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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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China zum europäisch-chinesischen Stabilitäts- und Wirtschaftspakt Ende 2013. Es war bekannt, dass er Edelsteine sammelte und Mitglied der Pekinger Prinzengarde war – mit besten Chancen auf höhere politische Ämter. Gegenüber Obdachlosen und Bettlern sollte er äußerst spendabel sein.
    In die Computer- und Kommunikationssysteme der Chinesischen Botschaft hatte Tobias sich noch nicht eingehackt. Hier wollte er sich an Brians Regeln halten und ihn, bevor er aktiv wurde, informieren. Also schrieb er ihm eine Mail und bat ihn, bei ihm im Büro vorbeizukommen.
    Brian ahnte bereits, dass Tobias eine private Aktion plante. Wenn Tobias ihn in sein Büro bat, hatte er bisher meist ein entsprechendes Anliegen vorgebracht. Als Brian das kleine Büro betrat, das Tobias für sich allein hatte, achtete er sorgfältig darauf, dass er dem Schreibtisch nicht zu nahe kam.
    „Hi, Tobias, ich dachte, du bist heute drüben an der Uni bei den Biologen.“
    „Die sind alle bei der Beerdigung von Professor Brighton.“
    „Der Name sagt mir nichts, muss man ihn kennen?“
    „Professor Brighton war Molekulargenetiker, US-Amerikaner, er hatte eine Hirnblutung. Ralph Ferguson meint, das sei ein großer Verlust. Brighton muss sich die letzte Zeit in seinem Labor vergraben haben, keiner wusste, woran er arbeitet. Er war Spezialist für embryonale Stammzellen. Ralph glaubt, Brighton hätte mir einige interessante DNA-Sequenzen erklären können. Na ja, Pech gehabt, wenigstens war er Organspender.“
    „Organspender, soso“, murmelte Brian. Vor einigen Wochen hatte er über Mary den Kontakt zwischen Tobias und Professor Ralph Ferguson hergestellt. Ferguson galt als der führende britische Molekulargenetiker, und er war von Anfang an von Tobias’ Begabung, Muster zu erkennen und Code-Strukturen zu analysieren, fasziniert gewesen.
    „Ich gehe morgen wieder zu Ralph. Jetzt will ich das Computersystem der Chinesischen Botschaft besuchen.“ Das war typisch Tobias, direkt und ohne Ankündigung. Brian klappte der Unterkiefer herunter.
    „Äh, langsam, Tobias, da ist schon eine andere Abteilung dran.“
    „Ich weiß, und die Chinesen wissen es übrigens auch. Die sind cleverer als unsere Jungs. Ich vermute, sie haben ein gespiegeltes System eingerichtet, in dem sie unsere Leute ein wenig spazieren gehen lassen.“
    Brian war mit einem Schlag hellwach, das war nicht nur interessant, das war wichtig. „Du meinst gezielte Falschinformation? Ich dachte, du bist noch nicht drin und informierst mich vorher.“ Er versuchte, leichten Tadel anklingen zu lassen, aber das gelang eher nicht.
    „Ich hab nur ein wenig an der Tür gekratzt und geschaut, was die Kollegen so gemacht haben. Dabei bin ich auf einen Zugang gestoßen, der erst vor Kurzem von den Chinesen angelegt wurde. Er ist nicht so abgesichert wie die anderen, also werden die Kollegen ihn hacken, und das ist meiner Meinung nach auch gewollt.“
    „Lernst du deswegen Chinesisch?“
    „Ach so, Chinesische Botschaft. Nein, das ist Zufall, mich interessiert der Code der chinesischen Schriftzeichen. Weißt du, dass man davon über 87.000 kennt? In einem durchschnittlichen Wörterbuch stehen aber lediglich 10.000, und 3.000 reichen aus, um die meisten Texte lesen zu können.“ Die Antwort ging Tobias glatt von den Lippen und Brian ließ sich ablenken.
    Er schüttelte den Kopf. „Keine Aktivitäten ohne meine Freigabe! Wir müssen zuerst die Kollegen ins Boot holen. Sie werden nichts dagegen haben, wenn du sie unterstützt. Also warte, bis ich dir das Okay gebe.“
    Am 14. April 2015 drang Tobias zum ersten Mal unbemerkt in das interne Netzwerk der Chinesischen Botschaft ein. Er brauchte nur wenige Stunden, um sich einen Zugang zu ihren Computersystemen zu verschaffen.

Teil 2: Meilensteine

    Sommer 2034

Bob Bloth
    Bob Bloth lief unruhig den Gang auf und ab, er befand sich im Keller eines Nebengebäudes des britischen Parlamentes. Eine Mischung aus Nervosität, aufgeregter Vorfreude und unterdrückter Angst zu versagen ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
    Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten wusste er, warum er hier war und was auf ihn zukam. Ein weiterer Test. Der entscheidende. Er war schon stolz darauf, dass er überhaupt so weit gekommen war. Heute fiel die Entscheidung, heute konnte er die Tür zum Generalsrang weit aufstoßen, er könnte Anwärter auf den Posten des stellvertretenden Geheimdienstchefs werden, damit hätte er die Chance, einmal selbst auf den höchsten Posten

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