Hoellentrip
aussteigt oder den anderen betrügt, fliegt alles auf.“ Er schüttelte vehement den Kopf. „Nein, ihr Heim ist ihnen heilig. Es darf keiner von außen eindringen.“
„Wir sollten das Haus überwachen lassen“, entschied Shane.
„Aber Steve hat gerade gesagt, dass sie wahrscheinlich ihre Opfer vorher töten“, wendete Tamara ein.
„Deswegen müssen wir sie ja finden, bevor sie ihr Haus erreichen“, erwiderte Shane. Und plötzlich befiel ihn Angst, dass sie nicht rechtzeitig kämen. Doch er ließ sich nichts anmerken.
„Suzanne Longman“, begann Fiona Miller nachdenklich, „war doch höchstens zwei Tage in ihrer Gewalt. Ist es nicht unwahrscheinlich, dass die beiden Studentinnen nach einer Woche noch leben?“
Alle Blicke richteten sich jetzt auf Steve Himmelreich, der zurückgelehnt, die Hände auf seinem Bauch gefaltet da saß.
„Gute Frage.“ Er schürzte die Lippen und sah Shane an, der kaum merklich die Schultern zuckte. „Tja, verehrte Kollegin, Shane hat es bereits am Anfang gesagt: solange die Leichen nicht gefunden sind, gehen wir davon aus, dass die b eiden noch am Leben sind. Aber... “ Er ließ sich nach vorn fallen und stützte sich mit den Armen ab, „es könnte den Packers auch etwas dazwischen gekommen sein. Irgendetwas könnte anders verlaufen sein als sonst...“
Jodi Ford kam herein und schaltete das Fernsehgerät ein. „Das müsst ihr euch ansehen!“
„Und jetzt bittet die Polizei um Ihre Mithilfe“, sagte die Nachrichtensprecherin in Channel Nine.
„Das französische Chocolat-G irl ist verschwunden.“ Man zeigte einen Ausschnitt aus dem Werbespot, in dem Sophie Grangé aus einem Plastikbecher löffelt und dabei mit französischem Akzent trällert: „Oh là là Mousse au Chocolat - delightfully delicious ...
Von Archibald Packer blendete man ein Passfoto ein, und bat ihn und seine Frau Mae, sich bei der Polizei zu melden.
Schon kurz nach der Nachrichtensendung gingen in der Zentrale in Brisbane Hinweise aus der Bevölkerung ein. Man wollte Archibald Packer beim Einkaufen im Elektromarkt Dick Smith in Toowoomba gesehen haben und in einem Video Ezy Shop in Noosa an der Sunshine Coast, Hunderte von Kilometern entfernt. Eine Anruferin behauptete, ihr sei ein Auto mit Wohnwagen aufgefallen, das am Straßenrand auf der Strecke zwischen Bollon und Cunnamulla stand. Sie sei mit geöffnetem Fenster gefahren und da habe sie aus dem Wohnwagen einen Schrei gehört. Doch sie hätte nicht den Mut besessen, anzuhalten und der Sache nachzugehen.
„Diese Strecke führt aber nicht zum Haus der Packers“, wendete Fiona ein als Shane den Ort auf der Karte zeigte. „Und außerdem wissen wir nichts von einem Wohnwagen. Vielleicht hat ja gar niemand geschrien, vielleicht war es nur ein Vogel oder jemand hat gelacht?“
Im Laufe der nächsten Stunden häuften sich die Anrufe in der Zentrale. Das „Chocolat-Girl“ wurde angeblich im Coles-Supermarkt in der Brisbaner Queen Elizabeth Mall, an der Tankstelle in Maroochydore, und am Geldautomaten der Commonwealth Bank in Dalby gesehen.
„Ich weiß nicht, ob es richtig war, diese Fahndung zu starten.“ Tamara, übermüdet mit tiefen Augenringen, goss sich Kaffee ein. „Falls Sophie und Catherine noch am Leben sind, werden sie eine immer größere Gefahr für die Packers. Sie werden sie so rasch wie möglich töten müssen.“
106
Es war Sophie, als ob alle Gedanken, die sie jemals in ihrem Leben gedacht hatte, gelöscht wären. Es war, als ob alle Gefühle, die sie jemals in ihrem Leben gefühlt hatte, unwirklich gewesen waren. Wenn Archie sich ihr näherte, ließ sie es über sich ergehen. Ihr Körper war empfindungslos geworden und ihre Seele auch. Sie nahm kaum wahr, dass sie noch immer im Wohnwagen lag.
„So“, das war Mae, „aber jetzt muss endlich Schluss sein !“ Sophie hoffte nur, es ginge schnell. Sie sah, dass Mae in ihrer Handfläche Tabletten hatte. Weiße, runde Taler.
„Ich mach’ das!“ Archie nahm ihr die Tabletten aus der Hand und schob Mae weg. Sein Gesicht war dem von Sophie wieder ganz nah. Er saß neben ihr, blickte sie liebevoll an. Ihr schauderte als er ihr Gesicht und ihr Haar streichelte.
„Tu so, also ob du sie schluckst!“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Tu so!“
„Jetzt mach’ schon, Archie!“, drängte Mae und Sophie nahm die weißen Taler aus Archies feuchten Händen. Noch niemals zuvor hatte sie es so stark gefühlt: die Tatsache, dass sie ihr eigenes Leben in den Händen hielt. Sie
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