Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)
feierlich. Mit ihrem hellen Licht tauchten sie das Zimmer in einen wohlig warmen Lichtschein.
„Schööön!“, rief das Kind und klatschte vor Freude in die Hände. „Alle Kerzen sollen brennen. Jeden Tag ein kleines Bisschen!“
Die Kerzen schämten sich.
„Der Klügere gibt nach“, murmelte die erste Kerze, und die anderen nickten, obwohl sie von Sprichwörtern eigentlich die Nase voll hatten.
Die Kerze des kleinen Engels
Es war einmal ein Gärtner, der band die schönsten Adventskränze in der Stadt. Von weither kamen Leute und kauften seine Kränze. Der Gärtner hatte viel zu tun. "Sie sind ein rechter Adventsgärtner", sagten die Leute und lachten. Der Gärtner lachte mit und summte bei der Arbeit zufrieden Lieder vor sich hin.
Einmal aber hatte er nicht rechtzeitig daran gedacht, auch einen Kranz für seinen kleinen Jungen zu binden. Und erschrocken stellte er am Abend vor dem ersten Adventssonntag fest, dass kein Adventskranz mehr übrig geblieben war.
"O je", rief er. "Was wird Maximilian sagen? Er freut sich doch so sehr auf seinen Kranz!"
Schnell holte er Tannenzweige, Draht und Adventsschmuck. Nur Kerzen fand er keine. Er suchte und kramte in allen Ecken, doch er hatte kein Glück. Aber woher sollte er so spät am Abend noch Kerzen besorgen?
"Armer Maxi!“, murmelte er. "Wie traurig wirst du sein!"
Bekümmert starrte der Gärtner vor sich hin. Da blinkte es plötzlich im Fenster. Ganz kurz nur. Der Gärtner schüttelte verwundert den Kopf.
"Fange ich jetzt schon an zu träumen?", brummte er und blickte ins Schaufenster. Blumen standen da und Grünpflanzen und in der Ecke der alte Holzengel, der in der Adventszeit schon immer hier seinen Platz hatte. Der Gärtner lächelte. Wie oft hatte er als Junge bei dem Engel gesessen. Ja, manchmal hatte er sogar geglaubt, der alte Engel könne sprechen und Geschichten erzählen.
Nachdenklich blickte er auf den Engel, der eine Kerze in den Händen hielt. Eine dünne, blasse, rote Kerze.
"Eine Kerze!", rief der Gärtner, und sein Herz klopfte. "Dankeschön!" Er stieg ins Schaufenster, strich dem Engel zart über den Kopf und nahm die Kerze. "Du bekommst eine neue", versprach er. Dann eilte er nach Hause.
Daheim wartete Maximilian schon ungeduldig auf ihn.
"Endlich, Papa!" Suchend umkreiste er seinen Vater. "Sag, wo hast du unseren Adventskranz? Du hast ihn doch nicht vergessen?“
Erschrocken sah er seinen Vater an.
"Hilf mir, kleiner Engel", betete der Gärtner leise und nahm seinen Jungen in den Arm. "Ich habe dir etwas anderes mitgebracht."
Er zog die kleine Kerze aus der Tasche, steckte sie in einen Apfel und legte Tannenzweige daneben. "Gefällt sie dir?"
Maxi sah seinen Vater enttäuscht an. "Das ist nur eine hässliche alte Kerze!"
"Es ist eine besondere Kerze", sagte der Gärtner mit geheimnisvoller Stimme. "Eine Engelskerze. Sie zaubert den Advent zu dir ins Zimmer."
"Eine Engelskerze?" Maximilian staunte, und sein Vater fuhr fort: "Manche Kerzen können im Advent zaubern. Das sind die Engelskerzen. Sie schenken den Kindern wunderwunderschöne Geschichten. Nachts, wenn sie schlafen."
Der Gärtner stellte die Kerze auf den Tisch in Maximilians Zimmer und zündete sie an. Die Kerze flackerte und duftete süß. "Schön, nicht?"
"Schööön!" sagte Maximilian, und auf einmal konnte er sich nicht schnell genug mit dem Zubettgehen beeilen. "Vielleicht schickt mir die Engelskerze schon heute Nacht eine Geschichte!", rief er aufgeregt. "Danke, Papa."
Der Gärtner lächelte, streichelte über Maximilians Kopf und sagte leise: "Danke, kleiner Engel!"
Die Sache mit dem Adventskranz
Im letzten Jahr hatte es bei den Brauns keinen Adventskranz gegeben. Oma war sehr krank gewesen und musste viele Wochen im Krankenhaus bleiben. Vor lauter Sorgen um Oma hatten Mara, Max, Mama und Papa keine Lust auf Adventslichter und Tannenzweige gehabt. Dieses Jahr aber soll die Adventszeit wieder so schön gemütlich und weihnachtlich sein wie früher. Das haben sich auch Mara und Max vorgenommen, und jeder hat sich heimlich eine besondere Adventsüberraschung ausgedacht.
So kommt es, dass am Sonntag vier Adventskränze auf dem Tisch stehen. Von Papa ein Kranz aus Tannenzweigen mit roten Kerzen und Schleifen, von Mama ein Kranz aus hellen Weidenruten, verziert mit Hagebutten, roten Beeren und weißen Kerzen. Mara hat einen Kranz aus Kiefernzapfen gebastelt und ihn mit gelben Kerzen und glitzernden Sternchen geschmückt. Auch Max ist nicht faul gewesen. Aus
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