Hoellentrip
fühlte.
Sie war klein, etwas gedrungen , kurzsichtig und ihre schulterlangen glatt en Haare wurden auch mit blonder Tön ung nie so schön wie Sophies. Nur eben ihr Busen war einen Blick wert – mehr Blicke als der von Sophie. Die Bemerkung, dass schließlich doch nur die inneren Werte zählten, war eine schlech te Lüge, wahrscheinlich von einer wunderschönen Frau in die Welt gesetzt, die es nie erleben musste, was es bedeutete, nicht beachtet zu werden.
Für einen Moment befielen sie Zweifel, ob sie für die nächsten zwei Wochen, die sie bei Toby auf der Farm seiner Eltern verbringen würden, Sophies egozentrisches und kokettes Wesen ertragen könnte. In den letzten Wochen hatten sie immer wieder Streit gehabt.
„Hunger?“ Sophie hielt ihr ein Sandwich unter die Nase.
Catherine dachte an ihre beiden Speckr ö ll ch en, die sich über den Bund ihrer Jeans wölbten, griff dann aber doch zu. Gegen Essen fehlte ihr der Widerstand.
„Hast du dir kein Sandwich gemacht?“, fragte Catherine mit vollem Mund.
Sophie schüttelte den Kopf und kniff sich in den Bauch.
„Ich werd’ sonst zu fett.“
Wie gut kannte sie diese Antwort, die Frage hätte sie sich spar en können.
„Stimmt“, sagte Catherine, um sich wenigstens ein bisschen zu rächen.
Doch Sophie ignorierte die Bemerkung, zog die roten Sandalen aus, stellte ihre langen, schmalen Füße mit den in derselben Farbe lackierten Nägeln aufs Armaturenbrett und vertiefte sich in deren Anblick.
„Ist es nicht komisch, je länger ich Toby nicht sehe, um so mehr verliebe ich mich in ihn.“ Sie nippte an ihrer Mount Franklin-Wasserflasche.
Die Lippen ihres kleinen Mundes hatte sie ebenfalls in der Farbe ihrer Schuhe mit Lipgloss geschminkt, fiel Catherine auf, während sie sich den Rest des Sandwichs in den Mund stopfte .
„Du idealisierst ihn schon wieder . “
„Und wenn schon“, sagte Sophie mit einer Spur Trotz in der Stimme und zupfte an ihrem Kleid , das sie in einer Strandboutique in Surfers Paradise gekauft hatte.
Ohne das Gespräch weiterzuführen, ließ Catherine den Motor an und reihte sich in den Verkehr ein. Inzwischen war es schon kurz nach drei Uhr und sicher nicht die beste Zeit, um eine so lange Reise zu beginnen. Aber bis zur Dämmerung blieben ihnen noch ein paar Stunden. Wenn alles wie geplant lief, wären sie übermorgen, am Mittwoch Abend auf der Farm in Blackall.
„Vielleicht spüre ich gerade durch unser Getrenntsein unsere Verbindung?“, sagte Sophie unvermittelt als sie an einer Ampel hielten. Sie blickte Catherine aus ihren großen blauen Augen an.
Catherine schaltete den CD-Player an. Sie hatte keine Lust, sich mit Sophie wieder über diesen Surfer typen zu unterhalten. Er war sowieso nur ein weiteres Objekt, das Sophies Eitelkeit befriedigte . Aber das behielt sie für sich . Wenn es etwas Ernstes zwischen den beiden wäre, hätte Sophie die se Reise sicher allein gemacht. Schon während der Tage am Strand schien es ihr , als ob Sophie sich mit ihm langweil en würde . Und deshalb durfte Catherine sie begleiten – und weil es mit dem Auto und Catherine am Steuer - bequemer war. Sophie schüttelte ihr Haar und hört auf einmal auf zur Musik zu summen.
„Ich hab’ mich gerade gefragt, was passiert, wenn bei Toby Distanz genau das Gegenteil bewirkt?“ ,
„Ihr habt doch gestern telefoniert.“ Catherine bemühte sich, nicht gelangweilt zu klingen.
„Ja, sicher!“ Sophie nahm ihre Füße vom Armaturenbrett und starrte aus dem Seitenfenster.
Wie überraschend schnell sich ihre Stimmung en ände rn können , dachte Catherine.
„Ich finde, er hat so anders geklungen“, Sophie s Gesicht nahm jetzt einen gequälten Ausdruck an. „A ls sei es ihm unangenehm , dass wir ihn bei seinen Eltern auf der Farm besuchen.“
Sie wollte sich eine Zigarette anzünden, doch Catherines Blick ließ sie die Schachtel wieder zuklappen. Catherine konnte es nicht ausstehen, wenn jemand im Auto rauchte. Und b isher hatte sich Sophie immer daran gehalten. Catherine bog in Richtung Ballone Highway ein. Um das Thema zu beenden, sagte Catherine:
„Wenn es uns dort langweilt fahren wir einfach weiter – oder wieder zurück.“
Sophie lächelte.
„Du bist meine beste Freundin, denn du bist die einzige, die mich wirklich versteht.“
Catherine lächelte nun auch. Sophie brauchte sie. So wie ihre Mutter sie brauchte und ihr Vater und ihre schöne, naive Schwester.
Der getönte Streifen am oberen Rand der Windschutzscheibe
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