Holly greift nach den Sternen
PMK, NBC, CBS und CW. So viele Buchstaben!«, kicherte sie, als sie mit ihrer Kollegin Manda in der Maske saß, wo sie für den letzten Drehtag geschminkt wurde. »Und natürlich lässt meine Mutter die Geburt einleiten, während ich da bin, damit ich auch noch zwei süße Babys besuchen kann. Ich steh schon auf der Warteliste für zwei Hermès-Baby-Slings.«
»Das hört sich alles großartig an«, murmelte Manda, ohne die Lippen zu bewegen, weil gerade eine Schicht Lipgloss aufgetragen wurde. »Ich fahr mit meiner kleinen Schwester für eine Woche nach Ibiza und dann hab ich vielleicht noch einen Gastauftritt in einer blödsinnigen Quizshow, aber das war’s dann auch.«
»Oh, dann solltest du unbedingt nach L. A. kommen, bei deinem Superenglisch fressen dir bestimmt alle aus der Hand.« Holly hob gehorsam ein Bein, damit Wendy noch eine Schicht Körperbräune auf ihre Unterschenkel auftragen konnte. »Du darfst einfach nicht nachlassen und irgendwann bemerken dich die Leute.«
Manda beugte sich zu Holly rüber. »Hm, hast du schon das Neueste von George gehört?«
So entspannt, wie sie da lag, hätte niemand vermutet, dass sich schon bei der Erwähnung von Georges Namen Hollys Bauchmuskeln verkrampften. Offiziell hieß es, sie wären noch immer zusammen, hielten aber während der gemeinsamen Arbeit etwas Abstand. George war so was wie ihre persönliche Gewitterwolke - sein verdrossenes Gesicht prophezeite, jedes Mal wenn er sich dazu herabließ, in ihre Richtung zu sehen, eine Kaltwetterfront - was aber nicht sehr oft geschah.
»Oh, wir haben es in den letzten Tagen nicht geschafft, uns zu treffen«, sagte Holly unbekümmert.
Falls er sich eine neue angebliche Freundin geangelt hatte, würde sie ihn wegen Vertragsbruch drankriegen.
»Es heißt, er wäre bei Spielberg zu Probeaufnahmen für den neuen Film gewesen«, flüsterte Manda. »Aber das ist topsecret.«
»Na klar, jeder Typ unter fünfundzwanzig hat bei Spielberg für diesen neuen Film vorgesungen«, höhnte Holly, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte. »Aber ich freu mich ganz doll für ihn. Bestimmt können wir bei der Abschlussparty die neuesten Neuigkeiten austauschen.«
Sie hatte überhaupt nicht die Absicht, mit George irgendetwas auszutauschen. Denn die andere große Veränderung auf dem braven Schiff Holly war, dass sie jetzt echte Freunde hatte. Freunde, die sie gern hatten - und nicht weil sie per Vertrag dazu verdonnert waren. Wann immer Holly eine Lücke in ihrem Terminplan hatte, ging sie mit den andern Schauspielern von Notting Hillbillys zusammen aus. Die hingen wie gebannt an ihren Lippen, wenn sie in ihrem Lieblingsklub in Soho hockten - einem so exklusiven Klub, dass man eine Geheimzahl für den Schlüsselcode an der Tür brauchte.
Natürlich trank sie niemals etwas anderes als alkoholfreie Caipirinhas und ließ sich immer um zehn Uhr abholen, damit sie noch ihren Text für den nächsten Tag lernen konnte - die Arbeit ging immer vor.
Jetzt musste sie nur noch den mehr oder weniger dunklen Fleck an ihrem neuen sonnigen Horizont loswerden, nämlich George.
»Wir können ja Freunde bleiben«, sagte Holly zu ihm in der Limo auf dem Weg zur Abschlussparty nach den Dreharbeiten von Notting Hillbillys . »Ich komme jetzt in die angesagten Klubs und werde auch ohne Begleiter fotografiert, aber wir hatten doch viel Spaß zusammen? Hm?«
George verzog so schmollend das Gesicht, dass sein Pony nach oben rutschte. »Ich hab ja nur Anweisungen befolgt«, maulte er. »Und ich vermute mal, dass ich nicht mehr gebraucht werde, um dir in der nächsten Staffel eine Rolle zu verschaffen.«
Manche Wahrheiten ließen sich nicht versüßen.
»Oh, aber - tja, ich bin bei der nächsten Staffel nicht mehr dabei. Ich werde wieder in L. A. sein - ich soll in einem Pilotfilm mit dem Team spielen, das auch Santa Monica Boulevard gemacht hat...«
Aber statt dass er sich wie ein echter Freund für sie freute, schüttelte George sich, als hätte man ihn in ein von Piranhas verseuchtes Gewässer geworfen. »Das ist ja wohl das Letzte! Ich mache bei dieser Serie seit drei Jahren mit, und alles, was man mir angeboten hat, war ein Auftritt in Dancing with the Stars .«
Holly unterbrach das Lesen einer SMS von Manda auf ihrem Sidekick, in der die sie bat, möglichst schnell zur Party zu kommen.
»Tja, ich hab nun mal Starqualitäten, George. Die kann man nicht einfach an- und abschalten.« Okay, das war vielleicht nicht besonders taktvoll. »Sieh mal,
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