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Hollywood & Buecherwurm

Hollywood & Buecherwurm

Titel: Hollywood & Buecherwurm
Autoren: Daniela Felbermayr
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Ben, was gibt’s?“
    Taylor gab ihm zu erkennen, dass sie schon mal rein ging und verschwand dann im Laden.
     
    Im Videovillage war es um diese Uhrzeit noch ruhig. Die „Rushhour“ begann erst zu späterere Stunde, wenn die Leute sich mit Filmen für die Abendbeschäftigung eindeckten. Hinter der Theke stand ein junges Mädchen mit dunklen Haaren, dunkel geschminkten Augen und einem Shirt, auf dem ein Totenkopf zu sehen war. Ihre Hände schmückten grün-schwarz-gestreifte Pulswärmer, während sie etwas in die Tastatur des Computers vor ihr tippte. Als Taylor an ihrem Tresen vorbei ging, hob sie kurz den Kopf und sagte „Hy“. Taylor grüßte zurück und ging dann auf die Regale mit den DVDs zu. „Blackout“ hatte sie ziemlich schnell gefunden. Der Film stand zwischen anderen Komödien und Dylan war zusammen mit einem zweiten Typen auf dem Cover zu sehen. Es war merkwürdig, ihn auf diesem Cover zu sehen. Bislang war er immer nur der süße Typ von nebenan gewesen, jemand ganz Normales, wie all die anderen denen sie tagsüber über den Weg lief. Er war einfach Dylan. Jetzt war der erste Moment, in dem er Dylan, der Schauspieler, Dylan, der Typ, den fast jeder kannte, war. Es wäre vermutlich genauso merkwürdig gewesen, hätte ihre Mutter von dem Cover herunter gelacht. Im selben Regal fand sie „Hearts break even“, eine Liebeskomödie und in  einem anderen „End up“ einen Thriller, in denen Dylan ebenfalls die Hauptrollen übernommen hatte.
     
    „Taylor Willows, Süße, was machst du denn hier?“ piepte plötzlich eine schrille Stimme hinter Taylor. Sie sah von der Coverrückseite von „End up“, wo sie gerade die Kurzbeschreibung gelesen hatte, auf und fiel aus allen Wolken. Vor ihr stand Sally Petterson. Taylor hatte mit Sally in ihrem ersten Job, den sie in Brentwood angenommen hatte, bevor sie nach New York gegangen war, als Sekretärin eines kleinen Immobilienmaklers gearbeitet und Sally war letztlich auch daran Schuld gewesen, warum Taylor gekündigt worden war. Sally hatte mitbekommen, dass Taylor befördert werden und damit auch ihre Vorgesetzte werden sollte, sodass sie alle Hebel in Bewegung setzte, damit Taylor nicht nur die Beförderung, sondern die Stelle als Ganzes verlor. Sie manipulierte Taylors Projekte, ließ Aufzeichnungen verschwinden und löschte Daten aus der Datenbank, um all diese Fehler dann ihrer verhassten Kollegin unterzujubeln, sodass diese schließlich gekündigt wurde. Im Nachhinein das Beste, was Taylor passieren konnte, da sie durch die Kündigung endlich all ihren Mut zusammen nahm und nach New York ging. Dennoch war Sally Petterson die Letzte, die Taylor jetzt sehen, geschweige denn mit der sie sprechen wollte.
     
    Sally kam auf Taylor zu um sie zu umarmen, doch Taylor wehrte ab.
    „Was willst du, Sally?“
    „Ich? Ich will dich hier begrüßen. Ich wusste gar nicht, dass du in der Stadt bist, das wusste wohl niemand, obwohl du doch zur Lokalprominenz gehörst. Ich habe all deine Bücher gelesen! Bist du etwa immer noch sauer auf mich, wegen dieser Sache von früher? Die ist doch schon ewig her! Und außerdem hättest du dadurch nie zur Schreiberei gefunden. Du solltest mir dankbar sein! Nein, du solltest mich an deinen Einnahmen beteiligen!“ Sally hatte dieses furchtbare breite Grinsen immer noch aufgesetzt, dass sie schon vor zehn Jahren grinste, und das ihre hässlichen gelben Raucherzähne zur Schau trug.
    Taylor sagte nichts. Vermutlich hatte Sally ihre Bücher gelesen, aber wahrscheinlich nur aus dem Grund, damit sie sich darüber lustig machen konnte.
    „Was machst du immer so? Ich habe im Internet gelesen, dass du wieder Single bist!“
    „Das hast du im Internet gelesen?“
    „Ja. Es gibt einen Blog über Autorinnen von Schnulzenromanen, da schau ich regelmäßig rein!“
    „Schnulzenromane“ – das hatte sie bestimmt nur gesagt, um Taylor eins auszuwischen, doch die wusste selber, dass ihre Bücher vor Schmalz nur so trieften.
    „Also ICH bin ja mittlerweile auch geschieden. Ich war zwei Jahre mit einem Model zusammen, aber du kannst dir nicht vorstellen, wie aufreibend es ist, wenn jemand zwar wunderschön anzusehen ist, aber du dich absolut nicht mit ihm unterhalten kannst, weil er einfach nicht genügend Intellekt aufweist!“
    „Ich hoffe, dein Exmann konnte sich seine intellektuellen Bedürfnisse wo anders holen“, lag es Taylor auf der Zunge. Sie sagte jedoch nichts und hoffte, dass Sally bald das Interesse an ihr verlieren
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