Hoffnung am Horizont (German Edition)
haben ihn in Ihre Akte gelegt. Hier ist er.“
Jonathans Anweisungen waren kurz und prägnant. Der Brief besagte, dass bei seinem Tod sein ganzer weltlicher Besitz auf sie übergehen sollte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben nie etwas besessen. Sie hatte nie irgendeine Sicherheit gehabt, und jetzt hatte sie alles. Sie hob den Brief hoch, um die Urkunde zu lesen, die darangeheftet war.
Ihr Blick wanderte sofort zur zweiten Zeile.
Annabelle Grayson McCutchens.
Dann las sie den Eintrag, der darüber stand. Ein dicker Strich war durch Jonathans Namen direkt über ihrem Namen gezogen worden. Sie folgte mit dem Blick dem Strich über die ganze Seitenbreite, und etwas in ihr brach in sich zusammen. Sie starrte seinen Namen an. Tränen traten ihr in die Augen. Mit einem einzigen Federstrich gehörte alles, was sich Jonathan erarbeitet hatte, alles, was er und Matthew sich erträumt hatten, ihr.
Sie wischte sich die Wange ab und hielt dem Bankier die Dokumente hin.
„Sie müssten hier neben Ihrem Namen noch unterschreiben.“ Er reichte ihr eine Feder und schob ihr das Tintenfass näher hin. „Ihre Unterschrift macht die Eigentumsübertragung rechtskräftig.“
Nachdem sie noch einmal einen Blick auf den Namen geworfen hatte, der über ihrem stand, unterschrieb Annabelle.
Mr Hoxley legte die Papiere zusammen und schob seinen Stuhl vom Schreibtisch zurück. „Kann ich noch irgendetwas für Sie tun, Mrs McCutchens?“
Sie warf wieder einen Blick auf die Uhr und ihr Pulsschlag erhöhte sich. „Ja, Sir. Es gibt noch eine Sache, über die ich mit Ihnen sprechen muss.“
* * *
Matthew zog die Zügel der schwarzen Stute an und stieg ab. Sobald er die Bank betrat, sah er sich nach Annabelle um.
Eine Frau kam aus einem Seitenbüro heraus auf ihn zu. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
Matthew zwang sich zu einer Ruhe, die er nicht spürte. „Ich suche eine Frau … Mrs Jonathan McCutchens. Sie hatte heute Morgen geschäftlich hier zu tun, und ich hatte gehofft, ich würde sie noch hier antreffen.“
„Ich habe mit keiner Frau dieses Namens gesprochen, aber vielleicht einer meiner Kollegen. Ich erkundige mich kurz nach ihr.“
„Danke, Madam. Das ist sehr freundlich.“
Sie verschwand in einem hinteren Zimmer und Matthew drehte sich um und sah aus dem Fenster. Er betrachtete die Gesichter der Menschen, die draußen auf dem Gehweg vorbeigingen, und betete, dass er Annabelles Gesicht entdecken würde. Er hatte einen guten Blick auf die Straße. Eine Person am anderen Ende des Gehwegs fiel ihm sofort auf. Aber genau in diesem Moment bog ein großes Fuhrwerk voll schwerer Ladung um die Ecke, blockierte die Straße und versperrte ihm die Sicht. Er trat noch näher ans Fenster.
Er erstarrte.
Schnell verließ er die Bank, trat zu seiner Stute und zog sein Gewehr aus der Hülle, die am Sattel befestigt war. Matthew entschied sich für die Straße statt für den vollen Gehweg und ging an dem Fuhrwerk und den anderen Kutschen, die sich dahinter stauten, vorbei. Er passierte mehrere Handwagen und Pferde und erreichte die Ecke.
Er war nicht ganz sicher, ob er Annabelle gesehen hatte. Aber dass er den Kopfgeldjäger gesehen hatte, das wusste er mit Bestimmtheit.
Er blickte prüfend in die Schaufenster der Geschäfte, an denen er vorbeiging. Der Friseur, ein Landübereignungsbüro. Vor Haddock’s Kolonialwarenladen verlangsamte er seine Schritte und ließ seinen Blick durch die Gänge voller Menschen zwischen den Regalen wandern. Nichts. An der Ecke blieb er stehen und suchte die Straße nach beiden Seiten ab. Einem Impuls folgend ging er in Richtung Westen weiter.
Er kam an einem Zeitungsgeschäft, einem Bekleidungsladen und an einer Herrenschneiderei vorbei. Er wusste nicht, was er tun würde, falls Annabelle seinetwegen etwas zustieße. Gott, lass sie nicht für meine Fehler zahlen. Ziehe mich zur Rechenschaft … aber bitte nicht sie!
Er wollte schon in die andere Richtung weitergehen, als er aus dem Augenwinkel heraus etwas sah und abrupt stehen blieb.
Da war sie. Ein Stück von ihm entfernt betrat sie ein Hotel. Mit wild rasendem Herzen überquerte er die Straße und sah von außen durch das Fenster. Die Empfangshalle war leer. Er trat ein. Ihre Stimme drang aus einem der Seitenflure zu ihm herüber.
Ein anderer Gast trat auf den Empfangstresen zu. Matthew nutzte diese Gelegenheit, um schnell die Empfangshalle zu durchqueren und um die Ecke zu verschwinden. Am anderen Ende des Flurs schloss sich eine
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