Hollywood
habe ich im Hotel gehört. In Los Angeles wechsle ich immer das Flugzeug, und dabei lege ich meist einen Ruhetag ein.«
»Ich freue mich jedenfalls, dich zu sehen«, sagte ich.
»Ich habe all deine Bücher gelesen«, sagte er. »Seit ich im Ruhestand bin, habe ich viel Zeit zum Lesen. Ich habe auch das allererste gelesen, wo du über mich schreibst.«
»Psst!« machte Laura. »Tuschelt nicht wie zwei Schuljungen, sondern seht euch lieber die Show an!«
Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Sei nicht so streng mit uns«, sagte ich. »Ich habe für ihn gearbeitet, als du meine erste Kurzgeschichte verkauft hast.«
»Dann war er also…«
»Ja«, sagte ich. »Der Schwarze aus meinem Buch.«
Eine Fanfare ertönte, und das große Finale des Can-Can begann. Die Mädchen auf der Bühne hängten sich beieinander ein und schleuderten genau zwölfmal ihre Beine hoch, so daß man Gelegenheit hatte, ihre Röcke und ihre Spitzenunterwäsche zu bewundern.
Dann drehten sie sich plötzlich um und entblößten ihre Pos. Wilder Beifall erfüllte den Saal: Auf jeder nackten Hinterbacke war nämlich ein silberner Buchstabe zu lesen, und der Text lautete: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH JOE! Dann wurde der Saal mit einem Schlag dunkel, und die Mädchen liefen mit fröhlichem Kreischen davon.
Der Beifall hielt immer noch an, als das Licht wieder anging. Ich beugte mich zu Laura hinüber und küßte sie auf die Wange. »Vielen Dank!« sagte ich.
Dann drehte ich mich zu Jamaica um. Aber der alte Mann war verschwunden.
Ich wollte ihm nachlaufen, aber Laura hinderte mich. »Laß ihn gehen«, sagte sie leise. »Er wollte dich noch einmal sehen und dir gratulieren. Ihr habt euch der alten Zeiten erinnert, und jetzt ist es gut.«
»Aber«
Laura unterbrach mich. »Das waren andere Zeiten damals, Joe. Eine andere Welt. Verdirb ihm die Erinnerung an dich nicht dadurch, daß du ihn in deine heutige Welt hineinziehen willst.«
Ich schwieg. »Ist das denn meine Welt?« fragte ich.
»Deine Welt, mein Liebling«, sagte sie lächelnd, »ist jede Welt, die du dir schaffst.«
Weitere Kostenlose Bücher