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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sein, was sie aus diesem Leben in Erinnerung behalten wollte. Was jetzt kommen würde, wollte sie nicht mehr wahrnehmen. Die Tür ging auf. Licht fiel auf den verfleckten Teppich des Wohnwagens. Tritte auf den Stufen. Catherine begann zu zittern. Ihre Zähne schlugen aufeinander und auf einmal war ihr erbärmlich kalt.
    „So“, Archie lachte gemein , „und jetzt darf eine von euch aussteigen!“
    Würde er tatsächlich eine von ihnen beiden frei lassen? Warum? Sein Lachen klang noch grausamer als sonst. Mae kam herein, blickte auf sie herunter. Auch Mae lachte.
    „Ihr müsst euch einigen. Nur e ine darf raus!“
    „Ich!“, hörte sich Catherine schreien „Ich muss raus!“ Sie rutschte von der Sitzecke auf den Boden. „Ich!“ Es war ihr jetzt alles andere egal.
    „Was ist mir dir?“, herrschte Mae Sophie an. „Willst du nicht auch raus?“
    „Nein!“, kreischte Catherine und krallte sich in Maes nackte Waden, „lasst mich raus! Ich werde niemandem etwas sagen!“
    Mae trat mit dem freien Bein gegen sie, „lass’ mich los , du Miststück !“
    Durch die geöffnete Tür des Wohnwagens konnte Catherine nur ein gleißendes Weiß erkennen. Alles war ihr jetzt egal. Sie wollte nicht sterben.
    „Sie werden dich niemals leben lassen“, sagte Sophie seltsam ruhig .
    „Hör’ nicht auf sie!“ Archie zerrte Catherine hoch . „ Ehrenwort .“
    Sophie lachte, laut und ge llend, wie Catherine sie noch nie lachen gehört hatte. Archie trat auf sie zu und schlug ihr hart ins Gesicht.
    „Nein, sie soll raus!“ Mae zerrte Sophie am Handgelenk hoch.
    „Nein, bitte “, Catherine warf sich nun auf Mae, rutschte an ihr herunter wie ein Sandsack, „lasst mich bitte raus! Ich will raus!“
    Archie schleifte Catherine zum Ausgang, dann fiel sie die Treppenstufen hinunter. Kleine, spitze Steinchen bohrten sich in ihre Handflächen und ihre Knie.
    „ Catherine !“, hörte sie Sophie schreien, dann brummte der Motor auf. Das Motorengeräusch wurde leiser und als Catherine endlich mühsam den Kopf hob, konnte sie nur noch eine Staubw olke ausmachen. Sie war frei – und sie hatte Sophie wieder im Stich gelassen. Ausgerechnet sie. Sie würden Sophie töten und sie, Catherine, würde hier sterben. Gleißendes Licht überall. Raue, weiße Erde, trocken und heiß. Sie leckte an ihrer Handfläche. Salz. Keine Straße. Kein Baum. Kein Strauch. Nichts. Nur eine endlose Salzkruste über die der Wind strich und jede Feuchtigkeit mit sich nahm. Man hatte sie auf einem Salzsee ausgesetzt. Einem riesigen Salzsee ohne Ufer.
    Steh’ auf, los, noch bist du nicht tot , redete ihre innere Stimme auf sie ein. Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten. Ein Schritt. Noch einer. Und noch einer. Weiter. Nicht stehen bleiben. Wenigstens im Gehen sterben. Flirrendes Weiß. Wo waren nur die Reifenspuren? Der Wind. Ja. Der Wind hatte sie weggeblasen. Sie brach in Gelächter aus. Lachte und lachte und lachte, während über ihr die weiße Sonne des Todes brannte.

105

    Nachdem man Suzanne Longmans Körper gefunden hatte, wurde sofort eine Großfahndung eingeleitet. Straßensperren wurden errichtet, Fotos von Sophie und Catherine weitergegeben . Craig Stak er suchte mit seiner Hundestaffel weiter das Gebiet um die Farm herum ab. In den Medien wurde das Kennzeichen bekannt gegeben und Archibald und Mae Packer aufgefordert, sich zu melden, unter dem Vorwand, man erhoffe sich von ihnen nähere Informationen zum Verschwinden der beiden Studentinnen.
    Um drei Uhr nachmittags traf Steve Himmelreich, der Psychologe vom Bureau of Criminal Intelligence, kurz BCI genannt, ein. Shane eröffnete das Meeting an dem acht weitere Polizisten teilnahmen.
    „Wir gehen solange davon aus, dass die beiden Studentinnen am Leben sind, bis wir ihre Leichen gefunden haben.“
    Ohne weitere Erklärungen erteilte er Steve Himmelreich das Wort. Himmelreich, in seiner immensen Leibesfülle einem Walross nicht unähnlich, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war rot und sein Atem kurz.
    „Es sieht so aus, also ob es sich in diesem Fall um ein Ehepaar als Täter handeln könnte“, begann er ohne Umschweife. „Sofort drängen sich die Vergleiche mit ähnlichen, sehr bekannten, Fällen a uf. David und Catherine Birnie in Perth, töteten bis zum Jahre neunzehnhundertsechsundachtzig, Frauen, denen sie angeboten hatten, sie mit dem Auto mitzunehmen. Dann denke ich an Ian Brady und Myra Hindley, die in Manchester, Kinder und Jugendliche getötet haben. Dann

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