Hokus Pokus Zuckerkuss
das ganze Gesicht. »O ja.«
Ein halbe Stunde später trinke ich mit Madame Henri in der Mittagssonne Champagner. Ringsum zwitschern die Vögel, und ihr Mann zeigt Chaz, der inzwischen von seiner Odyssee im Einkaufszentrum zurückgekehrt ist, wie man Pétanque spielt.
Schon nach wenigen Minuten brilliert Chaz in diesem Sport. Genauso brillant hatte er mir erklärt, wie ich meine ehemaligen Arbeitgeber zum Verkauf ihrer Immobilie überreden soll.
EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
Erinnern Sie sich – nicht alle opulenten, sündteuren Hochzeiten der Geschichte führten zu romantischer Glückseligkeit. Denken Sie an Heinrich VIII. und seine zahlreichen Gemahlinnen; an Prinz Charles und Lady Diana; und natürlich an Elizabeth Taylor, die trotz ihres unwandelbaren Optimismus so viel Pech in der Liebe hatte.
Ganz egal, ob Sie eine große oder kleine Hochzeit feiern – heiraten Sie den Richtigen, nämlich jemanden, der Sie so liebt, wie Sie sind. Unabhängig von diversen Fragen – ob Sie ihm einen Erben schenken können, wie viel Geld Sie haben, ob Sie im Badeanzug gut aussehen oder auch nicht. Liebe hat viele Gesichter – das steht fest. Aber was am wichtigsten ist – achten Sie darauf, dass Ihr Lebenspartner Sie zum Lachen bringt, wenn Sie sich deprimiert fühlen, einen Zimttoast an Ihr Bett bringt, wann immer Sie krank sind, und die Fernbedienung mit Ihnen teilt.
WIE MAN KATASTROPHEN AM HOCHZEITSTAG VERMEIDET
Wenn die Hochzeitsgäste gegangen und alle Geschenke ausgepackt und weggeräumt sind, wenn Sie den letzten Dankesbrief abgeschickt haben, fühlen Sie sich vielleicht ein bisschen traurig. Das ist ganz normal! Immerhin haben Sie soeben die glücklichsten Stunden Ihres Lebens genossen – Ihre (hoffentlich) einzige Hochzeit! Natürlich finden Sie es schade, dass alles vorbei ist. Aber vergessen Sie nicht – jetzt beginnt die wunderbarste, schönste Zeit Ihres Lebens, Ihre Ehe! Trotzdem ist es okay, wenn Sie manchmal Ihr Brautkleid anziehen – selbst wenn Sie nur fernsehen. Das macht jede Frau.
Wirklich.
LIZZIE NICHOLS DESIGN ®
25
Er ist die Hälfte eines sel’gen Manns,
Den eine solche Sie vollenden muss,
Und sie geteilte holde Trefflichkeit,
Von der in ihm Vollendungsfülle liegt.
WILLIAM SHAKESPEARE (1564 – 1616),
ENGLISCHER DICHTER UND DRAMATIKER
Sechs Monate später
»Oh, du wirst die schönste Braut aller Zeiten sein!«
»Nein!«, widerspricht mir Tiffany. »Wo ich doch so furchtbar fett aussehe!«
»Natürlich«, erwidere ich in strengem Ton. »Immerhin bist du seit fünf Monaten schwanger.«
»Ist es eigentlich seltsam, dass mir das immer noch Angst macht?«, fragt Monique niemanden im Besonderen. »Ich meine, Tiffany wird bald Mutter. Erschreckt das sonst noch jemanden?«
Shari hebt ihre Hand, ebenso wie Sylvia und Marisol.
Entrüstet blickt Tiffany in die Runde. »Ich hasse euch alle.«
»Was ich nett an Tiffanys Zustand finde«, fährt Monique fort, »sie wird sich in so eine liebe, fürsorgliche Frau verwandeln.«
»In diesem Kleid sehe ich furchtbar fett aus«, erklärt Tiffany ihrem golden umrahmten Spiegelbild.
»Keineswegs«, protestiere ich ärgerlich und gekränkt. »Du bist schwanger. Deshalb siehst du dick aus.«
»Nein, das ist ein fettes Kleid«, beharrt Tiffany und zieht einen Schmollmund. »Du hast für meine verdammte Hochzeit ein verdammt fettes Kleid entworfen, Lizzie.«
»Wisst ihr, was ich grauenvoll finde?« Shari steckt einen Schokoriesen aus der Packung in den Mund, die sie extra in den Laden mitgebracht hat – für diese Show, der sie schon seit Tagen entgegenfiebert. »Wenn Bräute fluchen. Insbesondere schwangere Bräute.«
»Ts, ts«, schnalzen Sylvia und Marisol und fummeln an der Schleppe des exquisiten Brautkleids herum, das ich für Tiffany entworfen habe – und das sie keineswegs dicker macht.
Nur mühsam bezwinge ich den Impuls, sie zu würgen. »Selbstverständlich habe ich kein Kleid für dich entworfen, in dem du dicker wirkst, Tiffany. Und es ist nicht besonders höflich, so was zu der Frau zu sagen, die dir solche Summen für deine Teilzeitarbeit bezahlt. Nur mir verdankst du’s, dass du deinen verhassten Job bei Pendergast, Loughlin and Flynn aufgeben konntest.«
»So?« Tiffany starrt mich im Spiegel an. »In fünf
Monaten arbeite ich nicht mehr für dich. Dann bleibe ich daheim bei Raoul Junior.«
»Wird’s ein Junge?«, fragt Marisol aufgeregt.
»Wer weiß?« Nun mustert Tiffany wieder ihr eigenes
Weitere Kostenlose Bücher