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Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)

Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)

Titel: Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bräunling
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"Über Gipfel, Baumeswipfel, trag mich fort zu jenem Ort!"
    Schon landete sie inmitten der Waldmännleinschar.
    Aufgeregt umringten die Waldmännlein die gute Fee und plapperten wild auf sie ein, bis das Oberwaldmännlein ein lautes "Ruhe!" brüllte und sich vor dem Gast verneigte:
    "Ein herzliches Willkommen, verehrte Frau Waldfee!", schnarrte es ehrerbietig. "Dein Besuch freut uns zutiefst."
    Die Waldfee lächelte. "Ihr wart nicht zu überhören, ihr lieben Geister." Dann wurde sie ernst: "Euer Problem ist mir bekannt. Es ist auch das meine. Nur ein Wunder kann uns retten."
    "Ein Wunder?", riefen die Waldmännlein. "Was für ein Wunder?"
    "Ein Wunder, das uns unsere Zauberkräfte zurückgewinnen lässt", antwortete die Waldfee. "Aber wir müssen etwas dafür tun. Seid ihr bereit?"
    "Jaaa!" riefen die Waldmännlein in einem vielstimmigen Chor.
    "Gut", sagte die Waldfee. "Fangt gleich damit an: Bindet aus diesen Zweigen einen Kranz und packt all euren Zauber hinein! Den Kranz legt auf die Bank am Waldrand und wünscht euch, dass er in gute Menschenhände gelangt! Er darf nie verwelken, und das wird er auch nicht, solange sich einmal am Tag ein Mensch über ihn freut. Mit jedem Tag, an dem der Kranz nach frischem Grün duftet, gewinnt ihr ein Stück eurer Zauberkräfte zurück."
    "Oh je oje", jammerte ein Waldmännlein. "Ob sich Menschen an einem schlichten Kranz noch freuen können?"
    "Das wäre wirklich ein Wunder", murmelte ein anderes.
    "Wir müssen es versuchen!", rief das Oberwaldmännlein energisch. "Und wir werden unser Bestes tun." Es klatschte in die Hände und rief: "Eins, zwei, drei, seid dabei, eure Kräfte, gebt sie frei, hurtig, eilig, blitzgeschwind für das Zauberkranzgebind'!"
    Sogleich wimmelte es auf dem Waldweg von Waldmännlein, die den Kranz banden. Und jedes verbarg all seine Zauberkräfte, die es noch besaß, im dichten Tannengeflecht.
    Am nächsten Morgen lag ein Tannenkranz auf der Bank am Waldrand. Die Menschen gingen achtlos an ihm vorüber. Manche warfen einen neugierigen Blick auf die Bank, doch sie dachten sich nichts dabei. Beim Gärtner gab es schönere Kränze zu kaufen. Mit Kerzen, Schleifen, Silberflimmmer und Goldperlen.
    Auch Jana hatte den Kranz auf dem Weg zur Schule gesehen. Ihr war, als hätte er ihr ein "Nimm-mich-mit!" zugerufen. Immer wieder musste sie daran denken. Als der Kranz nach der Schule noch immer auf der Bank lag, nahm sie ihn mit, schmückte ihn mit Kerzen und Äpfeln und stellte ihn auf den Küchentisch. Das sah hübsch aus.
    Papa und Mama und ihre Brüder freuten sich, als sie Janas Überraschungskranz sahen, und an diesem Abend blieben sie lange in der Küche sitzen, blickten ins Kerzenlicht und erzählten einander dies und das. Das hatten sie lange nicht mehr getan. Einfach dasitzen und reden.
    "Das sollten wir öfter tun", meinte Mama. "Es ist so gemütlich."
    Auch in den nächsten Tagen saßen sie oft in der Küche. Es war eine schöne Weihnachtszeit.
    "Das ist ein Zauberkranz", sagte Papa einmal scherzhaft. "Er zaubert euch vom Fernseher weg."
    "Und dich vom Computer", rief Jana vergnügt.
    Der Advent ging vorüber, und an Heiligabend hatte der Kranz noch keine einzige Nadel verloren. Bis tief in den Januar hinein stand er frisch und grün und duftig in der Küche.
    "Jetzt ist aber Schluss", sagte Mama eines Tages. "Am Ende steht euer Kranz noch zur Fastnacht hier."
    "Bitte nicht wegwerfen!", bettelten die Kinder. "Er ist noch nicht verwelkt."
    So nahm Mama den Kranz und hängte ihn an die Haustür. "Früher", erzählte sie, "hatten die Leute immer Tannengrün vor der Tür hängen. Damit glaubten sie, böse Geister vom Haus fern zu halten."
    "Das tut unser Kranz bestimmt auch", meinte Jana.
    So hing der Zauberkranz das ganze Jahr an der Haustür, und viele Male am Tag freute sich die Familie an seinem Anblick. Ja, und in der nächsten Adventszeit stand er wieder in der Küche, geschmückt mit Kerzen und roten Äpfelchen.
    Übrigens: Er lebt noch immer, der Kranz. Bei Jana und ihrer Familie.
    Die Waldmännlein gibt es auch noch. Von Tag zu Tag erlangen sie ihre Zauberkräfte ein Stück zurück, doch genau so schnell verlieren sie sie auch wieder. Es sterben nämlich immer noch Bäume, und die Waldmännlein verbringen ihre Zeit oft in Trauer. Dann aber denken sie an den Zauberkranz. Solange er lebt, ist Hoffnung da, ja, und vielleicht wird ja doch noch einmal alles wieder gut. Irgendwann.

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