Home - Wieder zu Hause
Dann zerknüllte ich den Brotbeutel und warf ihn in den Mülleimer.
„Der Schuss ging höchstens ins Außennetz, du Esel. Wärst du nicht gerne an meiner Stelle?“, fragte Ben grinsend.
Er machte es mir nach, verpasste den Eimer aber komplett. Ich lachte ihn aus. „Oh, war das erbärmlich. Wirklich traurig. Vielleicht solltest du lieber Basketball trainieren, du könntest es brauchen. Besser, als den ganzen Sommer über nur an deine anderen beiden Bälle zu denken.“
Ben schubste mich Richtung Schule.
„Verpiss dich. Das war ein Brotbeutel, kein Basketball. Außerdem weißt du genau, dass das nicht meine beste Sportart ist.“
„Nein? Ist Masturbation jetzt offiziell zum Sport erklärt worden? Als Schulsport oder schon als olympische Disziplin?“
Er lachte übertrieben laut und tat so, als würde er sich die Tränen aus den Augen wischen. Dann legte er den Arm um meine Schultern und stützte sich auf mich, als wir gemeinsam zurück in die Schule gingen, um die letzten drei Stunden vor den Sommerferien hinter uns zu bringen.
„Du bist wirklich zu komisch, Lehman, weißt du das? Hast du schon mal über eine Karriere als Komiker nachgedacht?“
D IE Sommerferienbrachten die ersehnte Befreiung von allem, was mit Schule oder Sport zu tun hatte. Ich hatte zwar über einen Ferienjob nachgedacht, es dann aber doch gelassen. Meine Mutter hatte nur noch wenige Monate zu leben und ich wollte noch so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Wir sahen uns gemeinsam Filme an oder ich las ihr aus Büchern und Zeitschriften vor. Aber meistens unterhielten wir uns nur und versuchten, alle unsere Erinnerungen in die kurze Zeit zu pressen, die uns noch blieb. Ich würde sie wahnsinnig vermissen. Aber so lange sie noch am Leben war, wollte ich nur an das Glück denken, eine so wunderbare Mutter zu haben.
Mom schlief abends früh ein und hatte eine Pflegerin. Deshalb konnte ich ab und zu etwas mit Freunden unternehmen, ohne mir Sorgen um sie machen zu müssen. Am Samstag nach dem letzten Schultag wollte ich mit Ben auf eine Party bei einem unserer Freunde gehen. Um acht Uhr traf ich bei ihm ein, um ihn abzuholen. Als er die Tür öffnete, wusste ich gleich, dass etwas nicht stimmte.
„Oh Mist, Clark. Ich habe vergessen, dich anzurufen. Ich kann heute Abend nicht kommen. Hier herrscht das absolute Chaos.“
„Benjamin Isaac Forman, hör auf zu fluchen!“
Als die Stimme seiner Mutter aus dem Haus zu hören war, verdrehte Ben die Augen und begann zu flüstern: „Meint sie das ernst? Du kennst die Scheiße, die mein Bruder anrichtet. Und mir gibt sie eine Lektion, weil ich fluche. Oh, Mann!“
Er fuhr sich mit den Fingern durch die strubbeligen Haare. Seine Kleidung war zerknittert, als hätte er darin geschlafen. Er hatte dunkle Ringe unter den blutunterlaufenen Augen. So fertig hatte ich Ben noch nie erlebt und ich hätte es auch nie für möglich gehalten, ihn je so zu sehen.
„Was ist los, Ben? Du siehst beschissen aus.“
Er winkte mich ins Haus und schloss die Tür.
„Charmant wie immer, Lehman. Wie machst du das nur? Ist dein schmeichelhaftes Wesen der Grund, warum du keinen Sex abkriegst?“
Wenigstens machte er noch Witze. Das war ein gutes Zeichen.
„Ich würde dich nie anmachen, Ben. Ist es dein Mangel an Feingefühl, warum du immer die Ohrfeigen abkriegst?“
Ben griff sich an den Schwanz und drückte ihn.
„Leck mich.“
Ich tätschelte ihm den Rücken.
„So sehen also deine geheimen Fantasien aus, mein Freund. Vergiss es. Mein Mund und dein Schwanz sind nicht füreinander bestimmt.“
Er musste wirklich erschöpft sein, denn meine klugscheißerische Bemerkung rief nicht die geringste Reaktion hervor.
„Willst du eine Limo oder so?“
Ich folgte ihm in die Küche, wo sein Vater zusammengesunken auf einem Stuhl saß. Er telefonierte und spielte dabei nervös mit dem Kabel.
„Sechsunddreißig Stunden ... Weil ich nicht will, dass die Polizei auf ihn aufmerksam wird. Ich glaube nicht, dass ihn jemand entführt hat. Er ist nur sauer auf uns. Er will uns Angst einjagen, um uns zu bestrafen.“
Mr. Forman sah Ben und mich am Kühlschrank stehen. Seine Lippen flüsterten uns lautlos ein „Sag deiner Mutter nicht, dass ich geflucht habe“ zu, dann führte er sein Gespräch fort.
„Ja. Danke, Harvey. Ruf uns an, wenn du etwas hörst ... Ich weiß. Wenn er nicht bald nach Hause kommt, kümmere ich mich darum.“
Niedergeschlagen legte er den Hörer auf.
„Nichts
Weitere Kostenlose Bücher