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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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färbte den Himmel golden. Fast unmerklich hörte die Stadt auf. Häuser, Läden, Parkplätze – wie letzte Grenzfestungen in einem nicht besiegten Land , dachte sie.

18

    Die Anruferin hieß Wendy Brown. Sie war Kassiererin im Supermarkt an der Hauptstraße in Chinchilla. Shane war sofort dorthin gefahren und stand nun einer sehnigen Mittvierzigerin gegenüber, de r en kurzes, kupferrotes Haar, wie Igelborsten abstand. Sie berichtete, dass Romaine Stavarakis am vorletzten Samstag bei ihr eingekauft hatte. Wendy erinnerte sich aber noch an etwas anderes: in dem Moment, als Romaine bei ihr an der Kasse zahlen wollte, war Barry Denham hereingekommen.
    „Es war zehn nach elf. Das weiß ich mit Sicherheit , weil ich die Kassenrolle auswechseln musste, und da hab’ ich auf die Uhr gesehen.“ Sie sprach schnell ohne Luft zu holen . „Ich bin ein Zahlenfreak, ich merk mir jede Zahl , die mir unter die Augen kommt!“ Sie griff in einen Karton und wedelte mit einer Gurke. „Mein Hirn sagt dazu nicht: Gurke, sondern fünf-eins-null-null-drei, die Codeziffer, oder Bananen fünf-eins-null-vier-null, oder Paprika sechs-eins-null-null-vier ...“ Sie grinste, „das ist der Code, verstehen Sie, und ...“
    „Haben sich Romaine und Barry gesehen?“, unterbrach sie Shane. Sie ließ die Gurke wieder in den Karton fallen.
    „Darauf können S ie Gift nehmen! Haben sich direkt in die Augen gestarrt. Er ist dann nach hinten im Laden verschwunden, und sie ist ziemlich nervös geworden.“
    Warum hatte ihm Barry diese letzte Begegnung mit Romaine verschwiegen? Verdrängung? Angst, tiefer in die Sache reingezogen zu werden? Er müsste also wieder auf Barrys Farm.
    Inzwischen war es fast vier. Über dem Asphalt flirrte die Hitze. Shane hatte alle Fenster heruntergekurbelt. Fliegen brummten innen an der Frontscheibe, begriffen nicht, dass sie dort nicht ins Freie kamen. Das g relle Licht ermüdete ihn trotz der S onnenbrille. Draußen, das ewig G leiche: die Straße, der Busch, Papageien, hin und wieder Gegenverkehr oder ein Auto, das sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung von hundertzehn Kilometern hielt und ihn überholte. Er fand die Einfahrt zur Farm, musste aussteigen, das Gatter öffnen, es nach dem Hindurchfahren wieder schließen. Fünfzehn Minuten staubige Piste, ein totes Känguru und ein totes Rind, dann war er endlich da.
    Auf sein Klopfen an der Haustür öffnete niemand. Hatte Barry nicht etwas vom Schafscheren gesagt? Etwa einen Kilometer entfernt, so weit er das richtig abschätzte, reflektierte das Blechdach eines großen Schuppens in der Sonne. Dort parkte Shane den Dienstwagen neben drei zerbeulten Autos.

    Hinter einem Zaun sah er Schafe, zusammengedrängt vor einer Rampe, die hinauf in den Schuppen führte. Staub legte sich auf seine Zunge. Schwitzend stieg er eine rohe Holztreppe hinauf und stand in einem riesigen, zur Treppe hin offenen Raum. Dort verpackte ein bulliger Typ mit Hilfe einer Presse Wolle in große, quadratische Ballen, beschriftete sie mithilfe einer Schablone mit dem Namen Ashwood und einer Ziffer und rollte sie unter erheblichem Kraftaufwand zu den anderen Ballen, die bereits an einer Wand des Wellblechschuppens lehnten. Gegen das Dröhnen von Maschinen fragte Shane den Mann nach Barry Denham . Der Mann zeigte in den hinteren Teil des Schuppens. Shane betrat durch einen Gang einen Raum, in dem sich auf der einen Seite lange Tische befanden, an denen Frauen Wolle sortierten, und auf der anderen Seite hintereinanderliegende Boxen angeordnet waren, in denen jeweils ein Schafscherer ein Schaf schor. Ohrenbetäubender Lärm von schwirrenden Ventilatoren und surrenden elektrischen Schermessern, mit denen die etwa fünfzehn Männer hantierten, erfüllte den Schuppen und Shane fragte sich, wie man es den ganzen Tag in diesem Lärm und dieser Hitze ertragen konnte. Ganz zu Schweigen von den Strapazen der körperlichen Arbeit. Die Schafscherer klemmten sich ein Schaf zwischen die Beine, rasierten mit den von der Decke hängenden elektrischen Messern in möglichst wenigen Zügen das gesamte Fell bis auf die nackte, weiße Haut. Einer der Scherer hatte gerade einem Schaf eine Schnittwunde zugefügt, aus der dunkelrotes Blut troff. Ein magerer, hochgewachsener Junge mit einem pickligen Gesicht kehrte die Wolle zusammen, hob sie auf und warf sie auf den langen Tisch, an dem sie Frauen in atemloser Geschwindigkeit je nach Qualität in verschiedene Behälter sortierten.
    „Suchen Sie jemand?“,

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