Holunderblut
recht.«
Jetzt hat die Katharina versucht, die Situation zu begreifen und das Geschehene zu rekapitulieren, aber unmöglich. Das Letzte, was sie noch gewusst hat, war, dass sie mit dem Tandler eine Besichtigungstour gemacht hat, der Rest war weg.
»Was is passiert?«, hat sie schwach und leise gefragt, und die Krankenschwester hat unterm Pulsmessen Auskunft erteilt.
»Sie habn Eana a Lebensmittelvergiftung ghoit«, hat die Schwester ganz nüchtern bemerkt, »und de war soheftig, dass S’ umgfojn sand. Bewusstlos, wia lang, des woaß ma ned. Deswegn aa die Prellung am Kopf und a leichte Commotio, oiso a Gehirnerschütterung, da sand S’ irgendwia gengan Diastock gschtessn wahrscheints. Der Herr Allmandinger, Eana Ihr Nachbar, hat an Dokter gruafa. Und jetz sand S’ scho a paar Tag da, im Mujdorfer Krangahaus.«
Der
Herr Allmandinger
, der Peter, hat sich die Katharina gedacht und vor sich hin gelächelt. War schon ein Herz, der Bua.
»Was is heit für a Tag?«
»Donnerstag, der 27. August.«
Na, sauber, hat die Katharina sich gedacht, drei Tage liege ich schon hier herum und keine Ahnung, wie der Altmann-Fall weitergegangen ist.
Aber er ist ja gar nicht weitergegangen, ohne die einzig aussagekräftigen Beweismittel, die den Fall hätten weiterbringen können. Aber das hat die Katharina zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst: dass sie da was Wichtiges gefunden hat. Geahnt hat sie es aber irgendwie schon. Und sie hat noch weniger gewusst, dass die Uniformhose, in die sie die Beweismittel gesteck gehabt hat, schon am 25. vom Peter seiner Mama bei 60 Grad durchgewaschen worden ist. Und jetzt längst wieder gebügelt und zusammengelegt in ihrem Schrank gelegen ist, das hat nämlich die Mama vom Peter auch noch gemacht, die hat bügeln können, da kannst du jede Maschine vergessen.
Die Katharina hat von all dem zwar keine Ahnung gehabt, aber sie hat beschlossen, dass sie rausmuss aus dem Krankenhaus und zurück nach Weil, um im Fall Altmann noch ein bisschen weiter Privatdetektiv zu spielen. Freizeitmäßig selbstredend.
Gegen die Krankenschwester ist sie aber vor lauter Schwäche noch nicht angekommen.
Angekommen hingegen ist am Nachmittag ein bisschen ein Besuch, der sie aufgeheitert hat.
Zuerst der Brunner, der nach seiner Ziehtochter sehen wollte und sich recht gefreut hat, dass es der Kathi schon wieder einigermaßen passabel geht. Er hat ihr ausgerichtet, dass sie wegen der Gehirnerschütterung mindestens bis Ende nächster Woche noch krankgeschrieben ist. Jede Menge Freizeit für Privattreffen mit Menschen aus dem Altmann Thomas seinem Dunstkreis, hat die Katharina sich heimlich gefreut.
Einen Blumenstrauß hat er dabeigehabt und ein Packerl Pralinen, was man halt so als Krankenpräsent mitbringt. Und eine Genesungswunschkarte und ein Wurstpaket vom Harlander, dem die ganze Angelegenheit mords peinlich war, obwohl er ja gar nicht schuld gewesen ist, sondern die Mikroorganismeninvasion in seinem Fleischsalat. Jetzt war da also nur Geräuchertes im Wurstpaket, was ewig hält. Aber die Katharina hat es erst einmal beiseite gelegt, ihr war im Moment so gar nicht nach Wurst.
Der Brunner hat ein bisschen was aus dem Alltag in der Dienststelle erzählt, aber anscheinend bewusst den Fall Altmann verschwiegen, und die Katharina hat auch erst einmal lieber nicht nachgefragt.
Später hat dann der Peter noch vorbeigeschaut, einen Strauß Sonnenblumen hat er dabeigehabt, und die Katharina hat ihn in dem normalen Gewand aus Jeans und Hemd fast gar nicht erkannt. Aber als er sich zu ihr heruntergebeugt hat und ihr einen flüchtigen brüderlichen Wangenkuss gegeben hat, da hat sie neben dem Duschmittel und Aftershave, das sehr gut gerochen hat, auch noch einwenig Stall herausgerochen, was sie noch lieber gemocht hat. Also war’s schon ihr Peter, ihr Retter sozusagen.
Er hat ihr Gesellschaft geleistet und gefragt, was sie braucht, was für ein Gewand er ihr mitbringen soll und so weiter. Der hat sich eben immer um alles gekümmert, der Peter, und die Katharina hat das schon ziemlich gefreut. Und dann hat er versprochen, dass er ihr noch am selben Abend ihr Sach vorbeibringt, nach dem Stall, so um acht, und das Handy auch, das ist ihr zwar irgendwie beim Sturz aus der Tasche gefallen und hat jetzt einen Sprung im Display, aber es geht noch und ist gerade zu Hause am Ladegerät, hat der Peter gesagt.
Und das hat er dann auch gemacht, hat ihr alles gebracht in einer großen Reisetasche, Geldbeutel, Handy,
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