Hoellentrip
schrie eine Stimme.
Sie gehörte einem gedrungenen, glatzköpfigen Mann, dem der Schweiß in Strömen über das tiefbraune Gesicht lief und sein kanarienvogelgelbes Hemd getränkt hatte.
„Ja, Barry Denham !“
„ Der ist draußen!“ Der Mann deute te auf eine schmale Treppe, die hinunter ins Freie führte. „Da drüben, bei den geschorenen Schafen!“
Inmitten weißer, nackter Schafe, entdeckte Shane Barry, der mit einem Farbeimer in der einen und einem Pinsel in der anderen Hand, jedem geschorenen Schaf einen blutroten Strich auf den Rücken malte. Von fern drang noch der Lärm der Rasierer und Ventilatoren heran. Shane ging an einer anderen Schafherde vorbei, die, noch voller Wolle, darauf wartete, in den Schuppen hinaufgetrieben zu werden und rief nach Barry. Der drehte sich überrascht um.
„Sie haben wohl `en Narren an mir gefressen, was?“, rief er Shane zu.
Der Hund, der kläffend um die Schafe herumsprang, schnupperte an Shanes Beinen.
„Sieht ganz so aus, Barry“.
Barry fuhr fort, rote Striche auf die nackten Schafrücken zu pinseln. Shane sah ihm noch einen Moment zu, dann sagte er:
„Also, Barry, wie war das mit Romaine? Warum haben Sie gelogen?“
Barry malte unablässig weiter, während der Hund bellte, nach einzelnen Schafen schnappte, die sich dann hastig und ängstlich an die anderen drückten, manchmal sogar mit einem Satz mitten in der Menge Zuflucht suchten. Schließlich steckte Barry den Pinsel in den Farbeimer und schob die schweißgetränkte Baseballkappe aus der Stirn . Er mied Shanes Blick.
„Ich frage mich, Barry, ob Sie einen Grund hatten, uns das Treffen mit Romaine im Supermarkt zu verschweigen. Oder haben Sie es ganz einfach vergessen? Wie ging es weiter, nachdem Sie Romaine am Samstag getroffen haben?“
Barry schluckte und sagte schließlich:
„Wir haben uns noch mal auf dem Parkplatz getroffen .“
„Und?“
„Was und?“
„Barry , beantworten Sie einfach meine Frage ! Ich will wissen, was zwischen Ihnen und Romaine an diesem Samstag war! Vielleicht konnten Sie es nicht ertragen , Barry , dass sie nichts mehr von Ihnen wissen wollte. Vielleicht sind Sie mit ihr irgendwohin gefahren. Und vielleicht hat s ie sich gewehrt und dann haben Sie ihr irgendwas auf den Kopf geschlagen. Aus Wut.“
Barry wurde rot. Abrupt stellte er den Eimer ab. Rote Farbe spritz t e über seinen Schuh und auf die Erde.
Dann gab er zurück:
„ Kommen Sie wieder, wenn Sie Beweise dafür haben , Detective! Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe ! “ Shane warf ihm noch einen Blick zu, dann drehte er sich um. Er ging außen am Schuppen vorbei und schwang sich über den Bretterzaun. An seinem Wagen lehnte eine Gestalt.
19
„Sie sind der Detective, oder?“
Sie war wohl Mitte Dreißig, trug Jeans und ein ärmelloses kariertes Hemd, das so eng war, dass es jeden Moment über ihren Brüsten aufzuplatzen drohte. Sie hätte eine Countrymusic-Sängerin sein können, mit ihrem schulterlangen, gelockten Haar, dem aus der Mod e gekommenen blauen Lidschatten und den grellroten Lippen.
„Sie ermitteln doch wegen dieser Toten.“ Sie musterte ihn ungeniert. „Ich würde mich an Ihrer Stelle mal nach Mike Carney erkundigen.“ Ihre Stimme klang voll. Mit der Sängerin lag er gar nicht so schlecht.
„Mike Carney?“
„Er ist nicht ganz dicht , wenn Sie wissen, was ich meine.“ Sie lehnte noch immer an seinem Wagen, die zigarettenfreie Hand lässig in die Hosentasche gehakt.
„Nein, weiß ich nicht“, gab er zurück.
„Er ist sexbesessen. Greift sich dauernd an seinen Schwanz. Steht in `ner Ecke und holt sich einen runter. Haben Sie’s jetzt verstanden?“
„Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte er.
„Cher.“ Sie formte dabei die Lippen wie zu einem Kuss. Was zum Teufel wollte sie von ihm?
„Cher. Wie die Sängerin?“, fragte er.
„ Richtig .“ Sie lächelte verführerisch. „Also“, sie stieß sich vom Wagen ab, an dem sie lehnte, „ich habe Ihnen einen Tipp gegeben. Sie können damit machen, was Sie wollen.“
Mit diesen Worten, schnippte sie die Zigarette auf den Boden, trat sie aus, ging an ihm vorbei und stieg die Treppe zum Schuppen hinauf. Und Shane starrte auf ihren Hintern in der hautengen Jeans.
„Cher!“, rief er ihr hinterher, „ und wo finde ich diesen Carney?“
Sie drehte sich noch einmal um.
„Hier. Er ist Schafscherer.“
Wieder dies es Lächeln, dann ging sie mit wiegenden Hüften die Treppe hinauf. Fliegen hatten sich auf den
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