Hoellentrip
diesen Mann gefunden zu haben, dachte sie. Nach Stuarts Tod hatte sie befürchtet, sich nie wieder verlieben zu können, doch hier stand er, Peter Carlyle, der berühmte New Yorker Anwalt.
Klar, die Zeitungen stellten ihn im falschen Licht dar, so wie sie es meistens taten. Sie nannten ihn »Wall-Street-Hai mit Juraabschluss« und das »Kind der Liebesbeziehung zwischen Dschingis Khan und der Bösen Hexe Wackelzahn«. Doch Katherine wusste, dass er diese Rolle nur spielte, um seine Mandanten bestmöglich zu verteidigen.
Der Peter, den sie kannte und liebte – der Mann außerhalb des Gerichts –, hatte ein freundliches, liebes Wesen und las ihr die Wünsche fast immer von den Augen ab. Natürlich tat es der Sache keinen Abbruch, dass er ebenfalls hübsch und ziemlich sexy war!
Das Beste allerdings war: Er wollte von Katherine eindeutig nichts außer ihrer Liebe. Jeder, der die Klatschspalten las, wusste, dass Stuart ihr ein beträchtliches Vermögen
hinterlassen hatte – mehr als einhundert Millionen Dollar –, doch es war Peters Idee gewesen, einen Ehevertrag zu schließen. »Geld habe ich selbst«, hatte er gesagt. »Du bist es, die mir zu meinem Glück gefehlt hat.«
Wie zwei liebeskranke Jugendliche küssten sich Katherine und Peter leidenschaftlich mitten auf dem Parkplatz, ohne sich um die Passanten und ihre »Nehmt euch doch ein Zimmer!«-Blicke zu kümmern, die Katherine als Neid deutete. Wer wäre denn nicht neidisch auf sie und Peter?
Plötzlich trat er einen Schritt zurück, als wäre ihm etwas eingefallen. »Hey, sag mal, muss ich mir wegen Jake Sorgen machen?«, fragte er.
»Nein, er ist ein hervorragender Segler«, beruhigte ihn Katherine. »In jeder Hinsicht erste Klasse. Er segelt, seit er laufen kann.«
»Das habe ich eigentlich nicht gemeint, Kat.«
Katherine verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln und stieß Peter in den Magen. »Ich weiß, dass du das nicht gemeint hast, Schlaumeier. Und um deine Frage zu beantworten: Er war mein Schwager.«
»Trotzdem, ich habe bemerkt, wie er dich auf der Hochzeit angeschaut hat.« Er blickte Katherine an, als wäre sie eine sich sträubende Zeugin vor Gericht.
»Versuch erst gar nicht, so zu tun, als wärst du auf Jake oder sonst jemanden eifersüchtig.«
»Ja, da hast du wohl recht.« Peter zuckte mit den Schultern. »Aber mir ginge es besser, wenn er nicht aussähe, als wäre er einem Modemagazin entsprungen. Typen mit ständig gebräunter Haut finde ich verdächtig.«
Katherine verschränkte ihre Arme. »Und was ist mit dir, Bürschchen? Zwei Monate ganz allein in der großen Stadt?«
»Allein? Hast du schon Angelica vergessen?«
»Wenn wir unsere leicht übergewichtige, unkommunikative guatemaltekische Haushälterin mal aus dem Spiel lassen, müsste ich diejenige sein, die sich Sorgen machen sollte.«
Peter nahm Katherine wieder in seine Arme und zog sie fest an sich. »Ich glaube nicht, Kat. Ich habe mein halbes Leben darauf gewartet, dich zu finden. Ich glaube, ich kann noch zwei Monate warten, um dich zurückzubekommen. Besonders weil du im Namen der Nächstenliebe unterwegs sein wirst.«
»Sehr gute Antwort, Herr Anwalt. Du bist ganz schön gerissen«, bemerkte Katherine mit einem raschen Blick auf ihre Uhr. »Los, komm schon, bevor das Boot ohne mich ausläuft.«
6
Nicht sehr weit von der Familie Dunne entfernt war ein anderer Mann in grünblauem Polohemd und beigen Shorts damit beschäftigt, das Deck einer schicken Catalina-Morgan 440 abzuspritzen.
Allerdings stammte dieser Mann nicht aus Newport.
Und das Boot gehörte ihm auch nicht.
Gerard Devoux hatte es sich für eine Weile »geliehen«, um sich der Szene in Newport anzupassen. Wenn man ihn so anschaute, sah er aus wie alle anderen Multimillionäre, die ihr Baby verhätschelten.
Doch niemand blickte in seine Richtung. Devoux war gut darin, unbemerkt zu bleiben, sodass es fast so wirkte, als wäre er überhaupt nicht an der Anlegestelle.
Eine Sinnestäuschung.
Solche Illusionen zu erzeugen, war seine Spezialität.
Und deswegen hatte er sich auch selbst den Spitznamen »Der Magier« gegeben.
Durch eine dunkle Sonnenbrille – eine weitere Requisite, die er sich für diese Gelegenheit geliehen hatte – beobachtete Devoux, wie die Dunne-Besatzung die Vorbereitungen zum Setzen der Segel traf. Einen nach dem anderen hakte er in seinem Kopf ab, um sicher zu sein, dass alle eingetroffen waren. Devoux hatte über jedes Detail seines Plans die völlige Kontrolle. Außer über die
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