Hoellentrip
fest.
„Du kannst doch nicht so einfach ...“
„Doch“, sagte sie.
Als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fiel, atmete sie auf. Viel zulange hatte sie sich vorge macht , geliebt zu werden. Viel zu sehr hatte sie sich Stabilität und ein Zuhause gewünscht. Sie fuhr durch die schattigen Häuserschluchten der City, in denen sich der abendliche Berufsverkehr staute. Der Mann an der Rezeption des Motels musterte sie eingehend . Sie lehnte das Zimmer i m Parterre ab, bestand auf ein Zimmer im ersten Stock und zahlte im Voraus. Als sich die Aufzugtüren hinter ihr schlossen, überfiel sie eine tiefe Traurigkeit, doch sie konnte nicht weinen und so blieb die Traurigkeit in einer hinteren Ecke ihres Wesens und wartete , bereit, jederzeit wieder zu kommen . Die Türen öffneten sich, und sie ging durch den schmalen Korridor über einen roten, abgetretenen Teppich, fand auf der linken Seite die Nummer fünfzehn, schloss auf, schaltete das Licht an, ließ ihre Reisetasche fallen und legte sich auf das fremde Bett. Durch das geschlossene Fenster drangen Straßengeräusche. Was hab ich nur getan?, fragte ihre innere Stimme.
54
Freitagm orgen, halb sieben. Die Türglocke bimmelte als Shane den Zeitungsladen betrat.
„So früh, Detective? Wir haben gerade aufgemacht.“
Alice Monroes Gesicht wirkte heute noch teigiger. Das Resultat ihrer Lockenwickler kringelte sich als kleine Pudellöckchen auf ihrem Kopf. Er warf den braunen Umschlag mit den Fotos auf den Tresen. Sie verzog verächtlich den Mund.
„Haben Sie das Schwein endlich festgenommen?“, f ragte sie, „Carney hat seine Filme immer hier abgegeben, wir schicken sie weiter und kriegen die Filme mit den Abzügen dann zurück.“
Er sah sie auffordernd an. Sie schnaubte wieder.
„Mein Gott, Sie wissen doch selbst wie es manchmal ist.“
„Sagen Sie es mir, Alice. “
„Manchmal gehen Umschläge aus Versehen auf.“
„ Ach, s o?“
„ Na schön “, stöhnte sie . „ I ch hab’ das verdammte Kuvert aufgemacht. In `ner schwachen Minute. Sie wissen doch selbst wie langweilig es hier sein kann!“ Über ihr Gesicht huschte ein hinterhältiges Lächeln. „Hat er schon gestanden?“
„Auf Wiedersehen, Alice.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um und fügte hinzu: „Und übrigens heiße ich O’Connor, mit O am Ende .“
Mike Carney protestierte als sie ihn aus dem Schuppen führten. Die anderen Schafscherer blickten nur kurz auf, und machten dann weiter, als sei nichts geschehen. Shane hatte Carney gerade in den Wagen gesetzt als eine Stimme hinter ihm dröhnte:
„Was machen Sie mit einem meiner besten Männer?“
Es war Barry, der Shane und Tamara böse anfunkelte.
„Hallo, Mister Denham “, sagte Tamara , „ h erzlichen Glückwunsch zum neuen Pferd!“
Denhams Kiefer malmte .
„Ich weiß schon, was Sie denken “, sagte er, „i ch hätte das Geld aus dem Safe dafür genommen. Sie nehmen von jedem immer das Schlechteste an, was?“
„Sie müssen zugeben, dass Ihr Verhalten verdächtig ist, Mister Denham “, sagte Shane und tr at auf ihn zu. „Romaine bietet I hnen Geld an und zwei Wochen später kaufen Sie ein Pferd - inzwischen ist Romaine tot und der Safe leer.“ Shane verschränkte die Arme un d blickte ihn herausfordernd an. „Sagen Sie’s mir – wie würden Sie an meiner Stelle darüber denken?“
Barry Denham blickte düster auf den Boden .
„Das Geld für Moonlight Oak hat mir ein Freund vorgeschossen. Er ist später am Gewinn beteiligt. “
„Wenn Sie uns jetzt noch d en Namen des Freundes nennen würden ...? “ Tamara hielt ihren kleinen schwarzen Notizblock in der Hand.
Barry Denham zögerte einen kurzen Moment.
„Terry Hodder in Warwick“, sagte er schließlich.
Tam ara klappte ihren Notizblock zu.
„ Das ist im Moment alles. Danke, Mister Denham .“
55
Elf Uhr Freitag m orgen. Joanna starrte auf ein leeres Bett. Sie machte auf dem Absatz kehrt, rannte den Flur hinunter zum Stationszimmer.
„Dr. Aylett ?“, rief sie. Sie hatte ihn um die Ecke gehen sehen, doch er hörte sie nicht mehr, war schon im Aufzug verschwunden.
„Joanna!“ Sie fuhr herum. „Seine Tante hat ihn abgeholt, gleich heute frü h!“, sagte Nancy und zog ein Tablett aus dem Essenswagen.
„Seine Tante? Wo ist Dr. Aylett ?“
Nancy deutete zum Aufzug .
„ Er wollte in die Radiologie!“
Joanna wartete nicht auf den Aufzug sondern hastete die Treppe hinunter. Drei Stockwerke tiefer zog sie die Glastür auf,
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