Holidays on Ice
auch den Waschgang durchgemacht hatte -, heiß waschen, kalt spülen. Er starb lange vor dem Schleudergang, was, glaube ich, der einzige Segen an dieser ganzen hässlichen Episode ist. Bis auf den heutigen Tag verfolgt mich das Bild vor meinem geistigen Auge, wie mein Enkelkind Opfer einer solchen Brutalität geworden ist. Die erbarmungslosen Schläge, die er während seiner fünfundvierzig Minuten in der Trockenschleuder einstecken musste, sind etwas, worüber ich lieber nicht nachdenke. Der Gedanke daran sucht mich heim wie ein Albtraum! Er kommt mir immer wieder in den Sinn, und dann fasse ich mich am Kopf, versuche verzweifelt, ihn zu vertreiben. Man wünscht sich doch für den einzigen Enkel, dass er herumrennt und spielt, einen College-Abschluss macht, heiratet und Erfolg hat und nicht... (seht Ihr, ich kann es nicht mal sagen!!!!!!)
Der Schock und der Schrecken, die auf Dons Tod folgten, sind etwas, was ich lieber nicht wiedergebe: Die Kinder anrufen, um ihnen zu berichten, sehen, wie die Leiche des Babys, so klein wie ein Laib Brot, in einen schweren Plastiksack mit Rei ßverschluss gesenkt wird –; diese Bildet haben nichts mit dem Frohsinn von Weihnachten zu schaffen, und ich hoffe, der Umstand, dass ich sie doch erwähne, wird Eure Laune zu dieser so ganz besonderen und funkelnden Zeit des Jahres nicht trüben.
Der Abend des 16. Dezember war eine sehr dunkle Stunde f ür die Familie Dunbar. Immerhin konnten wir, da Que Sanh sich in polizeilichem Gewahrsam befand, privat um ihn trauern und uns mit dem guten Glauben trösten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden wird.
Wie t öricht wirr doch waren!!!!!!!!!!!! Die bitteren Tränen waren immer noch nass auf unseren Wangen, als die Polizei in den Tiffany Circle zurückkehrte, wo sie die Verfasserin dieser Zeilen schonungslos zu verhören begann!!!!!!!!!!!! Mit Hilfe eines Dolmetschers hatte Que Sanh eine schlaflose Nacht auf dem Revier verbracht und eine Geschichte aus unsagbarem Lug und Trug zusammengezimmert! Zwar steht es mir nicht frei, zu ihrer genauen Zeugenaussage Stellung zu nehmen, aber erlaubt mir doch, meiner Enttäuschung darüber Ausdruck zu verleihen, dass irgendjemand (von der Polizei ganz zu schweigen!) auch nur daran denkt, Que Sanhs Worten mehr Glauben zu schenken als meinen. Wie hätte ich denn wohl ein hilfloses Kind in eine Waschmaschine stopfen können? Selbst wenn ich grausam genug wäre, so etwas zu tun, wann hätte ich die Zeit dafür finden sollen? Ich war einkaufen.
Ihr habt vielleicht gelesen, dass unsere sogenannte »Nachbarin« Cherise Clarmont-Shea zu Protokoll gegeben hat, sie habe gesehen, wie ich am 16. Dezember gegen 13:15h mein Haus verlassen, dann, zwanzig Minuten später, meinen Wagen angeblich ganz hinten an der Ecke Tiffany Circle/Papageorge Street geparkt hätte und dann, mit ihren Worten, über ihren Hinterhof »gekrochen« sei und mich dort in die Büsche »geschlagen« und mein Haus durch die Kellertür betreten hätte!!!!!! Cherise Clarmont-Shea versteht gewiss die Bedeutung der Wörter »gekrochen« und »geschlagen«, denn oft genug kam sie bei mir angekrochen, wenn ihr Mann sie mal wieder geschlagen hatte, mit geschwollenem und senffarbenem Gesicht! Sie ist so oft vermöbelt worden, dass sie von Glück sagen kann, wenn sie durch diese geschwollenen Augen überhaupt noch was sieht! Wenn ihr Make-up in irgendeiner Weise auf ihre Sehschärfe schließen lässt, kann man, glaube ich, getrost davon ausgehen, dass sie keine zwei Zoll weit kucken kann, und schon gar nicht kann sie die Identität von jemandem bezeugen, den sie beim Überqueren ihres Hinterhofs gesehen haben will. Sie nimmt Tabletten, das weiß jeder. Sie bettelt verzweifelt um Aufmerksamkeit, und unter anderen Umständen würde ich sie bemitleiden. Ich bin nicht vorzeitig nach Hause gekommen und über den ungepflegten Hinterhof der Sheas gekrochen, und selbst wenn, welches Motiv hätte ich denn wohl gehabt? Warum würde ich, wie gewisse Leute angedeutet haben, mein eigenes Enkelkind ermorden wollen? Das ist doch Wahnsinn, schlicht und einfach. Das erinnert mich an einen immer wiederkehrenden Albtraum, in dem ich verzwei felt versuche, mich gegen eine schwerbewaffnete Kasperpuppe zu wehren. Die groteske Puppe beschuldigt mich, Slogans auf ihr Auto gespr üht zu haben. So etwas habe ich selbstverständlich nie getan. Das ist doch Wahnsinn, das ist doch absurd, denke ich dann. »Das ergibt doch keinen Sinn«, sage ich, lasse die geladene Waffe in
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