Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
Vom Netzwerk:
»Dieser Junge war Euer Sohn?« fragte er ungläubig, aber in einem Ton, der erkennen ließ, daß er ganz genau wußte, wen Delãny gemeint hatte.
»Ja. Er war mein Sohn.« Delãny kämpfte nicht gegen die aufsteigenden Tränen an. »Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich mich an seinen Mördern gerächt habe.«
Malthus schien seine Antwort gar nicht gehört zu haben. Er starrte Andrej nur mit einer Mischung aus Staunen und Unglauben an; aber Andrej glaubte in den Augen seines Feindes auch einen Hauch von Betroffenheit zu erkennen.
»Wenn Ihr mit diesem feigen Mord etwas zu tun habt, dann sagt es mir besser gleich«, stieß er wütend hervor. »Und falls das so ist, dann seid versichert: Ich werde Euch töten, was immer Ihr auch unternehmt!«.
Der Ritter wirkte jetzt eher verwirrt als betroffen. »Ihr habt tatsächlich überhaupt keine Ahnung«, sagte er kopfschüttelnd und seufzte tief. »Ich hätte doch auf Kerber oder Biehler hören sollen. Sie haben mich von Anfang an vor Euch gewarnt. Aber nun ist es zu spät…«
»Kerber und Biehler?« fragte Andrej voller Abscheu. »Eure beiden Kumpane?«
»Kumpane?«, ächzte Malthus. »Das ist wohl kaum das richtige Wort…«
»Aber es sind doch die Männer, die gleich Euch in goldenen Rüstungen nach Borsã gekommen sind, um die Dorfbevölkerung auszulöschen und meinen Sohn umzubringen?« fragte Andrej scharf. »Oder wollt Ihr mir etwa weismachen, ich hätte mir die ganzen Toten im Wehrturm nur eingebildet?«
Der Hüne starrte ihn nur schweigend und mit einem Gesichtsausdruck an, der Andrej mehr als deutlich zeigte, daß ihm die Wendung des Gesprächs überhaupt nicht behagte.
»Redet!« schrie er. »Ich will wissen, ob Ihr etwas mit diesem feigen Hinterhalt zu tun habt, in den Vater Domenicus die Dorfbevölkerung gelockt hat, um sie Euch als Fraß vorzuwerfen!«
Malthus nickte, ganz langsam und fast bedächtig. »Wenn Ihr es von diesem Blickwinkel aus sehen wollt… ja.«
»Wenn Ihr selber es schon zugebt«, flüsterte Delãny voller Entsetzen. »Dann seid Ihr der Mörder meines Sohnes!«
Malthus versuchte, seinem Blick standzuhalten. Aber es gelang ihm nicht; schon nach wenigen Augenblicken starrte er an Delãny vorbei ins Nichts. »Ich bin nicht der Mörder Eures Sohnes«, sagte er dann.
So wie er es sagte, schien er Andrej auf vollkommen unbegreifliche Art und Weise gleichzeitig die Wahrheit und die Unwahrheit zu sagen.
Ein paar Sekunden herrschte ein fast unerträgliches Schweigen. Delãny fühlte ein so abgrundtiefes Grauen in sich, daß er dem goldenen Ritter das Herz aus dem lebendigen Leib gerissen hätte, wenn er die Hände freigehabt hätte. Er hatte die letzten Tage versucht, jeden Gedanken an Rache zu vermeiden und sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren, die überlebende Dorfbevölkerung von Borsã zu retten. Aber jetzt dem Mann gegenüberzustehen, der indirekt zugegeben hatte, seinen Sohn eigenhändig ermordet zu haben - das war zuviel.
»Bindet mich los«, sagte er. »Damit ich es gleich hier und jetzt zu Ende bringen kann.«
»Nicht ganz so hastig«, widersprach Malthus. »Ihr sollt Eure Chance haben. Aber erst, wenn der letzte Mann von Bord gegangen ist.« Er stieß ein hartes Lachen aus. »Und glaubt mir: Ihr könnt von Glück sagen, wenn ich Euch nicht noch in letzter Sekunde Kerber oder Biehler überlasse!«
Es dauerte einen Moment, bevor die Wortes des Ritters in Andrejs aufgewühlten Verstand einsickerten. Sergé hatte einen der goldenen Ritter getötet; in dem Moment, als der Mann ihn nach dem Wirtshausbrand hatte töten wollen. Es konnten also nicht mehr alle drei am Leben sein!
»Wieso Kerber oder Biehler«, stammelte er, als er die Tragweite von Malthus’ Worten begriff. »Das kann doch nicht sein … Einer von euch muß tot sein!«
»Ihr habt doch in Constãntã selber noch mit Kerber gesprochen«, sagte Malthus höhnisch. »Sah er etwa tot aus?«
»Er sah weder tot aus, noch war er der Mann, den ich meine«, stellte Andrej fest, während er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Es war der Mann, den Ihr Biehler nennt: Er wollte mich umbringen, nachdem ich mich aus dem brennenden Gasthaus gerettet habe. Aber Sergé hat ihn erschlagen.«
Malthus reagierte auf eine sehr überraschende Art und Weise: Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Das ist gut«, sagte er, als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht gewußt, wie naiv Ihr seid.«
»Was hat das mit Naivität zu tun?« fragte Andrej,

Weitere Kostenlose Bücher