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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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aus erkennungsdienstlicher Sicht ist das nicht schlecht“, sagte Jakob, was mehr eine Frage als eine Feststellung war.
    „Na, dann wird dir auch das hier gefallen.“ Max wandte sich dem Computer zu und rief mit wenigen Eingaben einen Artikel auf. Auf einem Bild war ein winziger durchsichtiger zylindrischer Körper zu sehen. Zum Größenvergleich lag ein Streichholz daneben. Der zylindrische Chip war halb so lang und etwa doppelt so dick wie das Streichholz.
    „Bei der WHO liegt ein Konzept und ein Antrag vor, implementierbare RFID-Chips weltweit einzuführen. Die Idee ist, dass jeder Mensch dazu verpflichtet wird, sich einen Chip implantieren zu lassen, der sämtliche medizinisch relevanten Informationen über ihn beinhaltet. Darauf soll zukünftig auch dein Genom, also die Gesamtheit der genetischen Erbinformationen, abgespeichert werden.“
    „Chip-Implantate, soso. Das mag durchaus gewisse Vorteile haben.“ Jakob dachte an die Massengräber, die er damals auf dem Balkan gesehen hatte und an das Problem, die Toten zu identifizieren. Damals hätte ihnen auch schon eine zentrale Datenbank mit DNA-Profilen viel geholfen.
    Max sah vom Bildschirm weg und seinen Vater an. „Ich glaube nicht, dass es sich durchsetzt, wer lässt sich schon gerne etwas auf Anordnung in seinen Körper einpflanzen? Wenn es überhaupt kommt, wird es mindestens noch zwanzig Jahre dauern.“
    „Und in diesem Bereich willst du später mal arbeiten?“, hakte Jakob nach.
    „Ich weiß noch nicht, was genau. Aber die Vorstellung, neue Organismen wie zum Beispiel optimierte Getreidepflanzen oder Nutztiere zu entwickeln, hat schon was Faszinierendes.“
    Das Bild der genmanipulierten Schlafmohnpflanzen, fein säuberlich aufgereiht vor dem Schmugglerhaus in Afghanistan, drängte sich in seine Gedanken. Er verscheuchte es. „Meinst du das, was man ständig in der Zeitung liest, diesen Genmais?“
    „Ja genau, es gibt natürlich eine Reihe von Bedenken und Argumente dagegen. Aber wenn wir acht oder neun Milliarden Menschen ernähren wollen, müssen wir auch solche Wege gehen. Mich interessiert auch mehr die Entwicklung von Medikamenten. Moment, da muss ich dir noch was zeigen.“
    Max’ Finger flogen über die Tastatur. Er rief die Website einer Wissenschaftszeitschrift auf, gab einen Suchbegriff ein und öffnete einen der angezeigten Artikel. Jakob stand vom Bett auf und stellte sich hinter Max, er las die Schlagzeile laut vor: „Gentherapie verlängert das Leben von Mäusen.“
    „Hier ist ein Experiment einer Gentherapie beschrieben, das an der New Jersey Medical School durchgeführt wurde. Vereinfacht gesagt hat man ein Gen in Mäusezellen gebracht, das das Enzym Telomerase erzeugt. Dies bremst die Alterung der Chromosomen und dort speziell der Telomere. Das Versuchsergebnis war, dass die so behandelten Mäuse gesünder und fitter waren als nicht behandelte Mäuse einer Vergleichsgruppe, und sie lebten auch länger.“
    Jakob war beeindruckt. Weniger von den Versuchsergebnissen, die er kaum einordnen konnte, mehr von dem Wissen und dem Engagement, das sein Sohn an den Tag legte. Offenbar verbrachte er die Zeit am Computer doch nicht nur mit Chatten und Spielen. Stolz regte sich in ihm. Er legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter.
    „Spannend. Also Biologie. Ein Naturwissenschaftler in der Familie, das hört sich gut an. Meine Unterstützung hast du, aber wenn es um das Thema Gott spielen geht: Pass auf, was du sagst, wenn du mit deiner Mutter sprichst. Du weißt, wie viel ihr das Thema bedeutet und wie schnell man sie da verletzen kann.“

Im BKA nahmen viele Kollegen den groß gewachsenen Mann zum ersten Mal richtig wahr. Das Kantinenpersonal hatte ihm sogar einen Spitznamen gegeben, den inzwischen jeder kannte. Sie nannten ihn den Bär, und der Tonfall, in dem sie es sagten, drückte Respekt aus.
    Die Kollegen brachten Jakobs Veränderung vom lethargischen Mann zu einem mit neuer Energie mit seinem Karrieresprung in Verbindung. Am 1. August 2012 war er zum Leiter der neuen Abteilung ernannt worden, die im Auftrag der EU arbeitete und Ermittlungen im organisierten Verbrechen mit Schwerpunkt Organhandel führte.
    Alle, die nur den traumatisierten Jakob Schell kannten, konnten die Beförderung nicht nachvollziehen. Und erst als bekannt wurde, dass die neue Abteilung nur mit drei Stellen besetzt war, nahmen die neidischen und gehässigen Kommentare ab. Schell hatte also nur ein kleines Verantwortungsgebiet und ein totes Thema unter

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