Hokus Pokus Zuckerkuss
Rarität in Manhattan; wahrscheinlich ist deshalb eines der beiden Schlafzimmer kaum größer als ein Schrank) und öffnet den Kühlschrank. »Ich habe alles. Bier, Wein, Wasser, Wodka, Saft … Worauf hast du Lust?«
»Was trinkst du?« Ich stütze meinen Ellbogen auf die Küchentheke, neben einen Stapel Bibliotheksbücher. Als er eine Flasche Corona aus einem Sechserpack im untersten Fach nimmt und mich fragend anschaut, schüttle ich den Kopf. »Weißwein wäre wunderbar.«
»Sofort«, sagt er und greift nach einer Flasche Pinot Grigio in der Türablage des Kühlschranks. Der Wein ist schon entkorkt. Vermutlich Valencias Lieblingsgetränk.
Dieses Biest. Also muss er nur den Korken rausziehen und ein Glas füllen. »Was ich dich fragen wollte – was hast du mit Ava Geck gemacht?«
»Wie meinst du das?« Ich nehme das Glas entgegen. »Gar nichts habe ich mit ihr gemacht.«
»Doch. Sie führt sich nicht mehr wie eine Nutte auf. In den letzten Monaten war sie kein einziges Mal auf dem Titelblatt von US Weekly zu sehen, mit einem dicken schwarzen Zensurstreifen über dem Unterleib.«
Lächelnd nippe ich an meinem Wein. »Oh – das …«
»Ja.« Zu meiner Verblüffung stellt er ein Glas mit Eiswürfeln neben meinen Ellbogen.
Er hat sich tatsächlich daran erinnert. Dass ich meinen Weißwein gern mit Eis trinke.
Aber das hat nichts zu bedeuten, sage ich mir. Nur weil Luke das immer wieder vergisst und Chaz nicht… Nein, das spielt keine Rolle. Am vierten Finger meiner linken Hand steckt Lukes Ring, nicht der von Chaz.
Denn Chaz glaubt nicht einmal an Verlobungsringe, geschweige denn an die Ehe.
»Also, was hast du mit ihr gemacht?«, will er wissen. »Jetzt ist sie langweilig.«
»Unsinn, sie ist nicht langweilig. « Ich versuche, mit normaler Stimme zu sprechen, damit er meine Verwirrung wegen der Eiswürfel nicht bemerkt. »Nein, sondern echt Klasse. Nun benimmt sie sich wie eine Frau, die einen Prinzen heiraten wird. Sicher wird das seinen Eltern gefallen.«
»Mag sein. Aber Millionen US Weekly -Leser wie
meine Wenigkeit freuen sich nicht darüber. Und … wie hast du es angestellt?«
»Oh, ich erklärte ihr einfach nur, es wäre in ihrem eigenen Interesse, nicht mehr fotografiert zu werden, wenn sie mit gespreizten Beinen aus einem Auto steigt.«
»Wie gesagt, langweilig. Tausenden – vielleicht sogar Millionen-Teenager-Jungs hast du schweren seelischen Schaden zugefügt. Weil sie nun vergeblich im Internet surfen, auf der Suche nach Ava Gecks Intimrasur, der einzigen Chance, so was jemals zu sehen… Im Namen dieser Jungs – ein kollektives Dankeschön. «
Ich proste ihm zu. »Gern geschehen. Wie sich die Frauen zwischen den Beinen rasieren, können die Jungs auch dem Playboy ihres Dads entnehmen. So wie wir alle in unserer Teenie-Phase.«
»O Gott …« Chaz schlendert ins Wohnzimmer und sinkt auf eins der goldenen Sofas, die in der Anwaltskanzlei seines Vaters standen, bevor sie neu eingerichtet wurde. »Hast du es auf diese Weise herausgefunden? Interessant. Erzähl mir davon. Wie war’s für dich? Hast du zusammen mit Shari im Playboy deines Dads geblättert?«
Darüber muss ich lachen. So sehr er mich auch nervt – manchmal ist er wirklich witzig. »Da wir gerade von Shari reden …« Ich setze mich auf das andere Sofa. »Was ist bei dir so los? Wie ich höre …« Jetzt ist es so weit. Ich stärke mich mit einem großen Schluck Wein und hoffe, ich werde nicht stottern.» … triffst du dich mit jemandem.«
»So schnell hat sich die Neuigkeit herumgesprochen? Ja, es stimmt. Ich habe die Frau an der philosophischen Fakultät kennengelernt, Valencia Delgado. Heute Abend kommt sie auch ins Restaurant. Sicher wirst du sie mögen.«
Äh – nein, ganz bestimmt nicht.
Woher kommen diese Purzelbäume in meiner Brust? Was geschieht mit mir? Wieso konnte ich sechs Monate lang vernünftig bleiben, um jetzt auszuflippen, so kurz vor der Ziellinie? Oder vor der Ziellinie, die bereits existieren würde, hätten Luke und ich einen Hochzeitstermin vereinbart … Wieso drehe ich wegen dieser Valencia Delgado durch? Nur weil sie unglaublich schön und gebildet ist? Ganz anders als ich. Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war – o Gott! Ein Agatha-Christie-Roman, den irgendwer im Laden vergessen hat! Was würde einem Mann, der gerade seinen Doktor in Philosophie macht, an einem Mädchen wie mir gefallen?
Moment mal – was für eine Rolle spielt das denn? Ich bin nicht mit Chaz zusammen, er ist
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