Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
stimmen.“
Grünwald war überrascht. „Ihr stimmt für uns?“
„Ja, das ist der Deal mit den Briten. Und, Mario?“, er schaute ihm in die Augen. „Wenn ihr den Zuschlag kriegt, bist du mir einen Gefallen schuldig.“
Grünwald nickte nur und zusammen gingen sie in den Sitzungssaal. Philipp Monard eröffnete um 14 Uhr die Sitzung und ratterte zunächst die üblichen Formalien für das Protokoll herunter, dann kam er direkt zur Sache.
„Punkt eins der Tagesordnung ist die Berufung des Ermittlungsleiters. Es wird vorgeschlagen, die zukünftige Behörde beim deutschen Bundeskriminalamt einzurichten, mit Hauptkommissar Herrn Jakob Schell als deren Leiter. Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe empfehle ich, diesem Vorschlag zuzustimmen.
Da mir alle hier anwesenden Vertreter schon im Vorfeld zu verstehen gegeben haben, dass sie diesem Vorschlag zustimmen, kommen wir direkt zur Abstimmung. Wer dem Vorschlag zustimmt, gibt bitte ein kurzes Handzeichen.“
Monard lächelte, als er sah, dass sowohl die Briten als auch die Franzosen die Hände schneller oben hatten als die Deutschen.
„Fürs Protokoll, der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Punkt zwei der Tagesordnung, das Budget für diese Behörde. Es wird vorgeschlagen, das Budget wie in den Unterlagen beschrieben zu genehmigen. Auch hier erlaube ich mir, direkt zur Abstimmung zu kommen.“
Er wartete einen Moment, bis auch der Protokollant sich einen Überblick verschafft hatte. „Fürs Protokoll – der Vorschlag zum Budget wird ebenfalls einstimmig angenommen. Damit sind alle Punkte der Tagesordnung behandelt.“ Er schaute auf die Uhr: „Die Sitzung wird um 14:19 Uhr geschlossen. Danke, meine Damen und Herren.“
Er beobachtete, wie ein geradezu euphorischer Grünwald die Gratulation seiner Kollegen entgegennahm. Er winkte kurz, als Grünwald zu ihm herüberblickte, packte seine Unterlagen und verließ den Sitzungssaal – als frischgebackener Besitzer einer Eigentumswohnung mitten in Paris.
Erst zwei Stunden später las Mario Grünwald die Änderungen, die im letzten Moment an den Unterlagen vorgenommen worden waren. Die Arbeitsgruppe hatte das Budget, das ursprünglich dreißig Personen für drei Jahre vorsah, auf drei Personen reduziert. Doch für Einwände war es zu spät. Mit dem eingesparten Budget wurde bald darauf eine Sonderermittlungsgruppe für illegale Einwanderung gebildet – unter französischer Führung.
Veränderungen
Obwohl es früh am Morgen war und bis auf ihn noch alle schliefen, schien die Luft im Haus vor Aufregung zu vibrieren. Zumindest empfand es Jakob Schell so. Die letzten Wochen hatten ihn und seine Familie aus ihrem alltäglichen Trott gerissen, es war viel geschehen.
Er schloss die Küchentür und schaltete die Kaffeemaschine ein. Als sie endlich ihre Betriebstemperatur erreicht hatte, konnte er sich die erste Tasse Kaffee des Tages gönnen.
Er musste nicht auf die Uhr schauen, um zu wissen, dass es etwa 5 Uhr war. Es dämmerte schon und die Amsel sang um einiges zeitiger als noch im Frühjahr. Früh aufstehen hatte einst zu seinem Beruf gehört, und seine innere Uhr hatte sich darauf eingestellt. Es kam kaum vor, dass er länger schlief.
Mit dem frisch gebrühten Kaffee trat er auf die Veranda hinaus und setzte sich auf eine kleine Holzbank, die seine Frau vor Kurzem erst gekauft hatte und die sich schnell zu seinem Lieblingsplatz entwickelt hatte.
Um 9:30 Uhr war Gottesdienst, er hatte Elisabeth versprochen mitzugehen, auch seine Tochter und sein Sohn wollten mitkommen. Max hatte seit einigen Wochen das Abitur in der Tasche, gemeinsam mit einem Schulfreund würde er quer durch die USA trampen. Er hatte in den letzten Jahren hart gearbeitet und einen ordentlichen Betrag für die Reise zusammengespart. Zwölf Monate sollte die Tour dauern, bis Sommer nächsten Jahres. Morgen ging es los, deswegen war es Elisabeth auch so wichtig, dass sie gemeinsam den Gottesdienst besuchten. Es gab aber noch einen anderen Grund.
Die Gebete seiner Frau waren erhört worden. Sein Zustand hatte sich verbessert, erheblich verbessert. Sein Albtraum hatte keine Macht mehr über ihn, seit einigen Monaten kam es immer seltener vor, dass er ihn überwältigte. Er hatte gelernt, die Ereignisse im Traum bewusst zu steuern und in der Frühphase abzubrechen.
Der Pyschologe, der ihn behandelte, hatte durch Zufall herausgefunden, wodurch seine Abstürze in den Wachschlaf ausgelöst wurden. Es waren Gesichtszüge oder Verhaltensweisen
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