Holly greift nach den Sternen
wir können unser Arrangement ja noch etwas länger bestehen lassen, und falls du jemals wieder einen Job in Hollywood landest, könnte ich dich mit ein paar Leuten bekannt machen. Du würdest mir dafür auch keinen Gefallen schulden - ich würde das ehrlich gern tun, um dir zu helfen.« Rache war ja so süß und noch dazu hatte sie irgendwie null Kalorien.
»Fick dich ins Knie, Holly«, brach es aus George heraus, als er aus der Limo krabbelte und dabei in der Eile fast den Ärmel von seinem Helmut-Lang- Jackett zerriss, um von ihr wegzukommen. Da fiel Holly wieder ein, warum sie ihn eigentlich noch nie hatte leiden können. Sie schuldete George eigentlich gar nichts, und es war an der Zeit, dass ihm das klar wurde.
Aber zunächst musste sie sich den wartenden Fotografen stellen und schwebte in einem silbrigen Wickelkleid über den roten Teppich, das ein aufstrebender Designer extra für sie entworfen hatte. Sobald sie den Partysaal betrat - ein ehemaliges Feuerwehrhaus, das man für diese Nacht herausgeputzt hatte -, wurde ihr von ihrem Presseagenten ein Glas Champagner in die Hand gedrückt.
»Hey, Merv, ist dieses Hemd tatsächlich gebügelt?«, fragte sie schelmisch.
Mervyn linste runter auf seine schneeweiße Hemdbrust. »Genauer gesagt, es ist neu.« Er blickte auf das Glas in ihrer Hand. »Ich wusste nicht, ob du Antialkoholikerin bist oder nicht.«
Holly hielt das Glas hoch und betrachtete ernsthaft den Inhalt, bevor sie einen winzigen Schluck trank. »Na ja, ich muss ja morgen nicht früh aufstehen und außerdem ist es eine Feier. Aber ich will nur ein Glas.«
»Und was hast du mit dem wundervollen George vor?«, fragte Mervyn.
Holly fand es beeindruckend, wie schnell er immer zur Sache kam. Wenn doch Derek auch so direkt wäre! »Sollen wir ihn noch mitschleppen, für den Fall, dass sich das Gerücht von der Rolle bei Spielberg bewahrheitet?«
»Was denkst du denn?« Holly verdrehte die Augen. »Er gehört nicht zu den echten Stars.«
Mervyn schien keine Meinung zu haben. »Das bestimmst du, Prinzessin.«
»Er ist auf mich eifersüchtig, weil ich so beliebt bin«, vertraute Holly ihm leise an. »Die Leute mögen mich einfach, weil ich ich bin. Das war schon immer so.«
»Wir mögen dich sehr«, sagte eine Stimme an ihrem Ohr, und Lorne, der Tai aus der Serie, schlang die Arme um sie, wogegen sie nichts hatte, weil er immer richtig angenehm duftete und viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte.
»Also, was soll ich tun?«, fragte Mervyn erneut. »Oder willst du es selbst tun?«
George rausschmeißen? Höchstpersönlich? Holly schauderte bei dem Gedanken. »Von wegen! Dafür bezahl ich dich. Und kümmere dich darum, dass ich von seinem Werbefritzen noch meinen Anteil für die fünf Titelseiten kriege.«
Mervyn berührte seine Stirn, was wie ein spöttischer Salut oder so wirken sollte, aber Lorne zog Holly bereits zum VIP-Tisch Nicht mal mit einem neuen Hemd würde man Mervyn das rote Samtseil passieren lassen.
Aus dem einen Glas Champagner wurden drei Flaschen, die Holly mit ihrer Kreditkarte bezahlte, und Trinksprüche, die im Laufe des Abends immer grotesker wurden.
»Auf Vi in der Kantine, weil sie den besten Tee kocht«, brüllte jemand, und Holly hielt brav ihr Glas hoch.
»Auf Fiona vom Pressebüro, die uns MP3-Player besorgt hat«, fuhr Kiran fort.
Holly zog einen Schmollmund. Sie hatte keinen MP3-Player gekriegt.
»Warum trinkst du nicht mit?«, fragte der Junge neben ihr.
Holly wollte ihm schon entrüstet widersprechen, als sie merkte, dass ihr Glas leer war.
»Ich hab keinen Champagner mehr«, verkündete sie traurig, drehte ihr Glas um und fing einen einsamen Tropfen auf, der langsam auf ihre Zungenspitze rollte.
»Das geht doch nicht«, sagte er und winkte einem vorbeieilenden Kellner. »Mehr Champagner für meine wunderschöne Freundin hier, bitte.«
Noch bevor sie sich vorgestellt hatten, standen zwei Flaschen Champagner auf dem Tisch.
»Ich bin Holly.«
»Ich weiß, ich bin ein großer Fan von dir. Ich bin Alain.« Er reichte ihr das randvolle Glas, das der Kellner gerade eingegossen hatte. »Schon seit einer Stunde versuche ich, meinen ganzen Mut zusammenzunehmen, um dich anzusprechen.«
Alain war hinreißend. Zum Niederknien und Herzkasperkriegen.
Sein kurz geschnittenes Haar betonte die ausgeprägten Wangenknochen, an denen man glatt Mäntel hätte aufhängen können. Rehaugen im schönsten Kaffeebraun mit drei Tropfen Sahne. Dann war da noch dieses Muttermal genau
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