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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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US-Dollar Gewinn pro Jahr. Der Wert unserer Beteiligungen an den Versicherungsgesellschaften wird sich voraussichtlich verdreifachen. Und mit den Änderungen im Krankenversicherungsbereich wird in den nächsten Jahren der Organhandel zu einem legalen Geschäft.“
    Diesen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen. Aber sein Vater zuckte nicht mit der Wimper, und so setzte Dérúgo seine Aufzählung fort.
    „Die Vermietung der IMIAS-Administrations- und Verwaltungssysteme an die einzelnen europäischen Staaten schätze ich auf etwa 500 US-Dollar pro PID und Jahr. Das heißt, bei 500 Millionen Einwohnern werden das etwa 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr sein. Und so weiter … Grob geschätzt wird unsere Familie ab 2015 mit IMIAS alleine in Europa etwa zwanzig bis dreißig Milliarden Gewinn pro Jahr machen, und der Rest der Welt kommt auch noch dazu. Die Vorbereitungen und die Anträge bei der UN und der WHO laufen schon.“
    „Das klingt gut, mein Sohn, doch lassen wir das. Wir werden sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Nun zum eigentlichen Grund meiner Reise. Bevor wir uns mit Professor Brighton treffen, möchte ich verstehen, was er herausgefunden hat. Du hast Sicherheitsmaßnahmen getroffen?“
    „Der Professor und seine Mitarbeiter machen keinen Atemzug mehr ohne unser Wissen. Sie sind sicherer abgeschottet als die britischen Kronjuwelen. Verzeih mir, dass ich dir lediglich die wichtigsten Grundlagen erklären kann. Die Feinheiten verstehen nur ausgebildete Molekulargenetiker.“ Dérúgo wartete respektvoll ab, bis sein Vater ihm ein Zeichen gab fortzufahren.
    „Wie du bereits vermutet hast, bietet die Molekulargenetik und hier vor allem der aktive und gestalterische Eingriff in die Erbinformationen eines Organismus unglaubliche Möglichkeiten. Aus einer bestimmten Pflanze kann zum Beispiel ein Gen zur Abwehr einer Pflanzenkrankheit isoliert und in eine Nutzpflanze integriert werden. Im Labor werden die Pflanzen optimiert. Man kann sie an das Klima anpassen, gegen Krankheiten und Schädlinge resistent machen, bestimmte Inhaltstoffe heraus- oder hineinnehmen und den Ertragsreichtum pushen.
    Ein anderes Beispiel sind E.-coli–Bakterien, denen man ein Gen zur Insulinproduktion einbaut, um damit industriell Insulin zu produzieren. Damit möchte ich sagen, dass wir schon seit Jahrzehnten Erfahrungen haben in der Manipulation und aktiven Gestaltung der DNA von Organismen.“
    Sein Vater hatte ein verräterisches Zucken in den Mundwinkeln, als ob er ein Lächeln unterdrückte. Also war er wohl informiert und Dérúgo hätte sich die Einführung sparen können. Er beeilte sich, zum Punkt zu kommen.
    „Unser Projekt Chimäre. Es ist bekannt, dass sich Zellen nicht beliebig oft teilen können. Jede Zelle hat ein eingebautes Ablaufdatum. Die Lebensdauer jeder Zelle wird mit jeder Teilung kürzer. Ein einfaches Zahlenbeispiel: angenommen, eine Zelle kann sich hundertmal teilen. Nach der ersten Teilung liegen zwei Zellen vor. Diese können sich nun beide nur noch neunundneunzigmal teilen. Nach der nächsten Teilung können sich die neu entstandenen Zellen noch achtundneunzigmal teilen und so weiter.“
    Wei Feng beugte sich leicht vor. Ein Zeichen, dass es jetzt für ihn interessant wurde: „Es ist eine Art Countdown, wenn null erreicht wird, ist Schluss?“
    „Genau, die Zellen altern. Irgendwann kann sich die Zelle nicht mehr teilen, der Zelltod tritt ein und Schluss.
    Eine andere Sache: An den Enden der Chromosomen befinden sich Bereiche, die keine Erbinformationen tragen, aber für die Stabilität der Chromosomen verantwortlich sind. Diese Bereiche nennt man Telomere, sie wirken wie eine Art Schutzkappe. Sie werden nach jeder Zellteilung kürzer, bis sie die Stabilität der Chromosomen nicht mehr gewährleisten.“
    „Halt, Dérúgo, kannst du mir das bildhafter erklären?“
    Dérúgo Feng dachte einen Moment nach. Dann griff er zu einer Tageszeitung, die auf dem Tisch lag. Er faltete sie auseinander, bis er eine einzelne Doppelseite in der Hand hatte. Er stand auf, nahm die Doppelseite und zog sie auf Bauchhöhe auseinander.
    „Stell dir vor, diese Doppelseite hier ist ein Chromosom. Jedes Wort ist eine Erbinformation, die du jetzt gut ablesen kannst. Wenn ich die Seite loslasse, faltet sie sich zufällig zusammen, fällt auf den Boden und du kannst die Information nicht mehr lesen beziehungsweise nur noch einen Teil davon. Jetzt mache ich an den beiden oberen Ecken der Seite jeweils eine Perlenkette

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