Hollywood
»Hatten Sie einen guten Flug?« Ich schüttelte ihm die Hand, obwohl ich nicht einmal seinen Namen wußte. »Sehr gut, vielen Dank.«
Ich folgte ihm rasch, sogar ohne den Stock zu benutzen, den ich wie immer dabeihatte. Vor genau einem Jahr war ich nach meinem schweren Beckenbruch aus dem Krankenhaus entlassen worden.
»Geben Sie mir vielleicht schon Ihre Gepäckscheine?« fragte der Mann von Air France. »Dann kann ich Sie schneller durch den Zoll schleusen. Ihr Wagen und der Chauffeur stehen schon draußen.«
»Kein Gepäck«, sagte ich. »Es hat sich herausgestellt, daß es viel Zeit spart, wenn ich sowohl hier als auch in Frankreich eine komplette Garderobe im Schrank habe.«
»Sehr vernünftig«, lächelte der Mann. »Dann kann ich Sie ja direkt zum Zoll bringen.«
Ich gab der jungen Zollbeamtin meine Zollerklärung und meinen Paß. Sie warf mir einen überraschten Blick zu. »Joe Crown«, sagte sie zögernd. »Sind Sie der Schriftsteller?«
»Ja«, sagte ich.
»Ach, das freut mich aber, Ihnen endlich einmal persönlich zu begegnen«, sagte sie. »Ich habe gerade Ihr neues Buch gelesen. Es steht schon wieder auf Platz eins der Bestsellerliste.« Sie lachte ein bißchen verlegen. »Es ist ja auch ziemlich verrückt.«
»Ein bißchen«, mußte ich zugeben.
Dann wurde sie ernst. »Wo ist Ihr Gepäck?«
Ich stellte das Aktenköfferchen auf den Tresen und öffnete es. »Hier«, sagte ich.
»Sonst haben Sie nichts?« fragte sie.
»Nein«, sagte ich. »Die Kleider, die ich hier brauche, hängen zu Hause im Schrank.«
Sie verstummte für einen Moment, dann tippte sie etwas in die Tastatur des Computers vor ihrer Nase. »Haben Sie etwas zu deklarieren?« fragte sie. »Geschenke? Schmuckstücke? Oder Parfum?«
»Nichts«, sagte ich. »Ich reise lieber mit leichtem Gepäck.«
Wieder tippte sie etwas in den Computer, dann gab sie mir meinen Paß zurück und machte ihr Okay auf die Zollerklärung.
»Werfen Sie die Erklärung in den Kasten beim Ausgang«, sagte sie. »Ich liebe Ihre Bücher, Mr. Crown. Sie sind wirklich sehr spannend.«
»Vielen Dank«, sagte ich.
Sie warf mir einen strahlenden Blick zu. »Habe ich nicht in der Zeitung gelesen, daß heute Ihnen zu Ehren eine große Party stattfindet? Feiern Sie nicht Ihr silbernes Jubiläum auf der Bestsellerliste?«
»Ja, das stimmt«, sagte ich.
»Das muß doch herrlich sein«, sagte sie. »Immer so durch die Welt zu reisen, von einer aufregenden Party zur nächsten!«
»Es könnte schlimmer sein«, lachte ich.
»Viel Glück«, sagte sie.
»Vielen Dank«, sagte ich und ging zum Ausgang. Ich verabschiedete mich von dem Air-France-Mann und hielt dann Ausschau nach meinem Wagen.
Die Luft auf dem Flughafen von Los Angeles war wieder einmal grauenhaft. Selbst zu den besten Zeiten bestand sie wahrscheinlich zu 80 Prozent aus Kohlenmonoxyd. Aber heute war wohl keiner von den besseren Tagen. Ich konnte kaum atmen.
Plötzlich tauchte das silberblaue Rolls-Royce-Kabriolett im Verkehrsgewühl auf und hielt direkt vor mir an. Larry sprang heraus und hielt mir die Tür auf. »Willkommen zu Hause, Chef«, sagte er. »Ich hätte gern hier gewartet, aber einer von den Verkehrspolizisten hat mich verscheucht. Es war aber nicht schlimm, ich bin einfach bloß zweimal um den Flughafen gefahren. Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange herumstehen müssen?«
Ich schob mich auf den Beifahrersitz. »Könnten Sie vielleicht das Dach schließen?« fragte ich. »Und dann schalten Sie bitte die Klimaanlage ein. Die Luft ist unerträglich heiß und stinkt wie die Pest.«
Ein paar Minuten später begann kühle, gefilterte Luft in den Wagen zu strömen.
Larry sah mich prüfend an. »Sie sehen gut aus«, sagte er. »Wie geht's mit dem Laufen?«
»Viel besser«, sagte ich. »Kaum noch Probleme.«
»Das freut mich«, sagte er.
»Wo ist meine Frau?« fragte ich.
»Sie ist noch im Restaurant und kümmert sich um die letzten Vorbereitungen zur Party«, sagte er. »Aber dann kommt sie wieder nach Hause. Der Friseur und der Mann für das Make-up haben sich für halb sechs angesagt.«
»Ich verstehe.«
»Ihr Hausarzt hat angerufen. Er möchte, daß Sie sofort nach Ihrem Eintreffen zurückrufen«, sagte Larry.
»Gut«, sagte ich und griff nach dem Telefonhörer. Eds Sprechstundenhilfe meldete sich. »Hier spricht Joe Crown. Doktor Baker wollte mich sprechen?« Es dauerte einen Moment, dann kam Ed an den Apparat.
»Wie geht es dir, alter Kumpel?« fragte er.
»Ich lebe noch. Frag
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