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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht leicht. Beinahe wäre ihr herausgerutscht, dass Benson ein Kriminalassistent von Scotland Yard war. Ihn als ihren Cousin auszugeben war zweifellos unverfänglich, zumal es vom Alter her passte. Gleiches traf auf Phineas Fletcher zu. Der exzentrische Erfinder hätte problemlos ihr Onkel sein können.
    Der Franzose nickte langsam. Sein Gesichtsausdruck war undurchschaubar.
    „Ich verstehe, Miss. Dann stelle ich mich nun einfach selbst vor. Mein Name ist Roger Leclerc. Und Sie werden gewiss Verständnis für meine unkonventionelle Art haben, denn ich bin ein bekennender Bohemien.“
    Ein Bohemien.
    Kate hatte einmal in der Zeitung etwas über diese Lebenskünstler gelesen, die sich in Paris vorzugsweise im Quartier Latin angesiedelt hatten. Wenn man dem Artikel glauben konnte, dann mussten es Faulpelze und Tagediebe sein, die mehr oder weniger erfolglos ein Künstlerdasein anstrebten. Sie versuchten sich als Maler, Schauspieler oder Dichter, doch diese brotlose Kunst brachte ihnen meist nicht viel Geld ein. Aber sie verachteten Gewinnstreben und Karriere ohnehin, sondern feierten lieber wilde Orgien mit viel Wein und Frauenspersonen mit zweifelhaftem Ruf. Huren, wie die Leute in Kates East End-Nachbarschaft ebenso brutal wie direkt gesagt hätten. Und ein solcher Tunichtgut sollte dieser Roger Leclerc sein? Kate wusste nicht, was sie davon halten sollte. Bisher hatte sie ja noch niemals einen richtigen Bohemien gesehen. Außerdem durfte man nicht alles glauben, was in der Zeitung stand. Kate kannte genug Reporter – nicht nur diesen unsäglichen Tim McBain, den der verstorbene Raja Singh kurzzeitig in einen Salamander verwandelt hatte. Sie wusste, dass viele von diesen Typen gewohnheitsmäßige Lügner waren, die für ein paar jämmerliche Pennies Zeilenhonorar den Lesern dreiste Behauptungen als Tatsachen auftischten.
    Jedenfalls hatte Roger Leclerc es geschafft, ihre Neugier zu wecken. Kate musste sich eingestehen, dass sie ihm gegenüber nun schon etwas zugänglicher war.
    „Mein Name ist Katherine Fenton. Ich befinde mich mit meinem Cousin und meinem Onkel auf einer Bildungsreise nach Paris. Wir möchten den Arc de Triomphe sehen, das Schloss von Versailles, die Kathedrale von Notre Dame …“
    Das waren jedenfalls Sehenswürdigkeiten, von denen Kate schon einmal etwas gehört hatte. Sie wusste, dass junge Damen aus den besseren Kreisen öfter solche Bildungsreisen unternahmen, um später auf dem Heiratsmarkt interessanter zu erscheinen. Die jungen Gentlemen wünschten sich meist eine Gemahlin in ihrer Seite, mit der sie auch ein mehr oder weniger intelligentes Gespräch führen konnten.
    Kate selbst wirkte zwar in ihrem preiswerten Kleid nicht gerade wie ein Kind der Oberschicht, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Sie konnte nur hoffen, dass Roger Leclerc nicht allzu gut mit den Verhältnissen in ihrer Heimat vertraut war. Denn eine Frau, die so arm war wie Kate, konnte sich die Flugreise nach Paris normalerweise niemals leisten.
    Ob der Bohemien sie schon durchschaut hatte?
    Kate glaubte es nicht. Denn sein Gesichtsausdruck war einfach nur der eines Mannes, der einer Frau schöne Augen machen will. Oder täuschte sie sich? Kate war bisher immer der Meinung gewesen, die Kerle gut einschätzen zu können. Aber – in James hatte sie sich doch zunächst auch getäuscht. Sie hatte ihren Verlobten für einen Mörder und Vampir gehalten, bevor sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Der Gedanke an James brachte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn dieser Franzose glaubte, mit ihr poussieren zu können, dann sollte er sich getäuscht haben.
    „Ich freue mich schon sehr auf Paris“, fuhr sie kühl fort. „Ich werde meinem Verlobten gewiss viel zu erzählen haben, wenn ich zurückkehre. Wenn es mir in der Hauptstadt Ihres Landes gefällt, dann werden wir gewiss unsere Hochzeitsreise dorthin machen.“
    „Eine ausgezeichnete Idee“, stimmte Roger Leclerc zu. „Und Ihr Verlobter muss ein beneidenswerter Mann sein, wenn Sie mir diese kühne Bemerkung gestatten.“
    Kate kräuselte verächtlich ihre Nase. „Es ist eine Bemerkung, wie man sie aus dem Mund eines Bohemiens erwartet, Mr Leclerc. Wie ich höre, zählt die Ehre einer Dame in Ihren Kreisen nicht allzu viel. Aber zu diesem Spiel gehören immer zwei. Und ich bin sicher, dass Sie kein Mann sind, der meinen Ansprüchen genügen kann.“
    Normalerweise ließ Kate zudringliche Kerle mit weit deutlicheren Worten abblitzen.

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