Holidays on Ice
aussprechen k önnen, ist »Nein!« Ich habe ihr mehrere Kleider genäht, mit meinen eigenen Händen, wunderschöne bodenlange Kleider aus Sackleinen, aber hat sie sie etwa angezogen? Natürlich nicht!!!
Sie machte weiter wie üblich und trabte in Unterwäsche durch das Haus! Als die Winterwinde zu wehen begannen, hüllte sie sich in eine Bettdecke, schön nah an den Kamin gekauert. Mit dieser »Das Mädchen mit den Streichhölzern«-Nummer könnte sie zwar am Broadway einen »Tony« gewinnen, aber nicht hier, auf den billigen Plätzen!
Sie machte immer so weiter, folgte Clifford auf den Fersen, bis Erntedank, als sie unserem Sohn Kevin vorgestellt wurde, der über Thanksgiving nach Hause gekommen war. Ein Blick auf Kevin, und Clifford war abgemeldet. »Clifford? Welcher Clifford?« Ein Blick auf unseren hübschen Sohn, und das »Fröstelnde Opfer« ließ die Bettdecke fallen und zeigte ihr wahres Gesicht. Sie erschien doch tatsächlich bei unserem Erntedank-Essen im Strippen-Bikini bei Tische!!!!!!!!!
»Nicht in meinem Haus«, sagt da die Verfasserin dieser Zeilen! Als ich verlangte, dass sie eins der Kleider anzieht, die ich für sie genäht habe, zog sie ihrer Preiselbeersauce einen Flunsch und tat, als hätte sie nicht verstanden. Clifford und Kevin versuchten, mich davon zu überzeugen, dass es in Vietnam bei Frauen Brauch ist, zum Erntedankfest in Badekleidung zu erscheinen, aber ich glaube trotzdem kein Wort. Seit wann feiern die Vietnamesen Erntedank? Für welche Ernten sollen diese Leute dankbar sein? Sie ruinierte unseren Festtagsschmaus mit ihrem bl öden, koketten Gekicher. Erst saß sie neben Kevin, bis sie darauf bestand, sie habe auf ihrem Stuhl eine Spinne gesehen, und auf Kevins Schoß umzog!! »Du neue Party-Evergreens non-stop Spinne bleibt dumm glänzt fünf Dollar Big Bird.«
Diejenigen von Euch, die Kevin kennen, wissen, dass er, so genial er bei manchen Sachen ist, bei anderen Sachen furchtbar naiv sein kann. Gro ß und gutaussehend, mit einem Lächeln und einem guten Wort schnell bei der Hand, war Kevin schon für so manche Jägerin willkommenes Wildbret. Er ist so klug und doch zugleich so töricht: Das ist seine Gabe und seine Schwäche, eng miteinander verbunden und stets um Vorherrschaft ringend. Er hatte ständig unter einem gerüttelt Maß an Glücksritterinnen zu leiden, auf der Moody High wie am Feeny State. Immer ganz Gentleman, behandelte er die jungen Damen wie Glas, was, rückblickend, völlig angemessen war, denn jede einzelne war ja so leicht zu durchschauen. Als er fragte, ob er zum Erntedank eine Freundin mit nach Hause bringen kann, sagte ich, ich fände das keine gute Idee, weil wir ja ohnehin schon genug Stress hatten. Rückblickend wünschte ich mir, er hätte eine mitgebracht, da dies den himmelhohen Hoffnungen und Erwartungen seiner Halbschwester vielleicht einen kleinen Dämpfer versetzt hätte!!!!!!!!!!
»Ich finde große große Kartoffel Löffel Gabel morgen? Kevin glänzt groß Gesicht wie Hand von Huhn die Zeit es ist Sesamstraße jammy jam.«
Es gelang mir kaum, meine Mahlzeit herunterzuw ürgen, und ich merkte, wie ich die Minuten zählte, bis Kevin, die größte Freude unseres Lebens, endlich den privaten Englischunterricht, den er Que Sanh auf ihrem Zimmer gab, abbrach, ins Auto stieg und zum Feeny State zurückfuhr.
Wie ich bereits erw ähnte, war Kevin schon immer ein sehr fürsorglicher Mensch, jederzeit sofort zur Hand, wenn es irgendwo anzupacken oder einem Fremden behilflich zu sein gilt. Wie er nun so ist, kehrte er an die Uni zurück und begann dort offenbar, mit Que Sanh zu telefonieren, wobei er manchmal mit Hilfe eines vietnamesischen Studenten sprach, der als Dolmetscher fungierte. Er versuchte auf seine Weise, wenn auch ungeschickt, sie in ihrem neuen, hochentwickelten Heimatland willkommen zu heißen und ihr bei der Eingewöhnung zu helfen. Er war sogar sofort zur Hand und fuhr den ganzen weiten Weg nach Hause, um mit ihr auszugehen und sie in das Nachtleben einzuführen, wie es in diesem — ihrem neuen — Land üblich ist. Das ist der Kevin, wie wir ihn alle kennen und lieben, immer gern bereit, jemandem zu helfen, der weniger intelligent ist als er selbst, immer zu Verrenkungen bereit, um jemandem ein Lächeln abzuringen!
Ungl ücklicherweise interpretierte Que Sanh sein Interesse fälschlich als Erklärung romantisch gefärbter Anteilnahme. Sie gewöhnte sich an, vierundzwanzig Stunden am Tag das Telefon zu »bedienen«, indem sie es
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