand ich in den frühen Morgenstunden endlich ein wenig Schlaf, auch wenn es nur im Sitzen war. Manchmal tat ich auch nur so, als würde ich dösen, um unbemerkt beobachten zu können, was die Piraten vorhatten. Wurden sie weniger wachsam? Keineswegs. Der Anführer schaltete ab und zu die Taschenlampe ein und richtete den Strahl auf mich, vermutlich wollte er sich vergewissern, dass ich mich nicht zu einer der Luken schlich.
    Schließlich sah ich, dass Musso von achtern zum Bug des Boots ging. Er legte die AK-47 nieder und streckte sich auf dem Deck aus. Nach einer Weile glaubte ich ihn dort oben schnarchen zu hören. Im Boot wurde es sehr, sehr still. Schon bald konnte ich zwei Leute schnarchen hören. Auch Young Guy war eingeschlafen. Der Anführer döste im Cockpit vor sich hin, das Kinn fiel ihm immer wieder auf die Brust, als würde er einen langweiligen Film anschauen. Ich beugte mich weit in den Gang hinein, um zu schauen, ob sie nur so taten, als schliefen sie. Aber sie schliefen wirklich. Also blieb nur noch Tall Guy übrig.
    Nach einer Weile stand er auf, stieg durch die Hecktür und pisste ins Meer. Die AK legte er direkt neben der Tür nieder, um beide Hände frei zu haben.
    Das ist vielleicht meine Chance!, dachte ich. Inzwischen war ich hellwach; jede Sehne war aufs Äußerste angespannt. Langsam beugte ich mich vor und verlagerte das Gewicht auf die Zehenballen. Mein Herz begann heftig zu hämmern.
    Ich beobachtete Tall Guy, der in der offenen Tür stand, eine Silhouette vor dem mondbeschienenen Meer. Leichte Wellen brachten das Boot ein wenig ins Schaukeln. Er streckte eine Hand aus, um sich am Türrahmen festzuhalten. Dann hatte er beide Hände vorn an der Hose. Das Meer war jetzt wieder so ruhig, dass er sich nicht mehr festzuhalten brauchte.
    Jetzt!, dachte ich. Hör auf zu zaudern und nutze deine Chance! Mach es! Ich testete meine Füße. Viellicht waren sie eingeschlafen? Vorsichtig und so geräuschlos wie möglich verlagerte ich mein Gewicht auf einen Fuß und trat auf, um festzustellen, ob er mich überhaupt noch tragen konnte.
    Es kam mir wie Stunden vor, aber in Wirklichkeit dauerte es nur Sekunden. Ich stand auf und schlich auf den Piraten zu. Zwei Schritte brachten mich zur Tür, gleichzeitig streckte ich die Arme aus. Ich versetzte Tall Guy einen kräftigen Stoß. Noch im Fallen drehte er sich halb zu mir um; ich gab ihm einen weiteren, noch heftigeren Stoß. Er schrie – mein Gott, es klang so verdammt laut! –, und gerade als ich ins Meer hechten wollte, sah ich die AK neben der Tür liegen. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss mir die Idee durch den Kopf, das Gewehr zu packen und auf die Piraten zu richten. Vielleicht wäre es mir tatsächlich gelungen, den Sprung abzubrechen, die Waffe herumzureißen und zu feuern, aber dann folgte auch schon ein anderer Gedanke: Du weißt doch überhaupt nicht, wie man mit einer AK feuert. Und so stieß ich mich vom Deck ab und hechtete ins Meer.
    Mein erster Gedanke war nicht Ich bin frei! und auch nicht Schwimm um dein Leben! , sondern einfach nur Mein Gott, wie wunderbar kühl ist das Wasser! Die Piraten hatten mir kein einziges Mal erlaubt, zum Abkühlen ins Wasser zu springen. Ich war so erschöpft von der Hitze, dass ich in diesem Augenblick ganz einfach von purer Freude über die Erfrischung überwältigt wurde. Am liebsten hätte ich mich auf den Rücken gelegt, mich treiben lassen und meine ganze Flucht vergessen, so wunderbar fühlte sich das Wasser auf meiner Haut an. Dann kam ein zweiter Gedanke: Meine Brille – ich hatte sie verloren. Sie diente mir zwar vor allem zum Lesen, aber ohne Brille fühlte ich mich nackt und verwundbar. Ich holte tief Luft, tauchte unter und schwamm, bis ich es nicht mehr aushielt. Ging kurz an die Oberfläche, um Luft zu holen, tauchte wieder unter und schwamm weiter, so lange ich die Luft anhalten konnte. Das Wasser über mir war erstaunlich klar, es war grünlich, als

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