Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
tauchte ich in einem von oben schummrig beleuchteten Swimmingpool: Der Mond schien tatsächlich durch das Wasser.
Meine Lungen brannten; ich musste wieder an die Oberfläche. Gierig schnappte ich nach Luft. Sofort entdeckte ich die Piraten, nur ungefähr dreißig Meter entfernt. Sie hatten den Motor gestartet und fuhren im Kreis, ihre Sturmgewehre waren auf die Wasseroberfläche gerichtet.
Tall Guy brüllte auf Somalisch herum. Ich sah und hörte, dass meine Flucht im Boot große Unruhe ausgelöst hatte. Ich dachte: Okay, und was machst du jetzt? Zwar trieben ein paar Wolken über den Himmel, aber der Mond war fast voll und leuchtete viel zu hell. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Somalis meinen Kopf sahen, der als heller Fleck im dunklen Wasser lag.
Das Boot wendete und richtete den Bug genau auf mich. Wenn ich nichts unternahm, würde mich der Propeller zu Hackfleisch verarbeiten.
Ich warf einen Blick auf das Kriegsschiff; es lag ungefähr eine halbe Meile entfernt. Schnell holte ich wieder tief Luft und schwamm los, blieb aber an der Oberfläche. Ich kraulte, so schnell ich konnte. Dann drängte sich ein anderer Gedanke in meinen Kopf, der Gedanke an das, was ich gerade beobachtet hatte: Verdammt, sind die Somalis wütend! Wütender, als ich sie je gesehen hatte, sie fluchten und schrien herum, so laut sie nur konnten. Wenn sie mich nicht möglichst schnell wieder ins Boot kriegten, würden sie vom Marineschiff beschossen – dann würde jeder einzelne von ihnen von mehr Kugeln durchsiebt als Bonnie und Clyde zusammen.
Und natürlich war mir auch klar, dass es vor der somalischen Küste Haie gab – Weiße Haie, Tigerhaie und auch der hässlichste von allen, der Riesenmaulhai. Es war schon vorgekommen, dass Menschenschmuggler hier draußen ihre Fracht über die Bordwand entsorgt hatten, und ab und zu wurden Körperteile mit großen Bisswunden am Strand angetrieben. Aber ich verdrängte entschlossen den Gedanken, dass mich ein Hai fressen könnte. Wenn mich in dieser Nacht etwas umbringen würde, dann allenfalls die Piraten.
Mir war aber auch bewusst, dass ich mich in einer Zwickmühle befand. Ich sollte eigentlich so viel Lärm wie möglich machen, damit meine Flucht auf dem Kriegsschiff bemerkt würde. Es könnte sich dann zwischen mich und die Piraten drängen oder die Piraten einfach mit einer Salve auf den Meeresgrund schicken. Ich wusste, dass sich das Schiff in erhöhter Alarmbereitschaft befand. Und ich rechnete fest damit, dass ein Matrose das Rettungsboot durch ein starkes Fernglas oder sogar durch das Zielfernrohr eines Gewehrs beobachtete. Aber wie konnte ich ihnen klar machen, dass ich im Wasser schwamm und nicht einer der Piraten. Wenn ich allerdings zu viel Lärm machte, würden mich die Piraten schnell entdecken und wieder einfangen.
Ich keuchte bereits, im Hinblick auf Herz und Kreislauf war ich alles andere als fit. Mein Herz raste, und ich betete unablässig: Großer Gott, bitte mach, dass ich es bis zum Schiff schaffe.
Ein paar Mal wagte ich einen kurzen Blick zurück. Das Mondlicht lag über der Bucht wie ein weißes Tischtuch, ich konnte die Piraten deutlich sehen, fast wie bei Tageslicht. Und sie hielten direkt auf mich zu. Tall Guy hing an der Bordwand – sie hatten sich noch nicht einmal die Zeit genommen, ihn aus dem Wasser zu fischen. Ich wusste zwar nicht, ob sie mich schon entdeckt hatten oder nur einfach annahmen, dass ich sofort zum Schiff schwimmen würde, aber sie waren nur noch zwanzig Meter entfernt und kamen schnell näher.
Ich holte tief Luft und tauchte unter. Ich hörte das Rettungsboot nahen. Keine zwei Meter unter der Oberfläche strampelte ich mich ab, um nicht nach oben getrieben zu werden, sah die geisterhaft weiße Heckwelle des Boots über mich hinweg rauschen. Das Boot wendete in einem engen Kreis. Dann wurde der Motor abgeschaltet; das Boot kam zum Stillstand. Sie befanden sich direkt über mir. Sie müssen mich entdeckt haben , dachte ich. So genau, wie sie über mir lagen, konnte es unmöglich ein Zufall sein.
Ich ließ mich langsam nach oben treiben und tauchte neben dem Heck auf. Ich hob die Hand und berührte das Boot, holte Luft, stieß mich ab und tauchte wieder hinab. Aber es gab keinen Ausweg mehr. Wenn ich weiterschwamm, würde ich bald wieder auftauchen müssen, und sie würden mich unweigerlich entdecken. Ich drehte um und schwamm zum Rettungsboot zurück. Dieses Mal kam ich neben dem Bug an die Oberfläche. Ich packte den Bootsrand,
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