Höllenzeit
ebenso schlau wie ich.
»Nun?«
Ich lächelte Bentini zu. »Das war nicht viel.«
»Sagte ich Ihnen doch.«
»Weiß er nicht mehr.«
»Das ist schwer, Mister Sinclair. Wir haben unsere Hoffnungen auf Sie gesetzt, auf Sie und auch auf Ihr Kreuz. Wir vermuteten, daß sein Anblick Kräfte freisetzt.«
»Es ist kein Wundermittel. Bruder Shiram hat nicht auf die Zeichen reagiert.«
»Ja, das sah ich auch.«
»Wo soll ich dann den Hebel ansetzen?« murmelte ich und versank tief in Gedanken. Vielleicht gab es eine Chance, wenn ich dabei die Templer ins Kalkül zog. Eine Reise in die Vergangenheit, in die Zeit der Bundeslade oder kurz danach. Sie in der Vergangenheit verfolgen, um in der Zukunft nachforschen zu können. Bei meinen Freunden in Alet-les-Bains stand der Knochenthron. Dieser aus einem menschlichen Skelett bestehende Sessel ließ Zeitreisen zu. Vielleicht gelang es mir durch ihn, näher an die Templer aus der Vergangenheit heranzukommen. Das wäre zumindest einen Versuch wert, aber wir sollten auch in der Gegenwart anfangen und versuchen, die Wand zu finden. Dazu mußte ich nach Israel, in ein Land, das von innenpolitischen Unruhen erschüttert wurde.
Ich bin kein Seher, aber ich sah Probleme auf mich zukommen, die kaum zu bewältigen waren. Zumindest nicht allein. Da brauchte ich Partner, und zwar einige.
»Meine Kontakte in das Land Israel sind nicht besonders gut«, gab ich zu. »Ich wüßte nicht, an wen ich mich dort wenden könnte. Wissen Sie mehr, Monsignore.«
»Nein.«
»Es wäre eine Chance, wenn ich das Kloster betreten könnte, in dem er gelebt hat.«
»Sie nehmen keine Fremden.«
»Warum nicht?«
»Sie sind Einsiedler. Sie leben nach ihren Gesetzen. Niemand soll ihnen hineinreden können. Bruder Shiram ist einen Ausnahme gewesen, zudem hat er sich auf die andere Seite gestellt.«
»Ja, das stimmt.«
Ich ging wieder zum Fenster. Ich mußte einfach nachdenken, das konnte ich am besten, wenn ich hinausschaute.
Der Himmel zeigte ein Muster aus Wolken, das mich an eine finstere Drohung erinnerte. Ein unheimliches Bild, von einem wilden Sturm geprägt, der um das Haus heulte, als wollte er es aus seinen Fugen reißen.
Ein Schrei ließ mich herumfahren.
Bruder Shiram hatte ihn ausgestoßen. Er hockte steif in seinem Sessel, schien eingefroren zu sein, und sein Mund stand dabei weit offen.
Schaum schimmerte vor den Lippen. Mit einem mächtigen Schwung stemmte er sich in die Höhe, verließ seinen Sessel, bewegte den rechten Arm und warf das Kreuz weg.
Es flog in meine Richtung, tickte aber auf die Tischkante und landete am Boden.
»Nein, du mußt bleiben!« schrie der Monsignore.
Ich wußte nicht, was passiert war, weil ich mich bückte und das Kreuz aufhob. Als ich wieder hochkam, hörte ich das Röcheln, das gar nicht gut klang.
Bentini hatte es ausgestoßen, denn Shiram umklammerte den Mann, als wollte er ihn zerreißen. Er hatte sein Hände um die Kehle gepreßt und die Fingerkuppen tief in die Haut hineingegraben, als wollte er dicke Löcher hinterlassen. Shiram schüttelte Bentini dabei, und als Ignatius zu Hilfe eilen wollte, trat der Verletzte nach hinten aus und erwischte das Schienbein des Mönchs.
Ignatius taumelte zurück. Ein böser Schmerz mußte durch sein Bein fluten, denn er hatte das Gesicht verzerrt.
Ich war blitzschnell bei Shiram. Mit den Händen zerrte ich ihn zurück, doch er ließ nicht los. An seiner Schulter schaute ich vorbei und sah das Gesicht des Monsignore, das sich zu einer schrecklichen Fratze verzerrt hatte.
Lange hielt er nicht mehr aus. Von hinten her drückte ich meine Hände an der Gestalt vorbei und schob sie in die Lücke zwischen den beiden Armen. So wollte ich den Griff sprengen, und mit aller Kraft stieß ich meine Arme in die verschiedenen Richtungen weg.
Ich prallte mit den anderen Armen zusammen. Der Druck ließ für einen Moment nach, ich drückte noch einmal zu, und die Hände lösten sich vom Hals des Monsignore.
Bentini torkelte zurück. Er fiel gegen den Tisch, der ihn aufhielt. Mit den Händen fuchtelte er durch die Luft, dann krallte er sie gegen seinen Hals, als wollte er ihn auseinanderziehen, um ihn erweitern zu können.
Father Ignatius lief auf ihn zu, während ich mich um Bruder Shiram kümmerte.
Er hatte versucht, sich aus meinem Griff zu befreien, was ihm nicht gelungen war. Ich hatte ihn zur Seite gewuchtet und dann losgelassen.
Bevor er zu Boden fiel, riß er noch zwei Stühle mit um, die neben ihm aufschlugen.
Er
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