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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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eine sehr effektive Waffe. Bei jeder Waffe ist stets die Frage, wer sie in der Hand hat. Wenn er gefährlich für dich, für die Regierung, für unser Land, für die Menschheit ist, dann müsst ihr ihn aus dem Verkehr ziehen.“
    „Mary, ich kriege das nie nach oben durch. Wenn die erfahren, dass er auf jede Autorität, Sicherheits- und Geheimhaltungsstufe pfeift, dann war’s das.“
    „Müssen sie es denn erfahren? Bisher sind es ja nur deine Vermutungen und Ängste. Nur weil er es kann, muss er es noch lange nicht tun. Rede ihm ins Gewissen. Er vertraut dir und wenn er dann tatsächlich mal über die Stränge schlägt, kannst du immer noch handeln. Bezüglich seiner Persönlichkeitsentwicklung ist Tobias in meinen Augen noch pubertär. Er muss seine Grenzen ausloten, ein wenig provozieren und vor allem bestätigt werden.“
    „Also hängt es an mir.“
    „Ja. Ich unterstütze dich bei jeder Entscheidung. Solltest du dich für ihn entscheiden, werde ich sicherstellen, dass er, solange ich aktiv bin, dir unterstellt ist.“
    „Das sind ja mindestens zwanzig Jahre. Mary, ich melde mich dann wieder.“
    Er hörte die Abschiedsworte von Mary Taydon nicht mehr. Seinen Entschluss hatte er gerade gefasst. Er musste nicht darüber nachdenken, ob sie auf Tobias’ Fähigkeiten verzichten sollten.
    Sein Auto parkte noch immer vor Tobias’ Haus, er stieg aus und läutete. Tobias schien nicht überrascht, dass Brian nach wenigen Minuten schon wieder vor ihm stand.
    „Wir müssen reden.“ Brian trat ein und zog die Tür hinter sich ins Schloss. „Vier Regeln, Tobias. Erstens, von mir aus kannst du dich in unseren Computersystemen und in jedem anderen auf der Welt frei bewegen. Zweitens, du informierst mich darüber, was du tust und wo du unterwegs bist. Drittens, Finger weg von allen als streng geheim gekennzeichneten Informationen. Viertens, keine Manipulationen auf irgendeinem Computersystem, wenn ich sie nicht vorher abgesegnet habe. Verstanden?“
    „Ich habe eine Pizza im Ofen, die reicht für zwei.“ Tobias hatte verstanden und sollte sich auch immer daran halten. Fast immer.

Ab da, ab diesem August 2014, brachte Tobias Brian regelmäßig zum Schwitzen. Er hielt sich zwar an die Regeln, aber zuerst spielte er mit den Computersystemen des britischen Geheimdienstes, dann verlagerte er seine Aktivitäten zu den militärischen Systemen und alsbald zu den regierungsnahen und administrativen Computernetzwerken. Parallel dazu war er in der ganzen Welt aktiv.
    Der Erste, der die neuen Umtriebe zu spüren bekam, war Bob Bloth. Aus unerklärlichen Gründen häuften sich bei ihm die Computerabstürze. Brian schaute dem Treiben drei Tage lang mit einem gewissen Vergnügen zu und bat dann Tobias aufzuhören. Eine kleine Sache, aber eine, die zeigte, dass Tobias sich von ihm führen ließ.
    Er verstand erst nicht, warum Tobias ständig in neue Computersysteme eindrang. Mary gab ihm einen simplen Ratschlag: „Frag ihn doch einfach“, und das tat er. Seit er die Antwort wusste, war er zum einen beruhigt und zum anderen begannen er und der Geheimdienst davon zu profitieren.
    Tobias suchte Muster, Programm- und Kodierungssequenzen. Er sammelte, lernte, verglich und optimierte. Er griff nie in andere Systeme ein, außer um sich Zugang zu verschaffen. Er fand in den Strukturen der Sicherheitssysteme immer Disharmonien, wie er sie nannte, die ihm den Zugang ermöglichten. Je besser und aufwendiger sie geschützt waren, umso mehr reizten sie ihn.
    Brian nutzte Tobias’ Jagdfieber, um die britischen Regierungssysteme sicherer zu machen. Fast jeden Tag fand Tobias ein neues Schlupfloch oder ein Sicherheitsrisiko und lieferte gleichzeitig den Lösungsvorschlag.
    Brians Befürchtungen – dass sich Tobias verselbstständigte und auf Staatsgeheimnisse zugriff – bewahrheiteten sich nicht. Tobias hatte allerdings längst Brians Regeln ausgedehnt und ihm davon tunlichst nichts erzählt. So las er nicht nur die Berichte mit, die über ihn geschrieben wurden, sondern auch die Personalakten einer Reihe von Kollegen, inklusive Brians und Marys.
    Und er hatte wieder die Spur von Dérúgo Feng aufgenommen. Er fühlte sich Jakob und Lisa verpflichtet, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen. Über Feng hatte er zunächst nur allgemein zugängliche Informationen. Seit September 2013 war Feng chinesischer Botschafter in London, in der Zeit hatte er auch geheiratet. Feng war einer der führenden Köpfe bei den Verhandlungen der EU mit

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