Hohle Köpfe
der alten Wache gewöhnt gewesen, die immer dann nach hinten losgingen, wenn man es am wenigsten erwartete. Dieses Exemplar stammte von Burlich und Starkimarm: ein Prachtstück nach Maß, aus erlesenem Nußbaumholz. Es gab nichts Besseres.
Mumm nahm außerdem eine dünne Zigarre und schlenderte nach draußen in den Garten.
Im Drachenstall herrschte ziemliche Unruhe. Mumm trat ein, schloß die Tür hinter sich und lehnte die Armbrust dagegen.
Das Quieken und Heulen wurde noch lauter. Kleine Flammen züngelten über die dicken Wände der Brutpferche.
Mumm beugte sich zum nächsten Pferch vor, hob einen erst vor kurzer Zeit geschlüpften Drachen und kitzelte ihn unter dem Hals. Er wurde mit einer Flamme belohnt, an der er die Zigarre anzündete.
Er blies einen Rauchring zu der Gestalt, die von der Decke herabhing.
»Guten Morgen«, sagte er.
Der Fremde wand sich verzweifelt hin und her. Er hatte ein erstaunliches Maß an Reaktionsschnelligkeit und Agilität bewiesen, als er während des Falls den einen Fuß hinter einen Balken gehakt hatte. Allerdings konnte er sich nicht wieder nach oben ziehen, und aus verständlichen Gründen fand er kaum Gefallen an der Vorstellung, den Sturz in die Tiefe fortzusetzen. Unter ihm hüpften zwölf Drachenkinder aufgeregt umher und spien Feuer.
»Äh… guten Morgen«, erwiderte die Gestalt.
»Das Wetter ist schön geworden«, meinte Mumm und nahm einen Eimer mit Kohle. »Aber später kommt bestimmt wieder Nebel auf.«
Er nahm einen Kohleklumpen und warf ihn den Drachen zu, die gierig danach schnappten.
Mumm nahm einen weiteren Klumpen. Die Flamme des Drachens, der den ersten verschlungen hatte, wurde bereits größer und länger.
»Ich kann dich vermutlich nicht dazu bewegen, mich herunterzulassen, oder?« fragte der junge Mann unter der Decke.
Ein anderer Drache verschluckte einen Kohlebrocken und rülpste eine Feuerkugel. Die Gestalt schwang zur Seite, um ihr auszuweichen.
»Da hast du völlig recht«, sagte Mumm.
»Wenn ich jetzt so darüber nachdenke… Es war dumm von mir, mich fürs Dach zu entscheiden.«
»Ja«, bestätigte Mumm. Vor einigen Wochen hatte er mehrere Stunden damit verbracht, Balken anzusägen und die Schindeln sorgfältig auszubalancieren.
»Ich hätte von der Mauer springen und durchs Gebüsch kriechen sollen«, sagte der Assassine.
»Vielleicht«, räumte Mumm ein. Im Gebüsch hatte er eine Bärenfalle bereitgelegt.
Er nahm noch etwas mehr Kohle. »Du willst mir wahrscheinlich nicht verraten, wer dich beauftragt hat, oder?«
»Tut mir leid. Du kennst die Regeln.«
Mumm nickte ernst. »In der letzten Woche haben wir Lady Selachiis Sohn zum Patrizier gebracht. Der Bursche muß erst noch lernen, daß ›nein‹ nicht ›ja, bitte‹ bedeutet.«
»Könnte durchaus sein.«
»Und dann die Sache mit Lord Rusts Sohn. Es gehört sich nicht, Bedienstete umzubringen, nur weil sie die Schuhe falsch herum aufstellen. Das schafft zuviel Unruhe. Er muß wie wir alle lernen, zwischen rechts und links zu unterscheiden. Und zwischen richtig und falsch.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung.«
»Offenbar stecken wir hier in einer Sackgasse«, sagte Mumm.
»So scheint es, ja.«
Der Kommandeur warf Kohle, zielte dabei auf einen bronzefarbenen und grünen Drachen, der den Brocken mühelos fing. Es wurde immer heißer im Stall.
»Ich verstehe einfach nicht, warum ihr es immer hier und auf der Wache versucht«, sagte Mumm. »Ich meine, ich bin doch viel unterwegs. Ihr könntet mich auf der Straße erschießen.«
»Was? Sollen wir uns etwa wie ganz gewöhnliche Mörder verhalten, Herr?«
Mumm nickte langsam. Die Assassinengilde hatte eine Ehre, auch wenn sie schwarz und ziemlich krumm war.
»Wieviel bin ich wert?«
»Zwanzigtausend, Herr.«
»Man sollte euch mehr für mich bezahlen«, meinte Mumm.
»Das finde ich auch.« Wenn der junge Mann zur Gilde zurückkehrte… wurde beim nächsten Mal bestimmt mehr Geld verlangt. Assassinen schätzten den Wert ihres eigenen Lebens ziemlich hoch ein.
»Mal sehen«, brummte Mumm und betrachtete das Ende der Zigarre. »Die Gilde bekommt fünfzig Prozent. Es bleiben also zehntausend Dollar.«
Der Assassine dachte darüber nach und rang sich zu einer Entscheidung durch. Umständlich löste er einen Beutel vom Gürtel und warf ihm Mumm zu.
Der Kommandeur griff nach seiner Armbrust. »Wenn du mutig bist, dich fallen zu lassen… Vielleicht erreichst du die Tür, ohne mehr als nur oberflächliche Verbrennungen
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