Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
preis.
Sie waren schon wieder auf der Rückfahrt, mitten im Stau. Frühestens gegen 19 Uhr würden sie in Köln ankommen. Lisa tippte in ihr Blackberry, während Jakob versuchte, sich auf den Verkehr zu konzentrieren.
„Was tippst du denn da die ganze Zeit?“, fragte er.
„Moment, bin gleich fertig.“ Er sah aus dem Augenwinkel, wie der Daumen ihrer rechten Hand über die Tastatur flog. Noch bevor er einen Kommentar dazu abgeben konnte, schob sie das Gerät zusammen und verstaute es in ihrer Handtasche.
„Fertig, ich habe ein paar Notizen zum Gespräch mit Albig und seine Kontaktdaten erfasst und mir per Mail geschickt. Morgen kopiere ich dann alles in die Akte. Der Staatsanwalt hat uns zwei Terminvorschläge geschickt. Heute Abend noch, wenn es sehr dringend ist, ansonsten Freitagmorgen um 10 Uhr.“
„Schreib ihm, Freitag reicht, ich hätte gern noch ein wenig mehr Material für ihn“, entschied er.
„Die Spusi hat auch eine Mail geschickt.“ Mehr sagte Lisa nicht.
Er wartete einen Moment und fragte dann doch: „Und?“
„Ich dachte, du kennst das Ergebnis schon. Sie haben nichts gefunden. Sie schicken die Unterlagen mit der Hauspost. Da fällt mir gerade was ein.“ Sie griff nach der Handtasche und zog das Blackberry wieder heraus.
„Ich will noch Tobias anrufen, hast du etwas für ihn?“
„Hat er noch zu tun?“
„Reichlich. Er hat die Daten über alle Organtransplantationen in Deutschland der letzten fünf Jahre besorgt und wertet sie nun auf der Basis unserer Erkenntnisse aus dem Regensburger Fall aus. Ich vermute, dass wir so weitere Kliniken finden werden, in denen Krankenakten manipuliert wurden.“
„Das klingt gut, Lisa. Und zum neuen Fall: Halten wir ihn noch einen Moment raus. Du kannst ihm sagen, dass wir morgen und wahrscheinlich auch am Mittwoch nicht im Büro sind. Am Donnerstag müssen wir dann zur Staatsanwaltschaft nach Regensburg, das sollte er wissen. Ich will morgen wieder nach Frankfurt, zuerst ins Krankenhaus und dann die Hotels abklappern, die Albig rausgesucht hat. Vielleicht haben wir Glück.“
„Tobias ist nicht dumm, er wird nachfragen, und er war letztes Mal schon ziemlich sauer, dass wir ihn nicht informiert haben. Du weißt, dass er sich schnell ausgeschlossen fühlt. Er ist da ziemlich heikel, wahrscheinlich vor allem, weil er dich mag“, sagte Lisa.
„Er mag mich? Wie kommst du denn darauf?“
„Mein Gott, Jakob, der Junge himmelt dich an.“ Er sah sie irritiert an. „Na, sagen wir mal so, er himmelt dich so an, wie er in der Lage ist, jemanden anzuhimmeln. Ich glaube, er sieht in dir ein Vorbild, und als du ihm das Geld für den Computer vorgestreckt hast, hast du ihn für dich eingenommen. Glaub mir, damit kenn ich mich aus. Der Junge hatte sicher in seinem ganzen Leben noch niemanden, der sich um ihn gekümmert hat. Dann kommst du – ein Kriegsveteran, ein Held, ein Polizist – und finanzierst einem Knasti den Computer. Und das nicht aus Mitleid, sondern weil du ihm vertraust.“
„Meinst du? Na gut, wir werden ihn für die Recherchen sowieso brauchen. Also sag ihm, wir haben einen Tipp bekommen, er soll das aber für sich behalten. Und wenn wir zurück sind, weihen wir ihn ein. Ich bin übrigens kein Held.“
„Für andere schon“, murmelte sie und wählte die Nummer ihres Büros. „Tobias? Lisa hier. Ja, wir sitzen im Auto, sind gerade irgendwo hinter Bad Homburg. Wir kommen heute wohl nicht mehr ins Büro.“ Jakob nickte bestätigend.
„Tobias, wir haben einen neuen Tipp bekommen, das ist aber noch nicht offiziell. Wir sind morgen und übermorgen in dieser Sache unterwegs, am Donnerstag dann in Regensburg und deswegen nicht im Büro, aber telefonisch erreichbar. Wenn was ist, ruf an.“ Sie schwieg eine Weile, Tobias schien ihr etwas zu erklären.
„Du fühlst dich nicht wohl?“ Sie kniff einen Moment die Augen zusammen. Jakob interpretierte das als Muss ich mir Sorgen um den Jungen machen? und grinste.
„Ja, in Ordnung. Du kannst morgen zu Hause bleiben. Ruf mich aber an, wenn es nicht besser wird. Und noch eine Bitte: Ich brauche etwa zehn Ordner für den neuen Fall, die bekommst du unten an der Materialausgabe, einfach unsere Kostenstelle angeben und den Empfang quittieren. Ja, danke und dir gute Besserung. Wir sehen uns dann am Freitag.“ Sie klappte das Blackberry zu. „Ich soll dir einen Gruß sagen.“
„Danke. Er fühlt sich also nicht wohl? Ist kein Wunder, wenn er zwanzig Stunden am Tag in einen
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