Holidays on Ice
beugten und den plärrenden Säugling betrachteten. Ich hob ihn hoch und wiegte ihn sanft, während er in meinen Armen strampelte. »AUF BABY AUFPASSEN«, sagte ich, »WATCH BABY.«
»WATCH BABY«, erwiderte Que Sanh und streckte die Arme aus, um ihn entgegenzunehmen. »Watch Baby für Jocelyn holt Shopping spezial HO, HO, HO, Que Sanh frisch glänzt.«
»Genau«, sagte ich und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Wie t öricht von mir, ehrlich zu glauben, dass sie endlich was kapierte! Ich war, damals, von ihrer Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit überzeugt. Ich war großmütig genug, den ganzen Ärger, mit dem sie unseren Haushalt heimgesucht hatte, Beiseitezuwischen und ihr eine zweite Chance zu geben! Das liegt jetzt alles hinter uns, sagte ich mir und sah ihr zu, wie sie das plärrende Kindlein wiegte.
Oh, was war ich doch f ür eine Närrin!!!!!!!!!!!!!
Als ich das Haus verlie ß und zum EKZ White Paw fuhr, verspürte ich ein Gefühl der Erleichterung wie schon lange nicht mehr. Seit Wochen war dies das erste Mal, dass ich mir ein Momentchen Alleinsein g önnte, und mit sechs Dunbar-Wunschzetteln, die mir ein Loch in die Tasche brannten, hatte ich fest vor, das Beste draus zu machen!!!
Ich kann nicht über jeden einzelnen Augenblick meines Nachmittags Rechenschaft ablegen. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass ich eines Tages genau dazu aufgefordert werden würde, da dies aber der Fall ist, werde ich berichten, woran ich mich erinnere. Ich kann mühelos bezeugen, dass ich am fraglichen Nachmittag des 16. Dezember das EKZ White Paw aufgesucht habe, wo ich eine kurze Zeitspanne in Der HosenLaden verbrachte, um ein Geschenk für Kyle zu suchen. Ich fand, was er sich gewünscht hatte, aber nicht in seiner Größe. Dann verließ ich Der HosenLaden und ging zu & , wo ich einen f ür meine Tochter Jacki kaufte. (Ich werde hier niemandem die Weihnachts überraschung ruinieren. Wozu auch?) Ich schaute kurz im RollkragenBar vorbei und sah mich bei Wachs-Max nach passenden Kerzen um. Im kaufte ich ein Geschenk f ür Clifford und st öberte, glaube ich, noch ein bisschen herum. Es sind fast hundert Läden im EKZ White Paw, und Ihr müsst mir schon vergeben, wenn ich nicht detailliert auflisten kann, wie viel Zeit ich in diesem oder jenem Laden verbracht habe. Ich kaufte ein, bis ich dachte, jetzt wird es aber langsam Zeit. Auf dem Heimweg hielt ich kurz beim SchlemmerMarkt und kaufte in der FrischeInsel noch ein paar Lebensmittel. Es wurde bereits dunkel, das muss so gegen halb fünf gewesen sein, als ich in die Einfahrt unseres Hauses am Tiffany Circle einbog. Ich holte meine Pakete aus dem Wagen und betrat mein Haus, wo mich sofort die unheimliche Stille überraschte. »Das kommt mir gar nicht geheuer vor«, erinnere ich mich zu mir selbst gesagt zu haben. Es war nur so ein Gefühl, das Gefühl einer Mutter, diese unerklärliche Sprache der Sinne. Ich legte meine Einkäufe ab und war bestürzt über den Lärm, den sie verursachten —, das trockne Rascheln von Papier auf Fußboden. Das Problem war, dass ich das Geräusch überhaupt hören konnte! Normalerweise hätten das chronische Geblöke von Baby Don und das unablässig plärrende Radio von Que Sanh alles übertönt.
Hier stimmt doch etwas nicht, sagte ich mir. Hier stimmt doch etwas auf geradezu entsetzliche Weise nicht.
Bevor ich nach Que Sanh rief oder das Baby suchte, rief ich instinktiv die Polizei an. Dann stand ich mucksm äuschenstill im Wohnzimmer und starrte auf meine Einkaufstüten, bis die Polizei (siebenundzwanzig Minuten später!!) kam.
Als sie den Streifenwagen in der Einfahrt h örte, hatte Que Sanh ihren Auftritt, sie paradierte mit einem Halb-Slip aus schwarzer Spitze und einem Halsband, das sie sich aus Kevins altem Chor-Talar geschneidert hatte, die Treppe herunter.
»WO IST DAS BABY?« fragte ich sie. »WO IST DON?«
Von der Polizei begleitet, gingen wir hinauf ins Kinderzimmer und sahen das leere Kinderbettchen.
»WO IST MEIN ENKEL DON? WAS HAST DU MIT DEM BABY GEMACHT?« Que Sanh sagte nat ürlich nichts. Es gehört zu ihrer Nummer, dass sie erst mal an ihrem Saum zupft und die Schüchterne markiert, wenn sie mit Fremden konfrontiert wird. Wir ließen sie da stehen, während die Polizisten und ich mit der Suche begannen. Wir kämmten das gesamte Haus durch, die Beamten und ich, bevor wir schließlich das hilflose Baby in der Waschküche fanden, warm, aber leblos in der Trockenschleuder.
Die Autopsie ergab sp äter, dass Don
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