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Holunderliebe

Holunderliebe

Titel: Holunderliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Tempel
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das konnte es also nicht sein.
    »Habe ich das nicht gesagt?« Einen winzigen Augenblick lang wirkte Erik verwirrt. »Silke hat ihre Zwischenprüfung bestanden. In ihrem Wohnheim ist nicht genug Platz, deswegen habe ich ihr angeboten, bei mir zu feiern. Die Wohnung ist schließlich groß genug.«
    Mein Bulgursalat war also für Silkes Feier gedacht? Auf einen Schlag schmeckte der Weißwein nur noch sauer. Vorsichtig stellte ich das Glas in ein Regal, versuchte ein Lächeln, das mir völlig misslang, und machte mich auf in Richtung Ausgang. Erik lief neben mir her.
    »Warum willst du denn schon wieder gehen? Du bist doch gerade eben erst gekommen? Ist es wegen Silke? Das ist Blödsinn, das weißt du doch. Das mit uns ist doch ganz etwas anderes, wir sind doch wirkliche Freunde!« Er stellte sich mir in den Weg.
    Entschlossen ging ich an ihm vorbei. »Aha, und echte Freunde bringen auch noch das Essen zu einer Party mit, die für die neue Freundin gegeben wird? Das ist lächerlich!«
    Ich riss meinen Parka vom Kleiderhaken, holte aus der Küche den Salat, von dem bis zu diesem Augenblick noch niemand probiert hatte, und verließ Eriks Wohnung, keine zehn Minuten nachdem ich sie betreten hatte. Bebend vor Zorn stand ich auf der Straße.
    Meine Mutter hatte recht behalten. Ich musste Erik vergessen. Aus meinem Leben streichen. Er sah in mir wohl wirklich nur die beste Freundin, mit der er aus Versehen oder mangels anderer Gelegenheit ein paarmal ins Bett gegangen war. Und ich Idiot hatte mir die ganze Zeit eingeredet, dass ich diese Art von Freundschaft ganz wunderbar fand. Jetzt reichte es mir!
    Wütend schwang ich mich auf mein Fahrrad, vermied die Abkürzung und fand meine WG-Genossen wie immer in der Küche vereint. »Habe ich für die falsche Party gemacht, lasst es euch schmecken!«, verkündete ich und verschwand in meinem kleinen Zimmer. Für heute waren die Lancasters vielleicht doch die einzige Gesellschaft, auf die ich mich verlassen konnte. Wütend schmiss ich mich aufs Bett und fiel innerhalb von Sekunden in einen tiefen Schlaf.
    Das Klingeln meines Handys weckte mich. Während ich noch in meiner tiefen Tasche nach dem Ding wühlte, sah ich aus dem Fenster und versuchte einzuschätzen, wie viel Uhr es wohl war. Die Sonne schien und versprach einen schönen Frühlingstag, die Geräusche aus unserer Küche und der Geruch nach frischem Kaffee zeigten mir, dass es womöglich nach neun Uhr war. Wie hatte ich nur so lange schlafen können? Das halbe Glas Weißwein, das ich gestern bei Erik getrunken hatte, konnte wohl kaum daran schuld sein.
    Endlich fand ich das Telefon und presste es ans Ohr. Meine Mutter. Genauer: Meine aufgeregte Mutter, die kaum einen geraden Satz herausbrachte.
    »Lena, du musst nach Hause kommen. Schnell!«
    »Warum?«
    »Meine Freundin, die Buchbinderin … Sie hat etwas gefunden, als sie das Buch wieder herrichten wollte.«
    »Kann sie es denn überhaupt wieder herrichten?« Das war in meinen Augen die entscheidende Frage.
    Fast konnte ich vor mir sehen, wie meine Mutter am anderen Ende der Leitung ungeduldig den Kopf schüttelte. »Darum geht es doch gar nicht! Brunhilde hat etwas gesehen, was sie dir unbedingt zeigen muss. Nur dir, niemandem sonst. Sie sagt, es sei eine echte Sensation!«
    »Die einzige Sensation ist, dass ich so doof war, dieses Buch zu klauen und es dann auch noch kaputt zu machen«, erklärte ich trocken.
    »Nein, es muss etwas anderes sein.« Die Stimme meiner Mutter wurde drängender.
    »Mama, bitte, ich muss diese Seminararbeit fertig schreiben. Wenn ich jetzt nach Hause fahre, dann schaffe ich das nicht mehr rechtzeitig. Ich habe nur noch knapp vier Wochen, dann ist die Frist abgelaufen! Nein, ich kann jetzt wirklich nicht weg.«
    »Aber …«, versuchte es meine Mutter ein letztes Mal.
    Entnervt raunzte ich in den Apparat: »Kriegt sie das Buch denn wieder hin?«
    »Ja, sicher. Sie meint allerdings …«
    »Erklär mir das ein anderes Mal, ja, Mama? Ich habe heute wirklich keine Nerven für irgendwelche außergewöhnlichen Buchbindetechniken oder was auch immer sie da gefunden haben mag. Mach’s gut, Mama.«
    Damit legte ich auf und ließ mich wieder auf mein Bett fallen. Die Hauptsache war doch, dass diese Frau das Buch wieder in seinen Urzustand zurückversetzen würde. Da kam es nun wirklich nicht darauf an, was sie dabei gefunden haben mochte. Was sollte in so einem Buch auch schon an verborgenen Dingen stecken?
    Der Duft aus der Küche war einfach

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