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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einzige, das an ihr lebendig schien, waren die ab und zu aufblitzenden Brillantohrringe.
    „Ich hab’ jetzt genug am Hals“, fing sie ohne Einleitung an , „niemand fragt, wie es mir damit geht.“ I hre Mi e ne blieb ausdruckslos . „Jeder glaubt, Diane hatte doch gar kein Leben! Jetzt hat sie endlich was zu tun.“ Sie starrte an Joanna vorbei , auf einen Schirmständer. Joanna musste zweimal hinsehen. D er Schirmständer war tatsächlich ein Mohr in Livree mit dicken rosafarbenen Lippen und weißen Handschuhen. „Mein Mann hat mich das auch nie gefragt.“ Joanna zwang sich, n eutral zu bleiben. Sie war allein wegen des Jungen gekommen.
    „ Wie geht es Max? Ich w ürde gerne mit ihm s pr e c hen“, sagte sie also höflich, und ohne auf Dianes Klagen einzugehen.
    „Wollen Sie etwas trinken?“, fragte Mrs. Holt, sich plötzlich ihrer Pflichten als Gastgeberin erinnernd. „Ich hätte Eistee.“
    Gleich rechts befand sich eine kleine Küche. Wände und Schranktüren waren in rosa und hell grau gehalten. Kein Krümel, kein gebrauchter Teller, kein Hinweis auf die Benutzung der Küche fiel Joanna auf und sie fragte sich, ob Diane Holt lediglich Fertiggerichte in die Mikrowelle schob und sie aus der Verpackung aß. Mrs. Holt goss aus einem Krug, den sie im Kühlschrank aufbewahrte, in einen großen Plastikbecher Eistee ein.
    „Meine Schwester ist schon öfter einfach weggefahren. Aber noch nie hat sie das Kind im Stich gelassen.“ Sie strich mit der flachen Hand über die Arbeitsf läche . Joanna bemerkte einen altmodischen Edelsteinring an ihrem Ringfinger.
    „Woher wissen Sie, d ass Ihre Schwester ...“
    Bevor Joanna den Satz beenden konnte, zog Diane Holt auch schon eine Postkarte unter einem Magneten an der Kühlschranktür hervor. Die Vorderseite zeigte Strand, Wüste und eine Küstenstadt. Darüber stand: South Australia.
    Joanna drehte die Karte um und las.

    Hi Diane ,
    alles okay, hier ist es wunderschön. Endlich hab ich mich entschlosse n , ein neues Leben anzufangen. Ich weiß, es wird alles gut werden und hier ist genau der richtige Ort dafür. Wenn alles läuft, musst du unbedingt zu Besuch kommen. Suzanne

    Joanna gab ihr die Karte zurück.
    „Meine Schwester ist von Max’ Vater geschieden. Sie hatte einen neuen Freund.“
    Diane Holts Augenlider flatterten. „Beim letzten Telefonanruf, das war etwa eine Woche bevor ich die Karte bekam, sagte sie, dass sie vielleicht einen neuen Job in einem Kosmetikladen in Brisbane bekäme und aus Charleville wegziehen wollte.“
    „Aber wieso dann diese Postkarte – aus Südaustralien?“
    „Keine Ahnung, aber Sue war schon immer sprunghaft – und selbstbezogen.“ Diane Holt sah aus dem Küchenfenster, strich wieder über die Arbeitsfläche und be trachtete ihre Hand als erwarte sie darauf eine dicke Staubschicht. „Sie weiß, dass ich mich natürlich um den Jungen kümmern werde. Ich hab’ keine Kinder, mein Mann ist früh gestorben.“ Sie klang matt . „Ich bin allein, da kommt mir das Kind meiner Schwester, die ihre Freiheit will, doch gerade recht, oder?“ , sagte sie bitter. „Wollen Sie noch ein Glas?“
    Joanna schüttelte den Kopf, sie hatte kaum etwas getrunken.
    „Haben Sie der Polizei die Karte gezeigt?“
    „ Ja, sicher. So etwas kommt häufiger vor als man vermutet, haben sie mir gesagt.“
    „Mrs. Holt...“
    „Diane, sagen Sie Diane.“
    Joanna war überrascht.
    „Also - Diane, glauben Sie denn, dass Ihre Schwester Max einfach so auf der Straße ausgesetzt hat, wie, wie,...“
    „...wie einen Hund?“, fiel ihr Diane ins Wort . „ Meine Schwester hat schon ein paar Dinge gemacht, die ich – und wahrscheinlich auch Sie nicht machen würden.“
    Plötzlich stand Max in der Zimmertür. Joanna wollte schon etwas sagen, doch er lächelte nicht und zeigte auch keine Spur des Wiedererkennens oder der Freude. Er trug eine kurze blaue Hose und ein gelbes T-Shirt, was ihn noch blasser machte. Sein Haar war frisch gewaschen. Aber seine Augen – aus ihnen sprach Verzweiflung und Einsamkeit.

    „ Er redet nicht mit mir “, seufzte Diane. „Max“, begann sie in freundlichem Ton, „willst du nicht wenigstens unserem Gast Guten Tag sagen?“
    Max sah weder Diane noch sie, Joanna an, sondern drehte sich wieder um und lief die Treppe hoch. Eine Tür schlug zu. Diane blickte ihm resigniert nach.
    „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, was soll ich nur mit ihm machen? “
    „Hatten Sie vorher Kontakt mit ihm?“, wollte

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