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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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den Hafen und das Meer; vermutlich hätte sich ihm zum Marktplatz hin ein anderer Anblick geboten.
Andrej beugte sich weiter vor und begriff erst jetzt den Sinn von Krushas Warnung, er solle vorsichtig sein, in seiner vollen Tragweite. Der Turm, der zugleich Teil der äußeren Verteidigungsanlage war, überragte die Mauer mit den aufgesetzten hölzernen Hürden um ein gutes Stück - mindestens zwanzig Fuß, wenn nicht mehr. Trotzdem mochte ein zufälliger Blick von jemandem, der dort unten vorbeiging, durchaus genügen, um ihn zu entdecken.
Im Augenblick war allerdings nichts von einer Patrouille zu sehen, so daß Andrej es wagte, sich noch ein Stück weiter vorzubeugen und nach unten zu schauen. Der rückwärtige Teil des Schlosses endete in einem Wassergraben, vielleicht auch einem kleinen, künstlich angelegten See, auf dem er die Umrisse eines Bootes ausmachen konnte. Krusha und sein Bruder waren bereits dort unten.
Obwohl Andrej fast sicher war, daß sie es nicht sehen konnten, winkte er ihnen zu und trat dann vom Fenster zurück. Es wurde Zeit, daß er seine Beute einsammelte und von hier verschwand. Also begab er sich, ohne weiter zu zögern, zu der Truhe und wollte deren eisenbeschlagenen Deckel öffnen, stellte aber ohne sonderliche Überraschung fest, daß er verschlossen war.
Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel und versuchte das Schloß zu öffnen; doch es erwies sich als erstaunlich widerstandsfähig, so daß er schließlich das Schwert zu Hilfe nahm. Wenn die Stabilität der Truhe Rückschlüsse auf den Wert ihres Inhaltes zuließ, mußte sich ein Vermögen darin verbergen. Andrej schlug drei- oder viermal mit aller Kraft den Schwertknauf auf das Schloß, ehe der Mechanismus endlich mit einem leisen Knirschen kapitulierte und er die Truhe öffnen konnte.
Sie war gut zur Hälfte mit kleinen, runden Goldmünzen unterschiedlicher Größe gefüllt; hinzu kamen zwei kleine Säckchen aus Samt, die Edelsteine der verschiedensten Art und Farbe enthielten. Für einen kurzen Augenblick drohte Andrej der Versuchung zu erliegen, einige der Münzen einzustecken. Wenn Ják Wort hielt und es ihm gelang, Frederics Angehörige zu befreien, würden sie nicht nur Glück brauchen, um den Rückweg zu bewältigen, sondern auch Geld. Doch er entschied sich dagegen. Angesichts seiner Situation war das vielleicht ein Fehler, aber er war nun einmal kein Dieb.
Hastig steckte er das Schwert wieder ein, zog die drei mit Kork gefüllten Lederbeutel unter seiner Uniform hervor und verteilte den Inhalt der Schatztruhe auf sie. Als er fertig war und die Säckchen sorgsam verknotete, stellte er fest, daß sie ziemlich schwer waren. Er war nicht sicher, ob sie tatsächlich auf dem Wasser schwimmen würden, hoffte aber, daß Krusha - und vor allem Ják - wußten, was sie taten.
Andrej überprüfte die Knoten noch einmal auf ihre Festigkeit, ehe er ans Fenster trat und vorsichtig hinausspähte. Nur wenige Armeslängen unter ihm schritten zwei Soldaten des Herzogs über den Wehrgang. Die Männer hatten es nicht besonders eilig; sie schlenderten gemächlich dahin und blieben von Zeit zu Zeit sogar stehen, um einen Blick auf die Stadt hinabzuwerfen. Es dauerte eine geraume Weile, bis sie endlich außer Sichtweite waren - und noch erheblich länger, bis Andrej sicher war, daß sie ihn mit Bestimmtheit nicht mehr sehen konnten.
Dann holte er entschlossen aus und warf den ersten Beutel so weit aus dem Fenster, wie er nur konnte. Das Boot mit Krusha und seinem Bruder war nicht zu sehen, aber Andrej zweifelte nicht daran, daß ihre Blicke gebannt auf das erleuchtete Fenster unter der Turmspitze gerichtet waren.
Als er den zweiten Beutel aus dem Fenster werfen wollte, raschelte es hinter ihm, und eine leise, aber sehr klare Stimme sagte: »Das reicht jetzt, Delãny.«
Andrej fuhr erschrocken herum, ließ den Beutel fallen und griff nach seinem Schwert, zog die Waffe jedoch nicht, als er bemerkte, daß Ják hinter einem roten Samtvorhang hervortrat; offenbar mußte sich hinter diesem Vorhang eine Geheimtür verbergen.
»Ják?« murmelte er. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. »Seid Ihr verrückt? Was tut Ihr hier? Und wieso … habt Ihr mir nichts von dieser Geheimtür gesagt?«
Doch sein vermeintlicher Verbündeter reagierte nicht, sondern ging mit raschen Schritten zu dem bewußtlosen Posten und kniete neben ihm nieder. Als er sah, daß der Mann noch am Leben war, runzelte er die Stirn und sagte: »Ihr habt ein zu weiches Herz, Delãny.«
»Ich

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