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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kolonialprovinz Kanpur.“
    Kate nickte dem alten Inder lächelnd zu. „Sehr erfreut, Mr Singh. Wohin genau möchten Sie denn?“
    „Die Schwierigkeit besteht darin, dass ich mich in der Hauptstadt des britischen Weltreichs leider überhaupt nicht auskenne. Mir ist im Grunde mit einer simplen Transportmöglichkeit nicht gedient. Wäre es sehr vermessen von mir, wenn ich Sie als eine Fremdenführerin engagieren würde, Miss Fenton?“
    Kates Herzschlag beschleunigte sich. Dieser Inder war ihr nicht nur auf Anhieb sympathisch, er schien auch ein vermögender Mann zu sein. Erstens hätte er sich sonst den teuren Interkontinentalflug nicht leisten können, und zweitens stammten die goldenen Ringe an seinen Fingern gewiss nicht von einem Talmihändler im East End. Wenn Singh Kate für den ganzen Tag buchte, konnte sie sich das entsprechend bezahlen lassen. Das Kleid, von dem sie seit langem träumte, rückte in greifbare Nähe. Nun würde sie auch über den Verlust der hundert Pfund Belohnung, die ihr entgangen waren, viel besser hinwegkommen.
    Der Geldmangel zog sich wie ein roter Faden durch Kates Leben. Im Grunde wusste sie selbst, dass sie ein zu weiches Herz hatte. Mehr als einmal griff sie Menschen finanziell unter die Arme, die ihre Schulden niemals zurückzahlen konnten. Aber Kate konnte ihre Augen vor dem nackten Elend im East End nicht verschließen. Dabei hatte sie überhaupt nichts gegen Geld. Sie war nur außerstande, es in ihrer eigenen Tasche zu behalten, solange es fremden Leuten in ihrer Umgebung dreckig ging. Doch nun schien das Schicksal es einmal gut mit ihr zu meinen, jedenfalls in finanzieller Hinsicht.
    „Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Mr Singh. Möchten Sie zunächst etwas essen? Ich kenne die besten Restaurants im Westend, allerdings nur von außen. Wir könnten auch die Baustelle der Weltausstellung im Hyde Park besichtigen oder vor dem Buckingham Palace die Wachablösung der Garde von Königin Victoria anschauen. Das ist eine Attraktion, die sich die wenigstens Besucher in London entgehen lassen. Oder wie wäre es mit einem Besuch im vollautomatischen Planetarium von Ealing?“
    Der Inder schüttelte seinen Kopf, der wie aus einem knorrigen Holzstück geschnitzt aussah.
    „Ich habe bereits im Luftschiff gespeist, während wir den Ärmelkanal überflogen haben. Stattdessen würde ich es vorziehen, das Britische Museum zu besuchen. Ich müsste nur zuvor kurz eine Nachricht morsen lassen.“
    „Selbstverständlich, Mr Singh. Das Telegrafen-Kontor befindet sich gleich dort drüben.“
    Kate deutete auf einen schmucklosen Anbau, der sich an der Südseite des Terminal-Hauptgebäudes befand. Der Inder nickte ihr dankbar zu und schritt dann würdevoll dorthin. Obwohl er nach Kates Schätzung mindestens 70 Jahre alt sein musste, bewegte er sich mit fließenden und kraftvollen Bewegungen.
    Kate ging gleich zu ihrem Heizer, um ihm die frohe Botschaft zu verkünden.
    „Der Gentleman mit dem Turban hat mich als Fremdenführerin angeheuert, O’Leary! Ist das nicht toll? Er will, dass wir ihn gleich zum Britischen Museum bringen.“
    Der Heizer grinste und spuckte Tabaksaft aus. „Das sind wirklich gute Nachrichten, Miss Kate. Werden Sie lange dort bleiben?“
    „Keine Ahnung. Warum?“
    „Ich könnte mir ein Guinness genehmigen, während Sie dem Inder den alten Krempel dort zeigen.“
    „Für ein oder zwei Bier wird die Zeit schon reichen. Hauptsache, du lässt das Kesselfeuer nicht ausgehen.“
    „Keine Sorge, ich lege Kohlen nach, bevor ich in den Pub gehe. Mein Gaumen ist ausgetrocknet, ich könnte dringend ein Bier vertragen.“
    Kaum hatte Kate diese wenigen Sätze mit ihrem Heizer gewechselt, als Raja Singh auch schon aus dem Telegrafen-Kontor zurückkehrte. Kate fragte ihn nicht, wem er eine gemorste Nachricht geschickt hatte. Vielleicht wollte Singh nur seiner Familie daheim in Indien Bescheid geben, dass er gesund in London angekommen sei. Jedenfalls war es nicht ungewöhnlich, dass frisch angekommene Passagiere sofort eine Morsenachricht absetzten. Das hatte Kate schon sehr oft mitbekommen.
    Der Inder kletterte auf die Passagierbank des Drehflüglers, während Kate sich in den Kommandostand begab und O’Leary auf seinem Heizersitz Platz nahm. Wenig später erhob sich das Fluggerät in die Luft. Falls Singh aufgeregt war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er schaute sich die Stadt sehr interessiert aus der Vogelperspektive an. Soweit Kate wusste, gab es auf dem ganzen

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