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Hollywood & Buecherwurm

Hollywood & Buecherwurm

Titel: Hollywood & Buecherwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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ihn kannte. Taylor hatte ihm erzählt, dass Journey eine ihrer Lieblingsbands sei, als sie im Whirlpool des reichen Kerls in der Hütte in Hickabee gewesen waren. Sie hatten die verschiedenen Musikstücke abgespielt, die auf dem iPod gespeichert waren, der den Wellnessbereich beschallen sollte, und Taylor hatte verzückt festgestellt, dass fast alles, was Journey jemals herausgebracht hatten, dabei war.
    „Ich finde, dass sie nach 1995 keine gute Rockmusik mehr gemacht haben“, hatte sie damals gesagt, während er sie fest in seinen Armen hielt und ihre weiche Haut auf seiner fühlte, „Ich finde, der gute alte Rock hatte in den Achtzigern seine Hochzeiten, danach kam nur noch dieser komische Elektrokram, der ziemlich kurzlebig ist. So geniale Titel, wie Journey, Skid Row oder Tom Petty in den Achtzigern hatten, sowas gibt’s heute gar nicht mehr!“ Dann hatte sie sich zu ihm umgedreht, und sie waren, während „Faithfully“ lief, in einen tiefen Kuss versunken.
     
    „Bist du abwesend“? Zoey rempelte ihn an und zwickte ihn in den Oberarm.
    Verärgert sah er sie an.
    „Nein, ich habe mir nur den Song angehört. Er ist wunderschön, findest du nicht?“
    „Der Song, der gerade läuft? Ich finde, er ist Mist. Der ist doch schon tausend Jahre alt. Warum spielen die hier nichts von Paul Kalkbrenner? Oder Felix Kröcher. Guten, alten europäischen Techno!“ Sie begann, seltsam herumzutanzen.
    Dylan lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, atmete tief durch und schloss die Augen. „Ach....Taylor“, flüsterte er kaum hörbar, während der nächste Journey-Titel, „Lights“, angespielt wurde und seine Erinnerungen an Hickabee, und an Taylor Willows lebendig wurden.

26
    In den vergangenen Wochen hatte Taylor sich wieder etwas gefangen. Nach ihrem After-Sylvester-Abend, der eigentlich ein Cosmopolitan-in-rauhen-Mengen-Abend geworden war, und an den sie sich nicht mehr wirklich erinnern konnte, war es stetig bergauf gegangen. Das verpatzte Date mit Ben hatte sie recht rasch wieder vergessen. Sie hatte ihren dreiunddreißigsten Geburtstag mit Freunden gefeiert und wieder in den Rhythmus gefunden, der ihr Leben immer schon bestimmt hatte. Irgendwann hatte sie sich daran gewöhnt, ständig Berichte und Neuigkeiten über die für Juni angesetzte Hochzeit von Dylan und Zoey zu lesen und im Fernsehen zu sehen. Offenbar gab es in diesem Jahr nichts Wichtigeres, als diese Hochzeit.
     
    Taylors Roman war mittlerweile veröffentlicht und hatte nicht nur im Weihnachts- sondern auch im Valentinstagsgeschäft regen Absatz gefunden. Sie war gerade dabei, sich Notizen für eine neue Arbeit zu machen, hatte aber einstweilen noch keinen Stress. An einem Abend, an dem sie vermutlich ein, zwei Gläser Wein zuviel getrunken hatte, hatte sie sogar begonnen, die Geschichte, die sie selbst und Dylan betraf, zu umreißen. Doch die Notizen dazu hatte sie tief in den unendlichen Weiten ihres MacBooks begraben. Vielleicht, eines Tages, in vielen vielen Jahren, würde sie es übers Herz bringen, und eine Geschichte schreiben, die möglicherweise im Entferntesten an ihre Begegnung mit Dylan erinnerte, doch dazu war sie jetzt noch nicht bereit. Sie wusste noch nicht einmal, wie die Geschichte überhaupt enden sollte. Ihre Leser, die typischen „Chick-Lit“-Fans wollten ein Happy End. Ein Happy End, in dem Dylan Zoey für Taylor verließ und mit ihr glücklich wurde. Dumm nur, dass die ganze Sache kein Happy End haben würde und niemand einen Roman lesen wollte, in dem die Hauptfigur die verschmähte Zweite war und sich damit tröstete, Eis und Kartoffelchips in sich hinein zu schaufeln.
     
    Nachdem es mit ihren Emotionen wieder aufwärts zu gehen schien und sie das verrückte Date mit dem noch verrückteren Ben hinter sich gelassen hatte, hatte sie sich von Shannon dazu überreden lassen, ein Doppeldate einzugehen. Ron, Shannons Mann hatte einen Kollegen aus dem Büro, der Taylor auf einem Foto gesehen hatte und sie kennen lernen wollte. Nach langem hin und her hatte sie sich schließlich dazu breitschlagen lassen. Immerhin sollte es nur ein Abend sein, eine Pizza im Diavolos und anschließend ein Cocktail, was hatte sie schon zu verlieren. Und immerhin konnte Rons Kollege ja wirklich ein Volltreffer sein.
     
    Als sie an diesem Abend ins Diavolos kam – sie hatte darauf bestanden, selbst in die Pizzeria zu kommen und sich nicht von Rons Kollegen abholen zu lassen – war sie bester Dinge und gut gelaunt, wie schon lange nicht mehr.

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