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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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immer in der Hosentasche nach einer Wäsche, und zwar in der Regel so lange, wie es die Hose gibt, weil die Flusen, sind sie erst einmal da, verbacken praktisch mit dem Hosentaschenstoff.
    Aber diese Uniformhose war so sauber und rein, als hätte man sie eben erst aus der Kleiderkammer der bayerischen Polizei gezogen.

SIMME
    Die Allmandinger Helene hat in ihrem Leben schon tonnenweise Schmutzwäsche gewaschen, auf einem Hof fällt ja auch viel an. Die Uniform von der Kathi, die der Peter ihr in die Waschmaschine gestopft gehabt hat, hat sie aber erst einmal wieder herausgezogen. Die Männer wissen nämlich manchmal nicht, dass nicht jeder Stoff und jede Farbe bei jeder Temperatur im selben Waschgang mit ganz anderen Farben laufen darf. Außerdem hat sie
ihren
Männern nicht beibringen können, ihre Taschen vor dem Waschen auszuleeren, und ein Eurostück ist da noch das Wenigste, was aus so einer Hosentasche herausfallen kann beim Waschen. Ganz blöd sind spitze Kleinteile, die sich in der Trommel verhaken, so was kann einem die Maschine kaputt machen. Und die neue Miele, die sollte jetzt doch bis ans Lebensende durchhalten, teuer genug ist das Trumm ja gewesen.
    Was aber auch recht greislig ist: Papiertaschentücher. Und die findest du in jeder dritten Hosentasche. Die Flusen verteilen sich dann auf der ganzen Wäsche, am schlimmsten auf dem dunklen Fleece-Zeug.
    Da war es also recht gescheit von der Helene, dass sie vor dem Waschen der Kathi ihre Uniformhosentaschen ausgeleert hat. Ein altes Papiertaschentuch war natürlich auch mit dabei, darin zwei Zigarettenkippen eingewickelt, und eine dreckige zerknüllte Quittung von irgendeinem Segelladen aus Prien. In der anderen Tasche nur ein o. b.,also ein Tampon, der kann nicht viel anrichten in der Wäsche, gehört aber natürlich nicht zwingend mit hinein.
    Und nur wegen dem Tampon hat die Helene den Hosentascheninhalt beiseite gelegt und nicht gleich weggeschmissen. Weil man als Frau so was ja immer brauchen kann. Als junge Frau. Und Nachhaltigkeit, also in dem Fall das Verwenden von Zeug, das andere längst weggeschmissen hätten, war der Biobäuerin schon ein Anliegen.
    Auf das Regal neben dem Waschmittel hat sie das Zeug gelegt, wo sie immer alles hinlegt, was sie in den Hosentaschen findet.
    Und genau da hat der Peter es mit der Kathi dann auch gefunden, als die schon ganz aufgelöst war, hysterisch geradezu. Und er hat sich im Stillen darüber gewundert, wie die Kathi sich über so einen Müll so dermaßen freuen kann, dass sie ihm um den Hals fällt und ihn ganz fest drückt. Was ihm sehr gefallen hat, und da hat er sie auch zurückumarmt.
     
    Also Glück im Unglück und eine gewaschene Uniform und ein frisch bezogenes Bett, das hat auch die Mama Allmandinger gemacht.
    Und weil das Kopfweh wieder ganz stark war bei der Katharina nach all dem Stress mit der Sucherei nach den Beweismitteln, hat sie sich auch schon gleich um zehn Uhr abends hingelegt, nachdem sie sich noch über die Geschichte von der Berta gefreut hat, die der Peter ihr bei einem Tee erzählt hat, und deren Überraschungsei
.
Mach ich mir morgen gleich zum Frühstück, hat sie dem Peter gesagt. Und
a guade Nacht, und schlaf schee
.
    »Wenn was is, ruaf mi o«, hat der Peter geantwortet. Und: »Derf i morgn in der Friar nach dir schaung?«
    »Freilich. Du derfst immer nach mir schaung, Peter.« Und dann hat sie sich hingelegt mit ihrem SHT1, also Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades, aber um so medizinische Fachbegriffe hat sie sich keinen Kopf gemacht. Hätte sie aber sollen. Aber bis dahin hat sie ja noch ein bisschen Zeit gehabt, eine mögliche Hirnblutung taucht gern erst einmal so zwei Wochen nach einer Commotio cerebri auf. Unglück im Glück quasi.
    Und Unglück im Glück war es auch, dass sie vor lauter Kopfweh schon wieder ihren dahergelogenen Ehemann vergessen hat.

ACHTE
    Der ist im selben Moment auf seiner Dachterrasse gesessen, hat über den üppigen Oleander in den Terracottatöpfen am Terrassenrand geschaut und über ganz Massa Marittima und bis zum Meer hinuntersehen können in dieser typisch toskanischen wolkenlosen Nacht, es war halb elf und hatte noch immer 22   Grad. Ein Sternenhimmel über ihm, zum Träumen.
    Aber nicht zum Träumen war, dass ihn diese Frau schon wieder telefonisch versetzt hatte!
    Fünfmal am Tag checkte er seine E-Mails , aber nichts. Er hatte schon ein paar Zeilen an sie aufgesetzt, aber noch unter
Entwürfe
gespeichert.
    E-Mail -Regel Nummer eins: Schreibe

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