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Titel: Home - Wieder zu Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cardeno C.
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Neues?“
    Bens Frage hörte sich wie ein resignierter Kommentar an. Sein Dad erhob sich aus dem Stuhl und kam zu uns. Er legte Ben die Hand auf die Schulter und schüttelte mit dem Kopf. „Nein.“ Dann verließ er den Raum. Ich versuchte, mir meine Panik nicht anmerken zu lassen und wartete darauf, dass Ben etwas sagte. Dabei hatte ich das Gefühl, als würde mir gleich das Herz aus der Brust springen.
    „Wir wissen nicht, wo Noah ist.“
    „Dein Dad hat etwas von sechsunddreißig Stunden gesagt. Ist er schon so lange verschwunden?“
    Ben nickte.
    „Ja.“
    Ich knabberte an einem Fingernagel und zwang mich zur Ruhe.
    „Ist es das erste Mal, dass er so lange wegbleibt?“
    Ben setzte sich an den Tisch und ließ den Kopf in die Hände fallen.
    „Ja. Normalerweise schleicht er sich nur abends aus dem Haus. Er ist noch nie einen ganzen Tag weggeblieben. Ich raste bald aus, Mann. Meine Eltern wollen die Polizei nicht informieren, weil sie Angst haben, dass unsere Probleme bekannt werden. Aber nach der ganzen Streiterei in den letzten Tagen mache mir jetzt verdammte Sorgen.“
    Da war er nicht der Einzige. Und nicht nur deshalb, weil ein dreizehnjähriger Junge nicht so einfach verschwinden sollte. Ich mochte Noah. Er bedeutete mir viel. Vor lauter Angst hatte ich Bauchschmerzen und eine seltsames Gefühl in der Brust, dessen Ursache ich mir nicht erklären konnte. Ich stand auf und gab Ben einen leichten Schubs.
    „Zieh dich um. Wir werden deinen Bruder suchen.“
    Er sah mich an.
    „Wie?“
    „Indem wir seine Freunde abklappern. Irgendeiner von ihnen muss etwas wissen.“
    Ben war sofort auf den Füßen und ich sah das erste Mal seit meiner Ankunft so etwas wie Hoffnung in seinen Augen.
    „Ja, das ist eine gute Idee. Ich kenne einige von ihnen aus der Schule. Ich habe mich immer gewundert, warum seine Freunde so viel älter sind. Aber wenigstens sind es keine Aussteiger, so wie die anderen.“
    Ben hatte recht. Noahs Freundeskreis war alles andere als normal. Ben und ich waren mit anderen Jungs befreundet, die wir vom Sportunterricht kannten. Party bedeutete für uns Biertrinken mit Kumpeln und Rumknutschen mit der Freundin. Noahs Bekanntenkreis passte in keines der üblichen Klischees. Wenn die Gerüchte auch nur halbwegs stimmten, dann gab es auf ihren Partys Drogen und Sex in jeder nur denkbaren Form.
    Einige seiner Freunde gingen noch zur Oberschule, andere hatten sie schon abgeschlossen oder vorzeitig abgebrochen, aber alle waren irgendwie wild und provokant – entweder durch ihre Frisur, Tätowierungen und Piercings oder durch ihre Strafregister, Krankheiten, Abtreibungen, Schlägereien und Drogenmissbrauch. Ich hatte mich immer gewundert, warum sie sich mit einem Mittelschüler abgaben. Aber Noah war charismatisch und hatte nichts mit anderen Jungen in seinem Alter gemeinsam. Zum Teufel, selbst ich war gerne mit ihm zusammen. Um ehrlich zu sein, gab es niemanden, mit dem ich lieber zusammen war.
    Ihm durfte einfach nichts passiert sein. Ich konnte ihn nicht verlieren. Ich musste ihn nur wiederfinden.

Kapitel 5

    Noah – Gegenwart
     
    A LS ich aufwachte , hörte ich leises Flüstern.
    „Weil ich im Zimmer war, als er mit Dr. Garcia darüber gesprochen hat. Noah hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass er weder seinen Bruder noch den Rest seiner Familie hier sehen will.“
    „Sind Sie sich sicher? Vielleicht tut es ihm gut, wenn er erfährt, dass Ben und seine Eltern regelmäßig anrufen und hier vorbeikommen.“
    „Ich gebe nur wieder, was er gesagt hat, Sir. Sein Bruder war stundenlang hier und es war eine einzige Panik. Dann ist Noah aufgewacht und hat seinen Bruder rausgeworfen.“
    Ich fühlte mich schuldig, ohne ihr Wissen zu lauschen. Also öffnete ich die Augen und meldete mich zu Wort.
    „Ich könnte behaupten, dass es sich nicht gehört, über jemanden hinter seinem Rücken zu reden. Aber da ich im gleichen Zimmer bin, zählt das wahrscheinlich nicht.“
    Clark kam auf mich zugeeilt und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Mit besorgtem Blick streichelte er mir über die Wange und sah mich an.
    „Haben wir dich aufgeweckt, Noah? Es tut mir leid. Ich weiß, dass du Ruhe brauchst.“
    Ich schüttelte den Kopf und genoss seine Berührungen – nicht nur deshalb, weil ich im Krankenhaus lag. Clark war immer liebevoll gewesen und hatte mir seine Zuneigung offen gezeigt. Jedenfalls seit wir das erste Mal gemeinsam ausgegangen waren. Ausgehen, wie lächerlich. Wir sind nie nur

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