Holly greift nach den Sternen

zusätzlicher Spaß war. Ehrlich, die Woche flog nur so vorbei.
    Sie bereitete sich gerade auf ihre letzte Szene vor, in der sie mit gepackten Koffern an der Tür wartete, als sie den Regisseur der Serie hereinkommen sah, mit Derek im Schlepptau. Während sie die glänzende Stirn gepudert bekam, gab es eine geflüsterte Unterhaltung zwischen den beiden, dann sagte Brendan, der Regisseur: »Können wir mal eben fünf Minuten unterbrechen? Holly, meine Liebe - kann ich dich kurz sprechen?«
    Holly suchte sich vorsichtig ihren Weg durch die fehlende vierte Wand und über ein paar Kamerakabel hinweg durch den Set. »Sorry, dass ich meinen letzten Satz vermasselt hab. Ich hatte ganz vergessen, dass man im Englischen ›route‹ wie ›boot‹ ausspricht und nicht wie ›shout‹.«
    Brendan, ein großer, stämmiger Ire mit wettergegerbtem Gesicht, legte ihr einen Arm um die Schulter. »Das ist in Ordnung. Du warst die ganze Woche total professionell. Die meisten der Schauspieler da können nicht mal ihren Namen richtig aussprechen. Du kennst doch Anjali, nicht?«
    Holly schenkte der Produzentin ein reizendes Lächeln und dimmte es dann um ein paar Megawatt für Derek, weil auf ihrer Liste immer noch »Derek feuern« stand.
    »Wir finden es toll, was du aus deiner Rolle gemacht hast«, schwärmte Anjali begeistert. »Um ehrlich zu sein, Tiffany sollte ein typisches hohlköpfiges Mädchen von der Küste werden, aber du hast ihr Tiefgang gegeben.«
    »Oh, nicht doch, das gehört zu meinem Job. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht.« Holly zupfte an dem gelben Bandeau, das sie nicht besonders gern trug. Es passte irgendwie überhaupt nicht zu ihr.
    »Wir haben uns gefragt, ob du die nächsten Wochen bereits ausgebucht bist, da wir deinen Vertrag gern bis zum Ende der Staffel verlängern würden«, sagte Anjali. »Aber du musst dich jetzt entscheiden, weil wir dann die letzte Szene völlig umschreiben müssen, und wir haben nur noch eine Stunde Zeit zum Filmen.«
    Derek nickte eifrig und machte schon den Mund auf, um zuzusagen. Doch Holly schlang noch rechtzeitig den Arm um seine Taille und kniff ihn schmerzhaft warnend, damit er die Klappe hielt.
    »Mein Terminkalender ist ziemlich voll«, sagte sie bedauernd. »Ich muss Ende nächster Woche in Sydney sein, für eine sehr lukrative Werbekampagne«, fügte sie vertraulich hinzu.
    »Falls es eine Geldfrage ist, können wir bestimmt zu einer Einigung kommen«, bot Anjali an.
    Echt, die Frau hatte keine Ahnung, wie man hart verhandelte.
    Holly neigte den Kopf, als müsste sie gründlich darüber nachdenken. »Können Derek und ich uns mal eben in einer stillen Ecke meinen Reiseplan ansehen und uns beraten, ob es klappen könnte?«, fragte sie. »Und dann hätte ich gern die Erwähnung als Gaststar weiter vorn im Vorspann.«

13
    E s war schon ziemlich seltsam, wie sehr sich Hollys Leben in nur wenigen Wochen verändert hatte. Es lag zwar noch ein sehr langer Weg vor ihr, bevor sie sich ihren Platz an der Spitze zurückerkämpft haben würde. Aber sie hatte die ungemein schwierigen untersten Stufen der Leiter erfolgreich erklommen und nun lag ihr die Welt zu Füßen.
    Nicht direkt zu Füßen, aber sie war schon etwas höher gekrabbelt.
    Die Operation Stardust war auf völlig unerwartete Weise von Erfolg gekrönt worden. Denn jetzt summte und brummte es um Holly und dieses Summen wurde rasch zu einem ohrenbetäubenden Brausen.
    Zuerst war es schon total toll gewesen, dass sie überhaupt wieder einen Terminkalender hatte und dass es morgens, außer einer Verabredung um elf mit ihrem Fitnesstrainer, einen Grund zum Aufstehen gab. Aber jetzt hatte sie nicht nur ein paar Termine, jetzt hatte sie einen randvollen Reiseplan.
    Es begann mit ein paar Fotos für richtige Modezeitschriften, keine Regenbogenpresse. Dann folgten ein Interview für die Style- und Modeseiten einer Sonntagszeitung und ein Gastauftritt in einer Freitags-Talkshow zur besten Sendezeit. Daraufhin wurde Derek mit Anrufen von allen Castingagenturen Londons bestürmt, die wissen wollten, ob Holly Zeit übrig hätte, wenn Notting Hillbillys abgedreht war.
    Doch erst als die BBC America die Serie zeigte und E!Tonight ein Interview mit ihr über Hollywoodstars brachte, die in London lebten, wollten die Castingagenturen in L. A. wissen, wann Holly in die Heimat zurückkehren würde. Ihre triumphale Rückkehr war für die Woche geplant, nachdem sie die letzte Folge der Staffel abgedreht hatten.
    »Ich plane Treffen mit CAA,