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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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gerissen wurde, spürte er, daß sich mehrere Männer in seiner Nähe aufhalten mußten. Andrej blinzelte ein paarmal und öffnete vorsichtig die Lider, um nicht geblendet zu werden. Trotzdem dauerte es einige Sekunden, bis der verschwommene Fleck vor seinen Augen schließlich die Konturen eines Gesichts annahm.
Eines Gesichts, das er gut kannte.
»Seid Ihr wach, Delãny?« fragte Ják Demagyar. »Ich hoffe doch, der Schlag war nicht zu fest.«
»Nur keine Sorge, Herzog. Der Bursche ist zäher, als er aussieht.« Malthus, der seitlich versetzt hinter dem Herzog stand, schlug seinen Mantel zurück, so daß der schimmernde Brustharnisch darunter zum Vorschein kam, und lachte leise. »Sogar viel zäher.«
»Bindet mich los, und ich zeige Euch, wie zäh«, antwortete Andrej. Diese Worte waren lächerlich, geradezu kindisch. Aber es war das einzige, was er im Moment überhaupt sagen konnte. Er war verwirrt. Wieso stand Demagyar unverletzt und als freier Mann vor ihm? Gleichzeitig aber hatte er ein nicht weniger verwirrendes, gegenteiliges Gefühl: nämlich, daß dieser Umstand genau ins Bild paßte - auch wenn er dieses Bild in seiner Vorstellungskraft noch nicht vollständig zusammenzusetzen vermochte.
»Nur Geduld, Delãny«, antwortete Malthus. Sein Lächeln erlosch, und seine Augen blitzten plötzlich wie Stahl. »Dein Wunsch wird in Erfüllung gehen, aber es dauert noch eine Weile. Nicht sehr lange.«
Demagyar blickte stirnrunzelnd von ihm zu Andrej und wieder zurück.
»Für zwei Männer, die sich erst vor kurzem zum ersten Mal begegnet sind, haßt ihr euch ziemlich inbrünstig«, bemerkte er nachdenklich. Dann zuckte er mit den Schultern. »Aber das soll nicht meine Sorge sein. Tötet ihn, Malthus, und dann laßt uns unser Geschäft zu Ende bringen.«
»Noch nicht«, entgegnete der goldene Ritter.
Der Herzog schaute ihn verwirrt an. »Aber ich dachte …«
»Daß ich ihm die Kehle durchschneide, wenn er hier gefesselt und wehrlos vor mir steht?« fiel ihm Malthus ins Wort. Er schüttelte zornig den Kopf. »Ich bin kein Meuchelmörder, Herzog. Delãny wird sterben, aber in einem fairen Kampf.«
»Ganz wie Ihr meint«, bemerkte Demagyar abfällig, sogar leicht verächtlich.
Andrej fragte sich, ob der Herzog, als er diese Worte sprach, wußte, daß er einem Mann gegenüberstand, der schon wegen weniger getötet hatte. Der wahrscheinlich nicht einmal einen Grund zum Töten brauchte. Vermutlich aber wußte er das nicht; und er war sich auch nicht der Gefahr bewußt, die es bedeutete, Malthus zu reizen. Denn Ják Demagyar gehörte zu jenen Menschen, die mit der gleichen Überheblichkeit über das Leben anderer entschieden, mit der sie sich selbst für unantastbar hielten.
»Wo bleibt denn nur dieser Heide?« Demagyar sah sich fragend um.
Malthus lächelte ebenso flüchtig wie kalt. »Wenn ich Euch einen Rat geben darf, Herzog«, sagte er spöttisch,
»dann solltet Ihr nicht so reden, wenn er es hören kann … oder einer seiner Leute. Viele von ihnen sprechen Eure Sprache.« Er streckte die Hand aus: »Das Schwert.«
Demagyar wirkte für einen Moment verärgert, zuckte aber dann erneut mit den Schultern und griff unter seinen Mantel. Er förderte ein längliches, gut meterlanges Paket zutage, das in schmutzige Lumpen eingehüllt war. Allerdings machte er keine Anstalten, es dem Ritter zu überreichen, sondern ignorierte Malthus ausgestreckte Hand und entfernte mit schnellen Bewegungen die verrotteten Lumpen. Darunter kam Andrejs Sarazenenschwert zum Vorschein.
»Eine phantastische Waffe«, sagte er mit aufrichtiger Bewunderung. »Ein Schwert wie dieses habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich frage mich, was eine solche Klinge wohl wert ist.«
»Mehr als ein Menschenleben, Herzog.« Die Drohung in Malthus Worten war beim besten Willen nicht mehr zu überhören, aber Demagyar ignorierte sie trotzdem und fuhr an Delãny gewandt fort: »Wem habt Ihr sie gestohlen, Delãny?«
Andrej starrte das Sarazenenschwert an. Sein Herz raste wie wild. Der Anblick dieser Waffe in den Händen des goldenen Ritters war ein Schock für ihn, mit dem er nur schwer fertig wurde. Zumal er nicht wußte, worauf der Mann abzielte.
»Woher … habt Ihr dieses Schwert?« fragte er stockend.
»Seine bisherigen Besitzer hatten keine Verwendung mehr dafür«, antwortete Demagyar lächelnd. »Was sollen tote Männer auch mit einer Waffe?«
»Ihr habt sie …?«
»Jetzt erzählt mir nicht, Ihr hättet Mitleid mit diesen beiden Strauchdieben«, sagte

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